Ehemaliger Feuerwehrmann steht ab Ende Mai wegen Brandstiftung vor Gericht

Zwischen Juli und November soll ein ehemaliger Feuerwehrmann zwölf Feuer in der Stadt Schkeuditz gelegt haben. Am 23. Mai beginnt das Hauptverfahren gegen den 35-Jährigen vor dem Landgericht Leipzig.

Im Fall des mutmaßlichen Serienbrandstifters von Schkeuditz hat das Landgericht Leipzig die Anklage der Staatsanwaltschaft zugelassen. Das hat ein Gerichtssprecher auf LVZ-Anfrage mitgeteilt.

Das Hauptverfahren gegen den 35-Jährigen wird am 23. Mai eröffnet. Ihm werden zwölf verschiedene Feuer zur Last gelegt. Er soll sie zwischen dem 21. Juli und dem 29. November 2024 im Stadtgebiet gelegt haben.

Beschuldigter weiter in Untersuchungshaft

Die Staatsanwaltschaft Leipzig schloss Ende März ihre Ermittlungen ab. Sie erhob Anklage wegen vorsätzlicher Brandstiftung in sechs Fällen, der versuchten Brandstiftung in zwei Fällen, davon einmal in Tateinheit mit Sachbeschädigung, und der Sachbeschädigung in vier Fällen.

Ziele des mutmaßlichen Brandstifters waren dabei unter anderem mehrere Fahrzeuge, ein Holzunterstand, zwei Abfallcontainer, eine Gartenlaube und zwei Altkleidercontainer. Seit seiner Festnahme am 29. November befindet sich der 35-Jährige in Untersuchungshaft.

Laut LVZ-Informationen soll es sich bei dem Beschuldigten um einen ehemaligen Kameraden der freiwilligen Feuerwehr handeln. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes macht die Staatsanwaltschaft keine näheren Angaben zur Person.

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Chronologie
Alle Feuer der Brandserie in Schkeuditz

Eine Brandserie hielt Schkeuditz (Nordsachsen) 2024 in Atem: Immer wieder brannten Schuppen, Container und Autos. Insgesamt 15 große Feuer wurden gelegt. Seit Ende November sitzt ein Tatverdächtiger in Haft. Ab Ende Mai muss er sich vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Die LVZ hat die bisher bekannten Details zu den Feuern chronologisch zusammengefasst.

Immer wieder brannte es zwischen Juli und November in Schkeuditz – ein Brandstifter zündete wiederholt Autos, Kleingartenlauben und Gebäude an. Zumeist mussten die Kameraden und Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehr mitten in der Nacht ausrücken. Zuletzt am 23. November.

Dann konnte die Polizei vor dem Jahreswechsel einen Tatverdächtigen stellen. Dieser muss sich wohl ab Ende Mai 2025 vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Die LVZ gibt einen Überblick zu allen Bränden der Serie und aktuellen Entwicklungen.

Die ersten drei Brände innerhalb einer Woche

16. Juli: In Nacht zu Dienstag geriet im Schkeuditzer Kleingartenverein „Einheit“ eine Gartenlaube an der Halleschen Straße in Brand. Ein vorbeifahrender Lokführer entdeckte gegen 1.10 Uhr das Feuer und alarmierte die Einsatzkräfte. Die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen wegen Brandstiftung auf.

19. Juli: Nur drei Tage später musste die Feuerwehr erneut ausrücken. Am Freitag stand „Am Roßberg“ gegen 23 Uhr ein Abrissgebäude in Flammen – nur wenige hundert Meter vom ersten Brandfall entfernt. Laut Angaben von Polizei und Feuerwehr stand auch dieses Gebäude bereits seit mehreren Jahren leer.

21. Juli: Das dritte große Feuer innerhalb nur einer Woche. Dieses Mal brannte es am späten Sonntagnachmittag im Untergeschoss eines leerstehenden Mehrfamilienhauses in der Edisonstraße. Die Polizei beginnt einen Zusammenhang zwischen den Fällen zu prüfen und erhöht die Streifentätigkeit in der Stadt. Seitens der Feuerwehr hieß es zum Zeitpunkt bereits: „Da legt wahrscheinlich jemand Hand an.“

Nach Pause geht Brandserie weiter: Experte äußert sich

19. August: Zunächst gab es Hoffnungen, dass die Brandserie ein Ende genommen habe. Doch dann brannte es erneut in der Nacht im Kleingartenverein „Einheit“.

25. August: Wenige Tage später wurde die Feuerwehr zu einem großen Koppelbrand an der Frankenheimer Straße im Ortsteil Dölzig gerufen. 180 Heuballen standen in der Nacht zu Sonntag gegen 2.30 Uhr Flammen. Laut Polizei kann eine spontane Selbstentzündung nicht ausgeschlossen werden – die Ermittlungen wurden in diesem Fall kurze Zeit später eingestellt.

Menschen entdecken im Feuerlegen einen Mechanismus für sich, der ihnen mit minimalem Aufwand scheinbare Stärke verleiht. – Peter Spindler – Chefarzt der Klinik für Forensische Psychiatrie am Sächsischen Krankenhaus Altscherbitz

Nach dem fünften großen Brand sprach die LVZ mit Peter Spindler über die Hintergründe. Er ist Chefarzt der Klinik für Forensische Psychiatrie am Sächsischen Krankenhaus Altscherbitz und behandelt im Maßregelvollzug psychisch kranke Straftäter – auch Brandstifter.

Feuere nehmen laut Einsatzkräften „neue Dimension“ an

5. September: Im Ortsteil Freiroda brannte in der Nacht gegen 1 Uhr eine Scheune vollständig ab. Ein von der Brandserie betroffener Landwirt fühlt sich wie andere in der Stadt nun verunsichert. Die Freiwillige Feuerwehr spricht derweilen von einem bisher unbekannten Ausmaß:

18. September: Als „Ein trauriges Ende“, bezeichnet Kleingärtner Günter Holzweißig den mittlerweile siebten Brand in Schkeuditz. Der Pächter im Kleingartenverein „1914″ steht vor den verkohlten Überresten seiner Laube. Die Verunsicherung unter den Kleingärtner ist groß – die Kriminalpolizei hat erneut die Ermittlungen wegen Brandstiftung aufgenommen. Ein Video zeigt das Ausmaß der Zerstörung.

24. September: Wieder brannte eine Gartenlaube – dieses Mal im Ortsteil Kleinliebenau. Gegen 2.15 Uhr rückten zwei Freiwillige Feuerwehren zu dem Grundstück an der Ecke Horburger Straße/Grüner Winkel aus. Wieder ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung. Ob alle acht Brände der vergangenen drei Monate zusammenhängen, ist zu diesem Zeitpunkt nicht belegt.

Zehntes Feuer der Brandserie

3. Oktober: Am Tag der Deutschen Einheit war die Freiwillige Feuerwehr gegen 19.10 Uhr erneut gefordert. Wieder brannte das leerstehende Mehrfamilienhaus in der Edisonstraße. Dort stand bereits am 21. Juli das Untergeschoss in Flammen. Das Fachkommissariat der Polizei nahm die Ermittlungen wegen Brandstiftung auf.

11. Oktober: Es ist das zehnte Feuer der Brandserie in Schkeuditz – In der Nacht zu Freitag brannte erneut eine Laube. Wieder war die Sparte „Einheit“ betroffen.

Feuer auch an bewohntem Haus gelegt

20. Oktober: Auf dem Containerplatz eines Mehrfamilienhauses in der Robert-Koch-Straße sind in der Nacht zu Sonntag mehrere Mülltonnen in Brand geraten. Wie die Polizei mitteilte, griffen die Flammen gegen 0.30 Uhr auch auf einen Unterstand über und beschädigten ein dort abgestelltes Motorrad. Verletzt wurde niemand.

24. Oktober: Erneut stand gegen 1 Uhr eine Gartenlaube des Vereins „Einheit“ in der Halleschen Straße in Flammen. Durch das Feuer wurden vier Volieren sowie ein weiterer Abstellraum in Mitleidenschaft gezogen. In denen befanden sich laut Polizei jedoch keine Tiere.

Aktueller Ermittlungsstand: Brandstiftung in zehn von 13 Fällen

31. Oktober: Am Mittwochmorgen kam es in der Edisonstraße erneut zu einem Brand, der in das Muster der Brandserie passt. Insgesamt gehen die Ermittler in zehn von 13 Feuern davon aus, dass diese absichtlich gelegt wurden – darunter alle Brände im Oktober. Bei zwei weiteren Fällen laufen die Ermittlungen zu diesem Zeitpunkt wegen Sachbeschädigung durch Feuer weiter. Lediglich bei einem der Feuer wurden die Ermittlungen eingestellt.

15. Feuer: Firmentransporter brennt auf Supermarkt-Parkplatz

9. November: In der Nacht eine Gartenlaube in Flammen – dieses Mal im Ortsteil Hayna. Wie die Polizei mitteilte, zerstörte das Feuer die Laube und den angrenzenden Zaun.

23. November: Gegen 2.25 Uhr in der Nacht zu Samstag ist auf einem Supermarkt-Parkplatz an der Ringstraße ein Transporter einer Baufirma in Flammen aufgegangen. Auch hier geht die Polizei von Brandstiftung aus.
Tatverdächtiger auf frischer Tat ertappt und angeklagt

29. November: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag konnte die Polizei einen Tatverdächtigen auf frischer Tat ertappen. Das erklärte Revierleiter Colin van de Loo im LVZ-Interview.

Der 35-jährige Tatverdächtige sitzt laut Informationen der Leipziger Staatsanwaltschaft seit der Festnahme in Untersuchungshaft. Laut LVZ-Informationen soll es sich bei dem 35-Jährige um einen ehemaligen Feuerwehrmann handeln. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könne die Staatsanwaltschaft keine Angaben zur tatverdächtigen Person machen, erklärt Fink auf Nachfrage.

April/Mai 2025: Die Staatsanwaltschaft Leipzig hatte Ende März ihre Ermittlungen abgeschlossen und Anklage wegen vorsätzlichen Brandstiftung in sechs Fällen, der versuchten Brandstiftung in zwei Fällen und der Sachbeschädigung in vier am Landgericht Leipzig Fällen erhoben. Die Hauptverhandlung soll Ende Mai eröffnet werden.