Nächste Leipziger Immobilienfirma ist pleite: Sitz im Travel24-Hotel
Die Firma German Values Property Group hatte lange Zeit eng mit der Leipziger Vicus Group zusammengearbeitet. Entstanden war das Immobilienunternehmen aber als Teil des Leipziger Internetkonzerns Unister. Nun ist der Nachfolger laut Amtsgericht „zahlungsunfähig und überschuldet“.
Die Leipziger Immobilienbranche wird weiterhin durch Insolvenzen erschüttert. Soeben hat das Amtsgericht ein solches Verfahren für die German Values Property Group GmbH (GVPG) eröffnet. Ihr Sitz befindet sich im Gebäude vom Travel24-Hotel am Tröndlinring 9 – und das nicht zufällig.
GVPG sei „zahlungsunfähig und überschuldet“, teilte das Gericht mit. Die Pleitefirma heißt so aber erst seit 2021. Zuvor trug sie einen weit bekannteren Namen. Der lautete Travel24.com AG und stand mit dem Leipziger Reisekonzern Unister in enger Verbindung.
Internetriese Unister wollte eigene Hotel-Kette aufbauen
Unister-Gründer Thomas Wagner hatte viel Erfolg mit Internetportalen, auf denen er die Kundschaft mit Reisen und Flügen „ab in den Urlaub“ schickte. Er wollte noch eine eigene Hotelkette aufbauen – und bündelte diesen Traum in der Travel24.com AG.
Für das erste Hotel wurde der Kopfbau vom früheren Ring-Messehaus von der Leipziger Immobilienfirma Vicus Group erworben. 2016 kam Wagner jedoch bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Unister rutschte bald darauf in die Insolvenz.
2017 wurde das von ihm geplante Hotel am Tröndlinring trotzdem eröffnet. Die Aktienmehrheit bei der Travel24.com AG übernahmen nun Personen, die zur Vicus Group gehörten – wie deren Chef Michael Klemmer. Bald kamen noch Bewirtschaftungsverträge für ein Hotel im Rheinland und für die Leipziger Luxus-Herberge Fürstenhof hinzu. In allen drei Fällen gehörten die Immobilien inzwischen der Vicus Group.
Doch die Travel24.com AG fuhr Verluste ein. Zum Teil lag das an Altlasten aus der Wagner-Zeit. Dann kam noch Corona und der Fürstenhof schloss für Umbauten. Notgedrungen verabschiedete sich der Hotel-Betreiber vom Tourismus und wechselte 2021 den Namen.
Als German Values Property Group wollte man zum Entwickler von Immobilien für Technologie und Wissenschaft werden. Binnen drei Monaten erwarb die neue GVPG große Forschungsensemble in Aachen, Hannover und Leipzig – für insgesamt 40 Millionen Euro.
Forschungsimmobilie gleich neben dem UFZ verkauft
Die Leipziger Immobilie an der Permoserstraße 19 (gleich neben dem Kubus vom UFZ) konnte noch im selben Jahr mit drei Millionen Euro Gewinn weiter verkauft werden. Doch zur dauerhaften Stabilisierung der Zahlen reichte das nicht. In der letzten verfügbaren Bilanz steht für 2022 wieder ein dickes Minus. Dabei wurden Außenstände von fast zehn Millionen Euro gegenüber der Vicus Group und „nahestehenden Personen“ tilgungsfrei gestellt bis Ende 2024. Die Wirtschaftsprüfer wollten die Bilanz nicht mehr absegnen. 2023 folgte die Umwandlung der AG in eine GmbH.
Klemmer sagte auf LVZ-Nachfrage, die GVPG habe schon vor etlichen Monaten auch die Immobilien in Aachen und Hannover verkauft. Mit den Erlösen seien Bankverbindlichkeiten erfüllt worden. Die Pleite verursacht hätten „weiche Kosten“ im sechsstelligen Bereich zum Unterhalt einer Firmenhülle ohne Neugeschäft.
Zuletzt hätten die Vicus Group und seine Familie nur kleine Anteile bei GVPG besessen, berichtete Klemmer. Bezüglich der tilgungsfreien Darlehen sagte er: „Wir haben natürlich schon Verluste, das muss man sagen. Aber das kann ich jetzt auch nicht ändern.“ Durch die Insolvenz gebe es nach seinem Wissen keine ernsthaften Probleme für Banken oder andere Kreditgeber, auch nicht für die Vicus Group. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Axel Roth aus Stötteritz bestellt.