Pachtvertrag der Moritzbastei läuft aus: Leipzig will Zukunft des Clubs klären
Vor 50 Jahren schaufelten Studentinnen und Studenten der Universität Leipzig die Moritzbastei aus dem Untergrund, seither ist sie aus Leipzigs Kulturlandschaft nicht wegzudenken. Nun soll der Pachtvertrag verlängert werden.
Die junge Angela Merkel hat sie einst mit ausgegraben, Hunderttausende Studierende haben danach hier gegessen, diskutiert, entspannt und vor allem Konzerte, Lesungen und Theater genossen. Sogar Britney Spears machte in der Leipziger Moritzbastei schon eine Nacht auf dem Dancefloor zum Tage. Vor 45 Jahren wurde die historische Wehranlage in einen Studentenclub umgewandelt und zu einer der wichtigsten Leipziger Kulturinstitutionen. Damit dies so bleiben kann, will die Stadtverwaltung den auslaufenden Pachtvertrag verlängern.
Anfang der 1970er Jahre hatten Studierende der Universität Leipzig die verschütteten Gemäuer entdeckt und in 150.000 unentgeltlichen Arbeitsstunden freigelegt. Auch die ehemalige Bundeskanzlerin soll als Physikstudentin zur Schippe gegriffen haben. Am 1. Dezember 1979 wurde ein Teil der Anlagen als Club erstmals genutzt. Nach der Wende brauchte es neue Nutzungsregeln, die Universität gründete eine gemeinnützige Stiftung zum Erhalt der Gemäuer und – wie es konkret heißt – zur Förderung von Denkmalschutz, Kunst, Kultur und internationaler Gesinnung Leipzigs. Ende 1994 konnte mit der Stadtverwaltung ein Erbbaurechtsvertrag geschlossen werden, der Investitionen ermöglicht, bei jährlicher Zahlung von damals 1 D-Mark allerdings auch ein 30-jähriges Nutzungsrecht garantiert. Seit der Währungsreform zahlt die MB diesen Betrag umgerechnet in Cent.
Pachtvertrag soll zu gleichen Konditionen verlängert werden
Am 31. Dezember 2027 wird dieses Recht nun auslaufen, erinnerte die Kommune in diesen Tagen. Sie schlägt vor, diese Vereinbarung bereits frühzeitig um weitere 30 Jahre bis 2057 zu verlängern – zu denselben Konditionen wie bisher, um den Betreibern Planungssicherheit zu geben. „Die Moritzbastei ist eine Institution im Leipziger Kulturbetrieb und insbesondere aus der studentischen Clubszene nicht wegzudenken“, heißt es aus dem Büro des Oberbürgermeisters. Statt der umgerechneten 1 D-Mark sollen künftig als Pacht jährlich festgelegt 51 Cent überwiesen werden.
Nach aktuellen Schätzungen hat das 3500 Quadratmeter große Gelände einen Wert von gut 1,5 Millionen Euro. Das sind allerdings nur theoretische Schätzungen, die den eigentlichen Wert der unterirdischen Kulturgewölbe außer Acht lassen. Nur durch die symbolische Pachtgebühr sei es überhaupt möglich, dass die Betreiber selbst in den Erhalt investieren können und ihr Kulturzentrum auch rentabel und erschwinglich für Studentinnen und Studenten bleibe, so die Kommune. Gewinne könnten in einer Stiftung ohnehin nicht erzielt werden.
„Ohne die Studierenden gebe es die Moritzbastei nicht“
Das unterstreicht auch MB-Geschäftsführer Mario Wolf. „Ohne die Initiative Leipziger Studierender gäbe es die Moritzbastei als stadthistorisch zugängliches Denkmal nicht.“ Ohne die symbolische Pachtgebühr existiere die MB als Ort studentischer und akademischer Kultur und Begegnung aber ebenfalls nicht. „In diesem Sinne ist die Beschlussvorlage für die nächste Stadtratssitzung eine logische Reaktion auf die Geschichte der letzten 50 Jahre Moritzbastei und bietet eine anknüpfende Perspektive für die nächsten 30 Jahre“, findet Wolf.
Laut Kommune habe die Landesdirektion keine Einwände gegen eine Fortführung unter den alten Konditionen. Die Ratsversammlung muss dem Vorschlag aber noch zustimmen.