Bundesweit einzigartiges Projekt: Genesungswohnung für Sexarbeiterinnen in Leipzig
Die Aidshilfe Leipzig bietet Sexarbeiterinnen eine temporäre Unterkunft, ohne das diese die klassischen Zugangshürden zu Frauenhäusern erfüllen müssen. Die Genesungswohnung ist deutschlandweit einzigartig und für den Fortbestand auf Spenden angewiesen.
In Leipzig gibt es eine neue Anlaufstelle für Sexarbeiterinnen, die in gesundheitliche oder soziale Notlagen geraten. Die Aidshilfe Leipzig hat eine Genesungswohnung eingerichtet, die Frauen eine Rückzugsmöglichkeit bietet, in der sie „für sich einfach mal ein, zwei Wochen zur Ruhe zu kommen, sich sortieren können“, erzählt Jule Meglin von der Aidshilfe Leipzig. Die Einraumwohnung ist mit einem Bett, eigenem Duschbad, einer Essecke, einem Fernseher und einer Waschmaschine ausgestattet. Der Ort wird zum Schutz der Frauen anonym gehalten.
Das Projekt resultiert aus den langjährigen Beobachtungen und Erfahrungen der Fachkräfte. Gerade für Sexarbeiterinnen ohne festen Wohnsitz sind Erholungsphasen nach gesundheitlichen oder psychischen Belastungen, etwa einem Schwangerschaftsabbruch, von großer Bedeutung. Die Genesungswohnung soll diesen Frauen die Möglichkeit geben, sich in einem sicheren Umfeld zu stabilisieren.
Andere Zugangshürden als im Frauenhaus
Im Gegensatz zu Frauenhäusern ist der Zugang zu dieser Wohnung weniger restriktiv. Für die Aufnahme in einem Frauenhaus wird meist eine akute Bedrohung oder Betroffenheit von Gewalt vorausgesetzt. Meglin berichtet, dass viele Frauen aus osteuropäischen Ländern im Schengen-Raum in Leipzig als Sexarbeiterinnen arbeiten und „hier ihren Lebensmittelpunkt haben, aber faktisch wohnungslos sind, sobald sie ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen können“. Da die Notfallversorgung durch die Herkunftsländer der Frauen abgedeckt werden müsste, wird genau die Zeit kurzer Krankheitsphasen zu einem Problem. Um dieses Versorgungsdefizit zu verkleinern, steht die Genesungswohnung auch wohnsitzlosen Sexarbeiterinnen offen.
Selbstbestimmt ins Handeln kommen
Die Frauen in der Genesungwohnung werden durch Fachkräft vor Ort betreut, entscheiden allerdings selbst, was sie verändern möchten. „Die Frau bekommt Informationen und kommt dann selbst ins Handeln, um die eigene Situation zu bewältigen“, erklärt Meglin. Voraussetzung ist dafür, dass die Frauen psychisch stabil genug sind, um eigenständig in der Wohnung zu leben.
Finanzierung für Januar noch nicht gesichert
Eine Herausforderung für die Aidshilfe Leipzig bleibt die Finanzierung des Projekts. Derzeit wird dies durch das Gesundheitsamt unterstützt. „Aber wir wissen nicht, wie es ab Januar weitergeht, weshalb wir auf Spenden angewiesen sind“, so Meglin. Die Genesungswohnung füllt eine Lücke im Hilfesystem, weshalb „es ganz wichtig ist, dass solche Schutzorte gesichert und ausgebaut werden, und auch bekannt ist, dass es sie gibt und dass es sie braucht“, fasst Meglin zusammen.