Interview – Linksextreme aus Leipzig rechtfertigen Angriffe auf Neonazis
Laut des Sächsischen Verfassungsschutzes befindet sich die Hochburg der Autonomen in Leipzig. Die Stadt sei neben Berlin und Hamburg einer der drei bundesweiten Hotspots des gewaltorientierten Linksextremismus. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Autonomen, aber auch zu Übergriffen auf Andersdenkende. Ein Team aus Reportern von „Panorama – die Reporter“ und „STRG_F“ hat mit Linksextremisten aus Leipzig über Gewaltübergriffe auf ihren politischen Gegner gesprochen.
Nach einer Reihe von Gewaltübergriffen auf Rechtsextremisten in Sachsen und Thüringen verteidigen Mitglieder der radikalen Linken solche Übergriffe als eine Art Selbstverteidigung. Im Interview mit Reportern von „Panorama – die Reporter“ und „STRG_F“ behaupten Linksextreme aus Leipzig, dass die Sicherheitsbehörden zu wenig gegen die extreme Rechte unternehmen würden. Ihrer Ansicht nach bekämpfen sie mit derartigen Gewaltaktionen einen sich ausbreitenden Faschismus. Mit Neonazis könne man nicht mehr argumentieren, es gehe deshalb darum, Kante zu zeigen, sagen sie.
Jetzt kann man natürlich warten, dass Dinge wie Halle, Hanau oder Kassel passieren. Und dann gibt es Menschen, die sagen: Okay, wenn diese Menschen bereit sind, andere zu töten, dann muss ich sie in irgendeiner Form aufhalten.
Sendetermine Die komplette Sendung wird am 7. Dezember ab 21:15 Uhr im NDR Fernsehen und am gleichen Tag ab 17:00 Uhr auf dem Youtube-Kanal von STRG_F zu sehen sein.
Taten sind geplant
Nach Angaben der Linksextremen sind deren Taten geplant. Vorab werde zu den politischen Gegnern recherchiert. Auch die Orte der Übergriffe seien sorgfältig vorbereitet. „Wir greifen sie an ihren intimsten Punkten an – vor dem Haus oder im Haus.“ Ihre Gewalt habe fast keine Grenzen. Nur jemanden töten, das wollen sie nach eigener Aussage nicht.
LKA weist Vorwürfe zurück
Dirk Münster, Leiter des Staatsschutzes im Landeskriminalamt (LKA), weist im Interview mit dem NDR den Vorwurf von sich, zu wenig gegen Rechts zu unternehmen. In der Bekämpfung von rechtsmotivierter Kriminalität habe man in Sachsen viel erreicht. „Ich kann verstehen, dass man besorgt ist. Aber das als Rechtfertigung zu nehmen für schwere Straftaten, das ist für mich grundfalsch“, so Münster. Auch den Vorwurf der pauschalen Kriminalisierung von linkem Aktivismus weist er zurück.
Wir haben kein Problem mit Links. Wir haben ein Problem mit Straftätern, unabhängig, zu welchem Bereich sie gehören.
Leipziger Szene im Fokus
Besonders die Szene in Leipzig steht im Fokus der Ermittler, hier hat sich nach Einschätzung des Bundesamts für Verfassungsschutz ein „Schwerpunkt linksextremistischer Gewalt“ etabliert. Auch Lina E. und einige Mitangeklagte lebten zuletzt in Leipzig. Reporter des NDR konnten Ermittlungsunterlagen zum Fall einsehen und nachvollziehen, wie die Gruppe gearbeitet haben soll. Bis auf einen wohl spontanen Überfall sollen auch sie gezielt vorgegangen sein: Die Opfer wurden ausgespäht, beobachtet und schließlich mit großer Überzahl attackiert. Manche von ihnen wurden laut Gerichtsmedizin dabei „potenziell lebensbedrohlich verletzt“. Weder Lina E. noch die anderen Beschuldigten wollten sich beim NDR zu den Vorwürfen äußern. Auch vor Gericht schweigen sie bislang.