Das progressive Ticket

Hendrik Wallat
2022-09-27
Das progressive Ticket

Thesen zum affirmativen Charakter der Kritischen Theorie und dem Konformismus der Linken

Die Kritische Theorie ist weder tot noch veraltet. Weit schlimmer: sie ist affirmativ geworden. Gemeint sind nicht Habermas, Honneth und andere, die, aus mir durchaus unerfindlichen Gründen, bis heute als Vertreter oder Erneuerer der Kritischen Theorie gelten. Ihr sehr erfolgreich betriebenes Geschäft war es, die Kritische Theorie um ihren philosophischen und gesellschaftskritischen Kern zu bringen, indem sie diesen durch einen theoretischen Sozialdemokratismus ersetzten, den metaphysische und politische Welten von der klassischen Kritischen Theorie trennen. Außerhalb der Universitäten interessiert sich allerdings niemand für ihre Theorien; sie sind ein Beschäftigungsfeld für akademische Karrieristen, die um die institutionelle Macht der mit der Wirklichkeit sich versöhnten Theoriebildung wissen. Lassen wir sie also links liegen, und gönnen wir ihnen ihren Erfolg.

Anders verhält es sich jedoch mit all jenen, die sich nach wie vor auf das reichhaltige Erbe der klassischen Kritischen Theorie beziehen. Was in diesen Kreisen in den letzten Jahren, insbesondere seit der staatlichen Ausrufung des Corona-Ausnahmezustands, für eine Entwicklung zu beobachten ist, gibt weit mehr Anlass zur Ernüchterung als eine Absage an die klassische Kritische Theorie als solche. Dass mittels eines selektiven Zugriffs auf die exoterische Schicht der klassischen Kritischen Theorie diese selbst in eine affirmative Ideologie liberal-demokratischer Vergesellschaftung verkehrt wird, ist weit gravierender. Eine besondere Rolle spielen hierbei die sozialwissenschaftlichen Forschungen des Instituts für Sozialforschung zum autoritären Charakter und zum Antisemitismus. Beide werden nicht nur aus der – Adorno und Horkheimer bewussten – Spannung gelöst, in der sie sowohl zu den viel radikaleren gesellschaftstheoretischen Annahmen über den Irrationalismus kapitalistischer Herrschaftsverhältnisse als auch zu den zivilisationskritischen Spekulationen stehen, die insbesondere in der Dialektik der Aufklärung vorgetragen werden. Als integrativer Bestandteil der demokratischen Gegenwartsideologie dienen sie längst zur Stabilisierung der herrschenden Gesellschaftsordnung, indem sie dabei helfen, Kritik an dieser zu sabotieren. Hierzu, wie zu einigem dazugehörigen, daher ein paar polemische Thesen.

I

Hier ist nicht die Rede von der staatsantifaschistischen Linken, die primär im progressiven Milieu der ideologischen Staatsapparate beheimatet ist, deren eine (ältere) Sektion stärker durch den theoretischen Sozialdemokratismus geprägt wurde, während die hippere die Schule postmoderner Ideologieproduktion erfolgreich absolviert hat. Was ich meine, möchte ich als Jungle-World-Linke bezeichnen, dem diskursiven Sammelbecken all jener, die sich mit einigen leicht bekömmlichen Brocken klassischer Kritischer Theorie die Gegenwart erklären wollen. Das sie dabei ständig versagen, geht konsequent einher mit der zunehmenden Affirmation des Bestehenden. Man tut dort so – das haben Jan Gerber und Sören Pünjer in der Bahamas bereits auf dem Punkt gebracht[1] –, als könnte man sich unhistorisch, von aller Erfahrung unbeleckt auf die Studien zum autoritären Charakter beziehen. Ausgeblendet wird, dass rund 80 Jahre kapitalistische Vergesellschaftung zwischen ihrer Konzeption und unserer Gegenwartsgesellschaft liegen, die einen Wandel durchlaufen hat, der es unmöglich macht, die gegenwärtige Entwicklung mit dem autoritären Charakter sozialpsychologisch zu erklären. Dass wir es durch die neoliberale Forcierung kapitalistischer Asozialität weit mehr mit der gesellschaftlichen Zerstörung von Charakter als solchem zu tun haben, mit einem Angriff auf die Seele selbst, wie es das Konspirationistische Manifest pathetischer und damit verfänglicher formuliert[2], macht das wiederkehrende Gerede vom autoritären Charakter so überaus antiquiert. Dessen sozialisationsinstanzlichen Voraussetzungen, die seiner Theorie zugrunde liegen, sind in den fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaften des Westens weitgehend Geschichte. Der autoritäre Charakter ist am ehesten immer noch lebendig im deutschen Untertan, den man allerdings nicht nur dort auffinden wird, wo es die Jungle-World-Linke gerne hätte. Wenn dieses Milieu daher so gerne von der konformistischen Revolte der Rechten redet, möchte man antworten: ‚wenigstens Revolte, ihr seid nur Konformisten, und wie autoritätsgläubig ihr seid, haben die Coronajahre hinlänglich bewiesen‘. Tatsächlich eine etwas andere Art der Aktualität des autoritären Charakters. Wie dem auch sei, die politisch richtungslosen Klassenkämpfe gegen die Radikalisierung kapitalistischer Ausbeutungsverhältnisse sind genauso wenig in ihrer diffus-konformistischen, ‚populistischen‘ Ausprägung durch den Rückgriff auf den autoritären Charakter hinreichend zu erklären wie der ebenso heterogene Widerstand gegen den Aufbau neuer staatlicher Herrschaftsmechanismen und die Konsolidierung sich modernisierender Herrschaftsverhältnisse. Deren materielle Grundlage ist ein Krisen-Kapitalismus, der zu seiner Aufrechterhaltung sich einige nach dem 2. Weltkrieg eingeübte Beiß-Hemmungen wieder abtrainieren muss. Dass es keinen emanzipatorischen Widerstand gegen das Autoritär-werden des Staates, keine politisch bewussten Klassenkämpfe gegen eine sich immer stärker ausprägende kapitalistische Klassengesellschaft und keinen anti-militaristischen Protest gegen Aufrüstung und Krieg gibt, ist nicht zuletzt Resultat der Selbstaufgabe linker Kritik zugunsten eines affirmativen Konformismus, der sich als ‚Kampf gegen Rechts‘ tarnt und von diesem Zusammenhang partout nichts wissen will.

II

Wer Twitter aktiv zur politischen Kommunikation nutzt, muss das Denken schon vorher aufgegeben haben. Ein Blick in die Twitter-Accounts von Jungle-World-Linken ist dennoch bzw. gerade deswegen lehrreich. Die Kürze der Messages zwingt zur Selbstdemaskierung und offenbart den geistigen Zustand dieses Milieus. So postet etwa Jutta Ditfurth: „Wenn wir keinen ‚nationalsozialistischen Wutwinter‘ wollen brauchen wir Proteste + Slogans auf der Straße, die sich politisch EINDEUTIG von allen Querfronten, Wahnwichteln und Nazis abgrenzen. Auf keinen Fall montags. Und: Verarmung geschieht im Osten UND im Westen. #Montagsdemos“ (16.8.2022) Geschichtsrevisionismus ist nur das eine. Linken wie Ditfurth ist es scheinbar nicht möglich, kleinere Geschütze aufzufahren als einträchtig mit dem Verfassungsschutz einen nationalsozialistischen Protest herbei zu halluzinieren, um die Untertanen, deren verinnerlichte demokratische Ideologie derzeit recht grobe materialistische Risse zu bekommen droht, von der Straße fernzuhalten. Das andere ist die verquere und überaus verschwörungstheoretische Vorstellung vom Klassenkampf, der sich in dem Tweet offenbart. Dieser lässt sich nicht als Demonstration anmelden und organisieren. So etwas macht man für seine eigene Sekte, die man dann mit den richtigen Parolen und Transparenten ausstatten kann, die vor allem dazu dienen werden, die ziemlich unreine Wirklichkeit realer Klassenkämpfe auszublenden, die sich an grob materiellen Fragen entzünden. Alle Revolten und Revolutionen der Neuzeit wurden nicht von einer revolutionären Avantgarde in Gang gesetzt, sondern hatten ihren Anstoß in Versorgungskrisen und wurden zumeist von Frauen ausgelöst, die nicht mehr wussten, wie sie die hungrigen Mäuler ihrer Familien stopfen sollten. Dabei ging es schnell brutal und Ressentiment geladen zur Sache. Wer hiermit nicht in Berührung kommen will, weil er Angst hat, mit dem diffusen, natürlich immer auch nach rechts offenen, in Teilen schlicht reaktionären Bewusstsein von Massenprotesten kontaminiert zu werden, sollte gleich zu Hause bleiben und sich auf ‚Ideologiekritik‘ beschränken.

Die hegemoniale Linke – auch hier hat die Corona-Pandemie als Katalysator fungiert – hat es geschafft, dass niemand mehr mit klarem Verstand sie als Kraft wahrnimmt, die antagonistisch zu den herrschenden Verhältnissen steht oder gar mit einer Perspektive universeller Befreiung aufwartet, die in der radikalen Transformation der herrschenden Eigentumsverhältnisse verankert ist. An die Stelle der materiellen Aufhebung der Klassengesellschaft ist längst die ethische Reinigung vom ‚Klassismus‘ getreten, die mittels repressiver Sprachhygiene dazu anhält, die Proleten doch bitte so anständig zu behandeln, dass sie nicht mehr zu spüren bekommen, dass sie welche sind; die diskriminierungsfreie Klassengesellschaft als schizoide Utopie der woken ‚Linken‘. Die Linke hat sich als Kraft radikaler Kritik selbst aufgelöst und gehört zu den Stützen des herrschenden Systems, dem sie sich als progressives Ticket anbiedert. Wer tatsächlich glaubt, dass elementarer Klassenkampf irgendetwas mit der Organisation von angemeldeten Demonstrationen mit politisch korrekten Slogans zu tun hat, hat von Wesen und Dynamik sozialer Proteste ein ebenso deutsch-bürokratisches wie verschwörungstheoretisches Bild, welches am Ende stets so lächerlich wie staatstragend ausfällt. Dass die Linke mittlerweile Angst vor dem Klassenkampf hat, sagt alles. Wenn es nur noch konformistische Rebellionen gibt, in deren Schilde potenzierte soziale und politische Regression geführt wird, und man daraus schließt, dass man das herrschende System gegen die ‚Straße‘ verteidigen muss, dann ist das in einem das Resultat desaströser linker Politik wie ihr kompletter Offenbarungseid. Am Ende wird man, wie schon in der Corona-Politik, zum willfährigen Handlanger des Staates, der sich über die Schützenhilfe freuen darf. Diese besteht vor allem in der ideologischen De-Legitimation von Klassenkampf und politisch unreinen Protest, die er mittels der inflationären Erzählung vom (strukturellen) Antisemitismus, pauschalen Nazi-Vorwürfen und der Beschwörung des autoritären Charakters einer konformistischen Rebellion betreibt. Nicht dass es all diese reaktionären Erscheinungen in Wirklichkeit gar nicht gebe, ist dem entgegenzuhalten. Was es zu kritisieren gilt, sind vielmehr die zunehmend konformistischen Schlüsse, die eine Linke hieraus zieht, der Versatzstücke Kritischer Theorie zur Affirmation des Bestehenden dienen.

III

Antagonistische Vergesellschaftung schlägt sich in jedem von uns darin nieder, dass sie die Einheit unseres Selbstbewusstseins systematisch zerrüttet. Was uns die vernünftige Einsicht an sich zwingend moralisch gebietet, wird strukturell durch die Einrichtung der Gesellschaft atomisierter Konkurrenzobjekte sabotiert. Was für das moralische Selbstbewusstsein und das individuelle Leben gilt, trifft a fortiori auf die politische Praxis zu, sofern sie nicht bewusstloses Handeln in den herrschenden Verhältnissen ist, sondern auf ihre Abschaffung zielt. Da sich politische Praxis ihre Handlungsbedingungen nicht aussuchen kann, muss sie von dem ausgehen, was zugleich aus der Welt geschafft werden soll. Das gleicht nicht selten der Quadratur des Kreises. Ein pragmatisches Arrangement mit den herrschenden Verhältnissen, welches jeder im Alltag auf seine Weise auch vollziehen muss, erfasst nicht minder zwingend jede politische Praxis; es ihr vorzuwerfen, ist abstrakt. Der uns allen strukturell aufgezwungene Pragmatismus wird erst dann – dann aber: durch und durch – moralisch verwerflich und politisch verkehrt, wenn er sich zum einen nicht selbst reflektiert und zum anderen die Maßstäbe der Vernunft als Basis aller Kritik an das Bestehende anpasst: wenn aus der Tatsache der Übermacht des Bestehenden der fatale Schluss gezogen wird, das Denken selbst pragmatistisch in seinem Anspruch auf Wahrheit zu reduzieren, wenn also der reale Widerspruch nicht mehr bewusst erkannt und skandaliert wird, sondern in der Theorie harmonistisch stillgestellt wird. Diese verliert somit ihren Anspruch auf Wahrheit, der sie notwendig in Widerspruch zu dem Bestehenden setzt, und verkommt zu einer Ideologie, mit er es sich in diesem eingerichtet wird.

Wie schwierig es ist, sich auf dem scharfen wie schmalen Grat dieser objektiven Widersprüche zu bewegen, ohne abzustürzen, zeigt insbesondere der Kampf gegen den Antisemitismus. Bereits Adorno und Horkheimer haben diesen Drahtseilakt in ihrer Kritischen Theorie vollführen müssen. So setzen sie einerseits zur Bekämpfung des Antisemitismus auf die Ausbildung von Ich-Stärke, (politische) Pädagogik und notfalls staatliche Gewalt, während sie andererseits in ihrer spekulativen Theorie der Genese des europäischen Antisemitismus zeigen, dass jene psychologischen und politischen Mittel nicht das Andere des Antisemitismus, sondern zivilisationsgeschichtliche Momente sind, die sich von diesem nicht trennen lassen. Wer verstanden hat, dass Antisemitismus im Kern nicht nur eine psychische Mentalität und politische Ideologie, sondern eine mörderische Praxis der Gewalt gegen Juden ist, die zu Projektionsobjekten blinden Hasses werden, die als das Böse, welches man selbst ist, vernichtet werden müssen, wer, mit einem Wort, den Antisemitismus als Inbegriff der Anti-Humanität erkannt hat, hat allen Grund, besonders pragmatisch seine politische Praxis auszurichten. Wo nicht die Abschaffung des Bestehenden auf dem Programm steht, sondern die Abwehr seiner schlimmsten Ausgeburten, ist es nur allzu verständlich, auch offensiv das Mittel der Staatsgewalt zu rekrutieren. Unverzeihlich wird dies erst, wenn aus der Not eine Tugend gemacht wird, und der objektive Widerspruch, der dieser Praxis zugrunde liegt, weggebügelt wird: dass man mit Hilfe des Staates im Kampf gegen den Antisemitismus genau jener Gewalt dient, dessen Aufgabe es ist, jene irrationale Herrschafts- und Gesellschaftsordnung am Laufen zu halten, die selbst nichts anderes ist als der strukturelle Grund des Antisemitismus.

Der affirmative Charakter der Jungle-World-Linken erstreckt sich daher und bisweilen gerade auch auf den Kampf gegen Antisemitismus; personifiziert ist er im staatlichen Antisemitismusbeauftragten. Der Kampf gegen Antisemitismus ist schon lange eine politisch-moralische Integrationsideologie des postnationalsozialistischen Deutschlands, das diesen, als geläuterter Vergangenheitsaufarbeitungs-Weltmeister, in keiner Sonntagsrede unerwähnt lässt, Werktags aber Geschäfte mit dem Iran macht und vom islamischen Antisemitismus und seiner ‚linken‘ postkolonialen Supporter nichts hören will.[3] Diese Bigotterie ist aber nur die eine Dimension des affirmativen Charakters staatlicher Antisemitismusbekämpfung. Mindestens ebenso schwer wiegt – das kann ich hier nur wiederholen[4] –, dass der auch aus der Kritischen Theorie gewonnene Begriff des strukturellen Antisemitismus, dessen wahrer Kern und bewahrenswerter Gehalt darin besteht, den Zusammenhang von kapitalistischer Vergesellschaftung mit dem modernen Antisemitismus festzuhalten, sich in der staatlichen Antisemitismus-Bekämpfung zu einer Waffe der Kritikabwehr verkehrt. Struktureller Antisemitismus ist nicht mehr ein Hinweis auf den sozialen und historischen Zusammenhang von kapitalistischer Vergesellschaftung und Antisemitismus, sondern dient dazu jede Kritik an dieser, sich in den ideologischen Mantel ‚der Demokratie‘ hüllend, als strukturell antisemitisch zu denunzieren. Von der Subjektlosigkeit der Herrschaftsverhältnisse, die der Antisemitismus re-personalisiert, wird nun mehr schlicht auf ihre Nichtexistenz fehlgeschlossen und Kritik somit als irrationaler Akt entsorgt, der sich der Rationalität der Wirklichkeit verweigert, die in liberaler Demokratie und ‚sozialer Marktwirtschaft‘ ihr historisches non plus ultra erreicht habe.

Das gleiche Spiel spielt die Jungle-World-Linke auch mit Adornos und Horkheimers Kritik an irrationaler Esoterik und antisemitischen Verschwörungswahn. Mit den Elementen des Antisemitismus, Adornos Thesen gegen den Okkultismus und seiner kritischen Astrologie-Analyse in The Stars down to earth im Gepäck bemüht man sich immer wieder aufs Neue, den Zusammenhang von Antisemitismus, Esoterik und Verschwörungsmythologien aufzudecken, der insbesondere jeder Kritik am autoritären Pandemiestaat zugrunde liegen soll. Aus der Kritischen Theorie wird ihr ein kritischer Rationalismus 2.0, der die Dialektik nicht weniger als Popper, dem sie die Mutter aller Schwurbelei war, ausradiert. Die Kritik am offenen Irrationalismus ist für Adorno nur die eine Seite, deren andere die nicht minder radikale Kritik am positivistischen Szientismus ist, der die Wissenschaft selbst in einen unaufgeklärten Mythos verwandelt. Das stellt selbstredend keine irrationale Absage an Wissenschaft dar, sondern ihre selbstaufklärerische Forcierung. Eine sich selbst bewusste Wissenschaft reflektiert sowohl ihre soziale Funktion in kapitalistischen Gesellschaften und ihre – allen voran polit-ökonomische – Vermittlung durch diese, als sie auch die begriffliche Spekulation vor der szientistischen Selbstzerstörung rettet, die sich ‚wertfrei‘ dem Gegebenen als positivistischen Faktum unterwirft und Kritik als unwissenschaftliches Genörgel von Dauer-Querulanten ausscheidet; ein Sachverhalt, den Adorno in geradezu einfachen Worten in seiner späten Glosse Kritik herausgestellt hat. Im Übrigen sei daran erinnert, dass der Begriff der Verschwörungstheorie ebenfalls wesentlich auf Popper – das stellt auch das Konspirationistische Manifest heraus – zurückgeht.[5] Popper leugnet nicht die Wirklichkeit von Verschwörungen und verteidigt sogar die Marx’sche Theorie gegen ihre verschwörungstheoretische Reduktion. Seine Kritik gründet sich vielmehr primär auf dem Argument der Komplexität des Sozialen, dem, wie es bei Franz Neumann heißt, die Verschwörungstheorie mit „einer falschen Konkretheit“[6] begegnet. Anders als in der Kritischen Theorie hat diese Kritik der Verschwörungstheorie aber ein affirmatives Fundament und Ziel: die ‚offene Gesellschaft‘. Bei Popper geht es nicht um die (theoretische und praktische) Kritik pathischer Projektion, welche den eigenen Vernichtungstrieb und paranoiden Wahn antisemitisch auf Gruppen projiziert, die sich als das Böse gegen das Gute (zumeist das eigene Volk) verschworen haben. Bei dem kritischen Rationalisten dient die Kritik der Verschwörungstheorie, wie bei den Fakten-Checkern und ‚Aufklärern‘ der Gegenwart, vielmehr der demokratischen Ideologie, zu leugnen, was seine ‚offene Gesellschaft‘ strukturell ist: ein irrationales Herrschaftsverhältnis, dem Adornos und Horkheimers Kritik galt und für die es durchaus nicht antisemitisch war, dieses nicht nur als verselbstständigte irrationale Herrschaft abstrakter gesellschaftlicher Objektivität zu kritisieren, welche die Individuen heteronom bestimmt und für fremde Zwecke funktionalisiert, sondern auch als Beutemasse von Rackets aller Art zu denunzieren. Wer diese Unterschiede ums Ganze zwischen kritischen Rationalismus und Kritischer Theorie nicht sehen will oder sie im ‚Kampf gegen Rechts‘ einfach einebnet, kann damit sicherlich Karriere machen. Mit materialistischer Kritik hat das Ganze aber nichts mehr zu tun.

IV

Es gibt Bücher, die können nicht aus Deutschland stammen und mittlerweile auch nicht einmal mehr verlegt werden. Ein solches ist das anonym verfasste Konspirationistische Manifest, das im Februar 2022 in Paris erschien und mittlerweile in ebenso anonymer Übersetzung im Eigenverlag hierzulande erschienen ist. Wer seinen, mehr denn je überlebenswichtigen, Sinn für Humor auch in diesen Zeiten nicht verloren hat, lese parallel das fast zeitgleich erschienene Gegenstück aus (Anti-)Deutschland, Krankheit als Kränkung. Narzissmus und Ignoranz in pandemischen Zeiten von Uli Krug, dessen Ausführungen den affirmativen Charakter der Jungle-World-Linken anschaulich dokumentieren.[7] Das Manifest erinnert nicht nur in seiner sprachlich zuspitzenden Art und Weise an die Dialektik der Aufklärung, sondern auch inhaltlich in seiner zivilisationskritischen Gegenwartsdiagnose. Vor allem aber ist es sprachgewaltiger Ausdruck einer unreglementierten Erfahrung der Wirklichkeit, dem Herzstück von Adornos anti-methodischer Methodologie, welches erfolgreich, aber zum Selbstschaden von jenen herausoperiert wurde, die aus der kritischen eine affirmative Theorie gemacht haben, indem sie sich einige ihrer Theorieelemente in einer Form selektiv angeeignet haben, die offenbar sehr gut dazu geeignet ist, alle Erfahrung mit den substantiellen gesellschaftlichen Veränderungen der Gegenwart abzuwehren; dazu dient die Transformation von Begriffen mit historischer Substanz zu nominalistischen ‚Spielmarken‘ (Horkheimer), die man beliebig auf die Gegenwart applizieren kann, die derart unverstanden wie von Kritik unbehelligt bleibt.

Das Manifest geht eindringlich dem Zusammenhang der weltweiten staatlichen Corona-Maßnahmen mit dem positivistischen Projekt der totalen Beherrschung der Gesellschaft und des Menschen nach, welches in das klassische bürgerliche Zeitalter, das ‚long century‘ (Hobsbawm), zurückreicht und in der Gegenwart in den transhumanistischen Phantasmen der NBIC-Technologien (Nano-Bio-Informations-Kognitionswissenschaft- und techniken) zusammenschießt. Deren Vorboten sind mRNA-Impfungen, digitale Codierung und Erfassung des Menschen, der Angriff auf individuelle Autonomie im Namen einer Pseudosolidarität, am Ende die im Lockdown erprobte Attacke auf das soziale Wesen selbst, die für das Manifest Ausdruck einer präventiven Konterrevolution eines sich gegen das menschliche Leben selbst verschwörenden Herrschaftssystems ist, das so brutal und mächtig auftritt wie es längst seinem Untergang entgegen marschiert.[8] Daraus resultiert für das Manifest auch die Radikalität und das überwältigende Tempo des Aufbaus einer neuen Normalität, die den Menschen wortwörtlich das Hören und Sehen vergehen lassen soll, damit ihnen die geistige, immer aber auf sinnliche Wahrnehmung sich fundierende Orientierung verloren geht. Die politische Urteilskraft kann dann dankend an die ‚Experten‘ abgetreten werden, die uns davon befreien, selbst denken zu müssen, dafür aber unerbittlich Gehorsam gegenüber ihren nicht verhandelbaren Direktiven verlangen, die in den Wissenschaftsfabriken produziert werden.

In Vielem schreibt das Manifest, die These der Dialektik der Aufklärung fort, dass alle Aufklärung im Kern auf Macht, auf das ‚durch Berechnen beherrschen‘ (M. Weber), gründet und zielt. Fundiert ist die ganze Argumentation auf einer vitalistisch-existenzialistischen Lebensphilosophie der Revolte[9], die, wie die These von der präventiven Konterrevolution, zu einer ideologiekritischen Antwort einlädt. Allemal antizipierbar ist der Vorwurf des irrationalen Revolte-Mystizismus, dem so manche Formulierung des Manifest eine offene Flanke bietet. Da die Einladung zu einer solchen diskussionswürdigen Kritik am Manifest die Jungle-World-Linke sicherlich dankend annehmen wird, sofern sie es nicht gleich als Ausdruck verschwörungsideologischer Paranoia abtut, soll sich hier allein darauf kapriziert werden, welche historische Erfahrung das Manifest in einer Form und Intensität zum Ausdruck bringt, zu der es m.E. bisher kein Pendant gibt und die sein eigentliches Verdienst darstellt.[10]

Erstens ist dies die Erfahrung einer historischen Zäsur. Was im Zuge der Corona-Pandemie an neuen sozialen Maßstäben, staatlichen Herrschaftstechniken und rechtlichen Dammbrüchen in einer wilden wie brutalen Attacke insbesondere den westlichen Gesellschaften mit einem Restbestand bürgerlicher Zivilisation durch die herrschende Politik aufgezwungen wurde, läutet ein neues Zeitalter der Herrschaft ein, die danach trachtet, sich technisch zu perfektionieren. Diese Attacke, die auf die Seelen der Menschen selbst zielt, war recht erfolgreich und hat eine historisch neuartige Verwüstung hinterlassen, deren Kennzeichen es ist, dass von nun an zwei verschiedene Wirklichkeiten existieren, die in jeder Hinsicht fundamental von einander getrennt sind: eine dominante Wirklichkeit, in der sich die neuen Paradigmen der Herrschaft und ihre Technologien ungehemmt entfalten, und eine mit allen Mitteln von der Herrschaft bekämpfte Wirklichkeit eines Lebens, das sich der Techno-Herrschaft des Zombie-Kapitalismus zu entziehen gedenkt. Das Manifest spricht daher treffend von einem „Schisma“, in dessen Folge sich die verschiedenen Parteien, in unterschiedlichen Welten lebend, nichts mehr zu sagen haben. Wer nicht verstanden hat, wie radikal dieses Schisma ist und welche Konsequenzen für die politischen Praxis daraus folgen, hat gar nichts verstanden.

Zweitens artikuliert das Manifest daher vor allem die Erfahrung mit dem totalen Zusammenbruch der Linken, den es zu Recht mit ihrem Offenbarungseid von 1914 vergleicht. Von Castoriadis stammt der Satz, dass man sich entscheiden müsse, Marxist oder Revolutionär zu bleiben, da beides sich ausschließe. Das Manifest läuft auf die weitergehende Zuspitzung hinaus, dass man entweder Linker oder Revolutionär sein kann, weil die Linke längst eine (vor allem ideologische) Stütze des herrschenden Systems ist. Auch das Manifest zählt das perfide, insbesondere von der Linken aufgezogene Spiel mit dem Begriff der Solidarität und der Verschwörungstheorie auf; im historischen Moment der Entscheidung hat sie gezeigt, auf welcher Seite sie steht. Im Grunde lebt das Manifest von der schwachen Hoffnung, dass die Linke nur noch durch ihre Zerstörung zu retten ist. Wer sich ihr verbunden fühlt – dies ist vielleicht die schmerzhafteste Erfahrung, die das Manifest artikuliert –, muss sie verlassen. Das mag zugespitzt sein, dient aber, wie vergleichbare Paradoxien in der Dialektik der Aufklärung, der Wahrheit, die den Schrecken über die Erfahrung mit der Linken seit 2020 nicht wegrationalisiert, sondern herausschreit. Wenn beispielsweise jemand, der gerade noch mit Alexander Berkman den libertären Impulsen der Russischen Revolution nachgetrauert hat, bei der erstbesten Gelegenheit, die sich bot, meinte den Inhalt der eigenen Bücher praktisch negieren zu müssen und sich zum Fürsprecher der maoistischen Zero-Covid-Sekte macht[11], bekommt man einen lebendigen Eindruck davon verabreicht, dass die Diagnose des Manifest von den zwei Wirklichkeiten und des korrumpierten Charakters der Linken keine Übertreibung ist.[12]

V

Sowohl die jüngste Passage, die VII. These zum Antisemitismus, als auch die ältesten Aufzeichnungen zur Dialektik der Aufklärung, die von Horkheimer stammen und am Ende derselbigen stehen, gehören zu den kaum gelesenen, so gut wie gar nicht kommentierten Teilen ihrer philosophischen Fragmentensammlung. Dies nicht ohne Grund. Schon oberflächlich betrachtet, reihen sich schwer anzueignende polemische Zuspitzungen, ein stilistischer wie inhaltlicher Nietzscheanismus und, stellenweise kryptische, Sarkasmen aneinander. Vor allem aber wird deutlich, wenn man die Aufzeichnungen genauer liest, dass in ihnen eine Position des radikalen Negationismus entwickelt wird, der gerade auch von ‚Progressiven‘ nicht pragmatisch verwertet werden kann. Der Negationismus hat vielmehr insbesondere auch die ‚progressive‘ Ticketmentalität zur Zielscheibe, welche die konformistische Linke damals wie heute beherrscht. Der politische Kern der Kritik des Ticketdenkens ist eine negationistische Kritik der Logik der Macht. Vor dieser gilt es gegen die Ticket-Mentalität die Möglichkeit von unreglementierter Erfahrung genauso zu retten wie eine Reflexivität zu verteidigen, die sich nicht durch die Zwänge und Maßstäbe der herrschenden Realität restringieren lässt: „Wenn die faschistischen Mörder schon warten, soll man das Volk nicht auf die schwache Regierung hetzen. Selbst das Bündnis aber mit der weniger brutalen Macht hat nicht das Verschweigen von Infamien zur sinnvollen Konsequenz. Die Chance, daß durch Denunziation des Unrechts, das einen vor dem Teufel schützt, die gute Sache leidet, war noch stets geringer als der Vorteil, den der Teufel davontrug, indem man ihm die Denunziation des Unrechts überließ. Wie weit muß eine Gesellschaft gekommen sein, in der bloß noch die Schurken die Wahrheit sprechen“ (S. 249).[13]

In der provokativen VII. These zum Antisemitismus geht es primär um den Verlust jeder spontanen Erfahrung und einhergehend hiermit der autonomen Urteilsfähigkeit (vgl. S. 233-236). Diagnostiziert wird die Destruktion des eigenständigen Denkens durch industriell-seriell produzierte Stereotypen und Schematismen, die das lebendige Subjekt der Erkenntnis und seine Erfahrung ausradieren, und sie durch geistlose Tickets ersetzen. Diese stellen starre Subsumtionsformeln bereit, mit denen die Wirklichkeit nicht erkannt und erfahren, sondern abstrakt vor- und zurecht-konstruiert wird; die Autoritärer-Charakter-Floskel wäre ein Beispiel für solche Tickets, die mittlerweile, aus dem Arsenal der Kritischen Theorie selbst stammen. In seinen Aufzeichnungen, die im Folgenden ein wenig eingehender, weil gleichermaßen selten rezipiert wie immens gehaltsvoll, zitiert werden, bringt Horkheimer die Zerstörung von Erfahrung und autonomen Urteil durch die Ticket-Mentalität wiederholt zur Sprache: „Unerträglich ist der Versuch, dem Entweder-Oder sich zu entwinden, daß Mißtrauen gegen das abstrakte Prinzip, Unberirrbarkeit ohne Doktrin.“ (S. 270) Und anschaulicher: „Wer gegen Vivisektion ist, soll keinen Atemzug mehr tun dürfen, der einem Bazillus das Leben kostet. Die Logik steht im Dienst des Fortschritts und der Reaktion, jedenfalls der Realität.“ (S. 272) In der VII. These zum Antisemitismus wird dieser Gedanke wieder aufgegriffen und weiter zugespitzt: „Wenn selbst innerhalb der Logik der Begriff dem Besonderen nur als Äußerliches widerfährt, muß erst recht in der Gesellschaft erzittern, was den Unterschied repräsentiert. Die Spielmarke wird aufgeklebt: jeder zu Freund oder Feind“ (S. 233), und zwar in der Form, dass sich derjenige, der sich der Ticket-Logik der Macht entzieht, von den Wächtern des Diskurses abgekanzelt und ins politische Nichts gestoßen wird: „Die Verdinglichung, kraft derer die einzig durch die Passivität der Massen ermöglichte Machstruktur diesen selbst als eiserne Wirklichkeit entgegentritt, ist so dicht geworden, daß jede Spontaneität, ja die bloße Vorstellung vom wahren Sachverhalt notwendig zur verstiegenen Utopie, zum abwegigen Sektierertum geworden ist. […]. Ein Ticket wählen dagegen heißt die Anpassung an den zur Wirklichkeit versteinerten Schein vollziehen, der durch solche Anpassung sich unabsehbar reproduziert. Eben deshalb wird schon der Zögernde als Deserteur verfemt.“ (S. 235f.)

Die Linke, gerade auch in der Gegenwart, hat sich bewusstlos dieser Ticket-Logik verschrieben. Sie will sie nicht abschaffen, sondern für die ‚gute Sache‘ instrumentalisieren, was freilich nicht ohne substantiellen Schaden abgeht. Einer Politik der Propaganda, um der Macht willen, gerade auch der im progressiven Gewand, steht Horkheimers Negationismus daher unversöhnlich gegenüber: „Propaganda macht aus der Sprache ein Instrument, einen Hebel, eine Maschine. Propaganda fixiert die Verfassung der Menschen, wie sie unterm gesellschaftlichen Unrecht geworden sind […]. Sie rechnet damit, daß man mit ihnen rechnen kann. […]. Noch die Wahrheit wird ihr ein bloßes Mittel, zum Zweck Anhänger zu gewinnen, sie fälscht sie schon, indem sie sie in den Mund nimmt. Deshalb kennt wahre Resistenz keine Propaganda.“ (S. 287) Der Negationismus lässt sich nicht von der Wirklichkeit erpressen, die sich immer angemessen dafür bezahlt wissen will, wenn man sie auf dem Wege der so naheliegenden wie bequemen Logik der Macht verändern will. Auch das progressive Ticket der moralisch Guten hat daher seinen Preis, der alles andere als unschuldig ist: „Die Freiheit auf dem progressiven Ticket ist den machtpolitischen Strukturen, auf welche die progressiven Entscheidungen notwendig hinauslaufen, so äußerlich wie die Judenfeindschaft dem chemischen Trust. Zwar werden die psychologisch Humaneren von jenem angezogen, doch verwandelt der sich ausbreitende Verlust der Erfahrung auch die Anhänger des progressiven Tickets am Ende in Feinde der Differenz.“ (S. 238) Der Negationismus ist daher zuvorderst die Destruktion aller politischen Tickets, nicht zuletzt des progressiven Tickets, das, wenigstens insgeheim, seinen Frieden mit dem Bestehenden geschlossen hat, oder präziser: selbst Erscheinung dieses faulen Friedens ist, der die Intransigenz des Negationismus mit Dosen aus der Realität zu sedieren trachtet: „Die Wahl ist vorgegeben und unausweichlich. Wer die Welt verändern will, soll um keinen Preis in jenem Sumpf der kleinen Rackets landen, wo mit den Wahrsagern auch politische Sektierer, Utopisten und Anarchisten verkommen. Der Intellektuelle, dessen Denken an keine wirkende historische Macht sich anschließe, keinen der Pole zur Orientierung nehme, auf welche die Industriegesellschaft zuläuft, verliere die Substanz, sein Denken werde bodenlos. Vernünftig sei das Wirkliche. Wer nicht mitmacht, sagen auch die Progressiven, hilft keiner Maus.“ (S. 286)

VI

Horkheimer selbst hat später mit guten Gründen und sehr zum Unmut der revoltierenden Studenten eindeutig Partei für den Westen ergriffen und die soziale Revolution als Brandbeschleuniger des Schreckens abgelehnt. Wie immer sich dies zu seiner eigenen Kritik am Ticket-Denken verhalten mag, ein Konformist ist er deswegen keineswegs geworden und von der Diagnose, dass der Westen seinen eigenen Untergang ausbrütet, hat er noch in der Verteidigung seiner historischen Errungenschaften keinesfalls abgelassen; in der Horkheimer-Exegese, die hier nicht betrieben werden soll, wird man nicht umhin kommen, zwischen dem öffentlichen Intellektuellen und dem radikalen Philosophen, zwischen einer exoterischen und esoterischen Schicht seiner Kritischen Theorie unterscheiden zu müssen. Wie dem auch sei, einige Vorwürfe gegen den Negationismus sind antizipierbar, naheliegend – und dennoch falsch. Er ist weder nihilistisch, kennt die qualitativen Unterschiede zwischen barbarischen, totalitären und bürgerlichen Herrschaftsformen, noch ist er defätistisch, was vielmehr auf jene progressive Praxis zurückfällt, die meint, dass man das Spiel der Macht nun einmal mitspielen müsse, da es keinen Ausweg gebe. Genau dies leugnet der Negationismus, ohne aber, das wäre der nächste standardisierte Ticketvorwurf, utopisch zu sein. Das Gegenteil ist der Fall: Der Negationismus ist konsequent realistisch. Er weiß, dass die Vernunft keine Gewalt aufbringen kann, ohne sich selbst zu zerstören, dass heißt vor allem auch zu erkennen, dass die Mittel der Herrschaft nicht solche ihrer Abschaffung sein können; eine überaus realistische Erkenntnis, die die Geschichte, wie kaum eine andere, immer wieder verifiziert hat. Der Negationismus ist daher auch keine Radikalinksi-Attitüde, die nicht um die materiellen Zwänge und Möglichkeitsgrenzen des Handelns weiß, um die Vermittlung jeder Praxis, mit dem, was ist. Er vertritt deshalb auch keinen eschatologischen Praxisbegriff, der sich von der sozialen Befreiung die Erlösung verspricht, was jede Praxis mit falschen Ansprüchen belastet, die sie a priori vereitelt. Der Negationismus ist auch kein subjektiver Moralismus – das „Herzklopfen für das Wohl der Menschheit“, das „nur erbaut“, aber „nichts aufbaut“ –, keine Gesinnungsethik von edlen Seelen, die, wie der Oberrealist Hegel polemisiert, die Wirklichkeit nicht aushalten und sie daher fliehen müssen, um sodann entweder subjektivistisch, getrennt von aller Realität, in sich zu verglimmen, oder aber den Furor des Terrors entfachen, weil sich die Wirklichkeit partout nicht ihren wahnhaften abstrakten Prinzipien fügen will.

Das alles ist so naheliegend und altbekannt, wie es dennoch verkehrt ist. Der politische Negationismus ist der konsequente Realismus der Anti-Macht. Er hat weder Macht, noch will er diese, deren Logik er vielmehr zu subvertieren trachtet. Er hat nicht nur mit jeder Real-Politik inkongruente Ziele, auch mit dem eines ‚radikalen Reformismus‘ und dergleichen Ungeheuer mehr. Obendrein hat er seinen Zielen entsprechend auch komplett andere Mittel, für die er genauso die Verantwortung übernimmt wie der Real-Politiker in seiner ‚Kunst des Möglichen‘. Seine Mittel und Prinzipien dienen keiner Weltflucht und keiner Reinheit. Sie sind aber untrennbar und intrinsisch mit ihren Zielen verbunden, deren Einheit nur spaltbar ist, um den Preis ihrer Selbstzerstörung. Dass Zerschellen der Prinzipien und Mittel der negationistischen Anti-Macht an der Wirklichkeit ist ihre wiederkehrende Erfahrung mit dieser, welches sie aber, anders als ihre Anpassung an diese, nicht selbstzerstört, sondern, das ist ihre einzige Hoffnung, in und durch ihre Machtlosigkeit die Macht, wenigstens auf lange Sicht, dennoch subvertiert und sabotiert. Prämien werden für eine solche Praxis nicht ausgezahlt; in die Geschichtsbücher führt sie allenfalls als Beispiel für historische Niederlagen. In der Treue zu diesen schwingt dem Negationismus die durch nichts verbürgte Sehnsucht mit, dass solche Art Geschichtsbücher, die Chroniken der siegreichen Herrschaft, eines Tages selbst Geschichte sind. Darauf zu wetten, fällt dem Negationismus freilich nicht ein, und selbst ein Sieg der Vernunft über die Herrschaft kann ihre Opfer nicht mehr retten und ihre Geschichte nicht ungeschehen machen.

VII

Wem das alles zu abstrakt ist, dem sei abschließend ein Beispiel für eine konkrete negationistische Position in der Gegenwart gegeben. Der oben für jede Praxis als notwendig erachtete politische Pragmatismus ist dem Negationismus durchaus eigen. Nur ist seine Pragmatik – das ist entscheidend – eben inkommensurabel mit jeder Machtpolitik. Seine Aktualität bezeugen die linken Reaktionen auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine; war Corona ein Offenbarungseid der Linken, droht der Krieg ihr finales Begräbnis zu werden.[14]

*

Es geht an dieser Stelle nicht um die komplexen real-politischen Hintergründe des Krieges. Klar sollte für jeden Linken sein, dass der russische Staat ein imperiales Gebilde ist, dessen Fundament nach wie vor im militärisch-geheimdienstlichen Komplex liegt und dessen Ideologie autoritär-völkischer Natur ist; Castoriadis hatte einst, bei Überschätzung des militärischen Machtpotentials der Sowjetunion, nicht unzutreffend von einer Stratokratie gesprochen. Das Militärische hat sich nach dem Untergang der Sowjetmacht mit einem Racket-Wesen vereint[15], dass in die geheimdienstlichen Tiefenstrukturen der Sowjetunion zurückreicht; dass mit Putin ein Mann aus der tschekistischen Tradition an der Staatsspitze steht, ist kein Zufall. Im Grunde war der einstigen Friedensbewegung noch nie recht über den Weg zu trauen gewesen, da sie immer schon dazu diente, den anti-emanzipatorischen, auf totale Herrschaft zielenden Charakter des östlichen Staatssozialismus zu maskieren. Und wer in der Gegenwart Sympathien für das Putin-Regime, und leite sie sich auch verquer-antifaschistisch aus der Dankbarkeit für den Beitrag der Roten Armee für den Sieg über den Nationalsozialismus ab, ist vollends von allen guten Geistern verlassen und unfähig zu jeder historischen Erfahrung – womit er freilich nicht alleine dasteht.

Geschichtsideologien und -mythen aus der Vergangenheit leiten auf allen Seiten die Interpretation der Gegenwart und dienen zur Rechtfertigung der jeweiligen Politik. Der eine wähnt sich im Kampf gegen Putin-Hitler auf Seiten der Alliierten, entsorgt damit ganz nebenbei die reale deutsche Geschichte, leistet einer Fehldarstellung des putinistischen Regimes als Faschismus[16] Vorschub wie er zugleich eine propagandistisch-verdinglichte West-Mythologie betreibt, die die tiefgreifenden Veränderungen des Westens in den letzten Jahrzehnen beflissentlich ausblendet. Wir haben es, anders als es der zunehmenden historischen Erfahrungslosigkeit dünkt, schlicht nicht mit einer Wiederauferstehung des Kampfes zwischen dem Westen und dem Nationalsozialismus zu tun, der diesmal, für Deutsche erfreulicherweise, aus Russland losbricht. Der andere meint hingegen den antifaschistischen Kampf gegen die Nazis fortzuführen, die keine Deutschen, sondern nun Ukrainer sind, und wähnt sich im anti-imperialistischen Widerstand gegen eine NATO-Aggression. Auch diese Absurdität ist nur die eine Seite der ideologischen Indienstnahme der Geschichte, deren andere diejenige ist, worin nur allzu viele westliche Linke stets gefolgt sind, auszuradieren, dass es die Erfahrung Osteuropas gewesen ist, dass aus den Befreiern vom Nationalsozialismus schnell selbst eine Besatzungsmacht der übelsten Sorte wurde, und dass bereits in den 1930er in der Ukraine der stalinistische Staatsterror in einem besonderen Maße infernalisch tobte. Dies anzuerkennen, impliziert keine Relativierung von Nationalsozialismus und Holocaust, sondern gehört in ein emanzipatorisches, antistalinistisches Geschichtsbild, das aus dem sowjetischen Kampf gegen die Nazi-Barbarei keine politisch ausschlachtbare Apologie staatssozialistischer Diktaturen macht; das wäre vielmehr selbst unsägliche Relativierung in anderer Richtung, die den genuinen Charakter des brutalen stalinistischen Staatsterrors damit relativierte, dass die Sowjetunion zur militärischen Zerschlagung des Nationalsozialismus unter unsäglichen Opfern (die durchaus vom Stalinismus potenziert wurden) immens beigetragen hat.[17]

Und dennoch: Aus alledem folgt nicht, dass hiermit der derzeitige Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland einseitig emanzipatorisch oder antistalinistisch gedeutet werden könnte. Die Ukraine vertritt selbst einen radikalen, durchaus völkischen Nationalismus mit klarer russophober Stoßrichtung, dem, wie jedem anderen Befreiungsnationalismus auch, nicht unsere Solidarität gelten kann – auch nicht im Modus der Verteidigung gegenüber einem Aggressor. Alles in allem leitet sich aus diesen Sachverhalten, die nur schwer in das verdinglichte Koordinatensystem linker geschichtlicher Ticket-Gewissheiten passen, keine moralistische Abwehr von materialistischen Analysen ab, die den Kriegsgründen aus allen Perspektiven auf den Grund gehen, also schlicht die ukrainische Seite und die Politik des Westens nicht ausklammeren, nur weil eine emanzipatorische Antikriegs-Position eine unzweideutige Ablehnung des großrussischen Imperialismus impliziert. Hieraus ergibt sich keine nihilistische Äquidistanz, die das putinistisch-stratokratische Racketregime in Russland mit dem ‚Westen‘ gleichsetzt, wohl aber eine Perspektive, die die Tickets, die uns angeboten werden, alle gleichermaßen konsequent negiert.

*

Diese betreffen nicht nur Russland-Ukraine, sondern lassen sich nahezu ad nauseam erweitern. Aus dem plumpen Anti-Amerikanismus des klassischen Anti-Imperialismus lässt sich nicht darauf schließen, dass es keinen US-Imperialismus gibt, der seinen Beitrag zu diesem Krieg liefert. Der reaktionäre Charakter des ersteren macht aus Gods own Country nicht das Land von Freedom and Democracy, jedenfalls solange man nicht Orwellsch spricht. Wer sofortige Energielieferstopps aus Russland fordert, sollte so ehrlich sein, dass von diesen eine recht gerade Linie zum Habeck-Bückling in Katar führt; eine wenigstens für Linke doch recht desaströse Alternative. Wer in den Chor der Aufrüstung einstimmt, wird, ob er will oder nicht, auch zu einem Supporter der in gelb-blau gehüllten deutschen Volks- und Kriegsgemeinschaft der Deutschen und seiner oliv-grünen Speerspitze; da mag man sich verbal abgrenzen wie man will, die Logik der Macht ist unerbittlich. Auch handelt es nicht um die Verteidigung ‚des Westens‘. Zum einen geht es einer emanzipatorischen Kritik nicht um den Westen an sich, gar um das Abendland, sondern um das unbedingt zu verteidigende westliche Potential der Autonomie, das über den Westen hinausweist und universell ist.[18] Zum anderen haben wir nicht mehr einen Westen vor uns, wie er vielleicht für ein paar Nachkriegsjahrzehnte in Teilen tatsächlich existierte. Gab es schon keinen Grund diese zu verherrlichen, so ist die verdinglichte Entität ‚Westen‘ derzeit endgültig dabei, sich in einem rasanten Tempo selbst zu zerstören. Die emanzipatorischen Quellen des Westens versiegen im gleichen Tempo wie sich seine geschichtlichen Perspektiven zunehmend verdüstern. Dass der Westen ausgerechnet durch den ukrainischen Nationalismus, der es, nur zur Erinnerung, nicht zuletzt auf die eigene Linke abgesehen hat, eine Verjüngungskur erhalten soll, ist ein ebenso frommer wie verräterischer Wunsch, dessen unbewusstes Motiv darin besteht, sich zu versichern, dass im Grunde, mag die Welt noch so verrückt spielen, alles in Ordnung ist und bleibt, wenn man nur auf der richtigen Seite der Geschichte steht.

Für den Negationismus gilt Krieg jedem Krieg – nicht nur der imperialistischen Aggression Großrusslands, sondern auch dem nationalen Verteidigungskrieg. Damit werden nicht Opfer und Aggressor auf eine Stufe gestellt, wohl aber wird anti-militaristisch die Logik der Macht, die im Krieg zu sich selbst kommt, konsequent negiert. Dasselbe gilt in Bezug auf jede Herrschaft. Nicht nur das Putin-Racket, die staatssozialistische Sklaverei und der Islam-Faschismus gehören auf den Müllhaufen der Geschichte, sondern auch die rechtstaatlich-demokratische vermittelte Herrschaft gehört überwunden. Ihre qualitative Differenz, die zu leugnen, die Negation jedes politischen Urteilsvermögens bedeutet, führt nicht zur Apologie letzterer. Liberal-kapitalistische Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse sind dem Negationismus keine Herzensangelegenheiten. Der Negationismus verteidigt sie nicht, sondern bekämpft ihre Autoregression genauso wie ihre reaktionären Feinde – und zwar noch im Angriff. Wer diese Differenz nicht sieht, wie es im zerfallenden anti-deutschen Milieu[19] und der Jungle-World-Linken bisweilen der Fall ist, dem wird das an sich völlig richtige Argument von den qualitativen Differenzen zwischen vermittelten und abstrakten Formen der Herrschaft, wie sie für den liberalen Kapitalismus bestimmend sind, und direkten Herrschaftsverhältnissen aller Art zu einer Apologie kapitalistischer Vergesellschaftung selbst – wie dies auch der Fall ist, wenn nicht das universale Potential der Autonomie verteidigt wird, sondern Partei für eine unhistorische Entität Namens ‚Westen‘ ergriffen wird, der eben auch eine ganze Menge Barbarei in seiner Geschichte zu verantworten hat und nicht identisch ist mit der auf seinem Boden gewachsenen Idee individueller und kollektiver Autonomie. Am Ende der auf universellen Konformismus zulaufenden Geschichte findet sich die Linke, die brav den „liberalen Populismus des kleineren Übels“[20] verinnerlicht hat, auf Springer-Niveau wieder, schwingt Stars and Stripes und verleugnet die Existenz von Kapitalismus, Klassen und Herrschaft als Phantasieprodukte von Verschwörungstheoretikern, die der ‚Demokratie‘ an den Kragen wollen.[21]

*

Im Positiven heißt das für die Praxis des Negationismus, nicht linken Bellizismus zu betreiben, sondern unbedingte und grenzenlose Parteinahme für alle Deserteure, Saboteure und Anti-Militaristen, und, wenn und wo es sie gibt, die Unterstützung der ukrainischen Partisanen, die sich gegen die russische Invasion zur Wehr setzen, ohne sich in die ukrainische Volksgemeinschaft einzureihen; die ukrainische Linke befindet sich eh in der denkbar ungünstigsten Position und wird als politischer Verlierer aus dem Krieg hervorgehen, auch wenn die russische Invasion abgewehrt werden sollte. Kurzum, die radikale Linke ist eine Agentin des – im Auge der Real-Politik – Unmöglichen und unterstützt alle Kräfte, die mit ihm solidarisch sind. Wem dieser Kampf für den ewigen Frieden zu utopisch ist, soll so konsequent sein und sich der dystopischen Wirklichkeit praktisch verschreiben: das Ticket der Macht lösen, nicht still und heimlich, mit lauter Verrenkungen, sondern offen und ehrlich. Die Linke sollte sich nicht dem verschrieben, womit sie sich endgültig selbst aufhebt und was andere doch viel effizienter betreiben: Herrschaftsapologie und Kriegstreiberei abzusondern, die einen nichts kostet, am wenigsten das eigene Leben, über das bei anderen umso großspuriger disponiert wird. Anstatt eine weitere Kompanie der ebenso überflüssigen wie verabscheuungswürdigen 5. Kolonne des Hofreiter-Bataillons aufzustellen, täte die Linke gut daran, mit ihren geringen Möglichkeiten wenigstens die ideologische (Heimat-)Front zu zersetzen und unbedingte Solidarität mit denjenigen Kräften auf allen Seiten zu üben, die die Logik der Macht und des Krieges angreifen oder ihr wenigstens zu entfliehen versuchen. Das ist keine politische Äquidistanz, kein Nihilismus, dem alle Kriegsparteien gleich sind, sondern eine Position der Vernunft, die um ihre Schwäche weiß, ohne deswegen darin einen Grund gegen sie zu sehen und deswegen das Ticket der ‚Realität‘ als vermeintliche Alternative zu lösen, dem zuvorderst eins gewiss ist: die Herrschaft und ihre Logik zu verewigen – und geschehe dies auch in Namen ‚des Westens‘ oder gleich ‚der Menschheit‘. Dieser zu dienen, bestünde, gerade auch in Zeiten der politischen Zuspitzung, nicht im ‚progressiven‘ Mit-Machen, sondern darin, die Logik der (Gewalt-)Macht zu sabotieren und ihrem verdienten geschichtlichen Ende zuzuarbeiten.

Hendrik Wallat (September 2022)

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[1] Vgl. Gerber, Jan/Pünjer, Sören: Autorität ohne Familie. Zum Veralten des autoritären Charakters. In: Bahamas Heft 86 Winter 2020/21, S. 58-61.

[2] Vgl. Konspirationistisches Manifest, 2022, S. 182ff. Das Manifest ist für schlappe 6€ bestellbar unter: konspiration@protonmail.com

[3] Vgl. zu letzterem Komplex Elbe, Ingo: Postkolonialismus und Antisemitismus. Bibliographie und Einleitung zur Kritik postkolonialer und postmodern-antirassistischer Thematisierungen von Antisemitismus, Holocaust, Judentum und Zionismus. CARS Working Paper #006 (2022).

[4] Vgl. Wallat: Habermas, Hark und andere Apologeten des autoritären Pandemiestaats, S. 19f.

[5] Vgl. Popper, Karl: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Band II. Falsche Propheten: Hegel, Marx und die Folgen, 8. Aufl. Tübingen 2003, S. 111-113. Zu Popper siehe auch: Konspirationistisches Manifest, S. 17-22.

[6] So Franz Neumann in seinem wichtigen Aufsatz: Angst und Politik, in: Ders.: Demokratischer und autoritärer Staat. Beiträge zur Soziologie der Politik, Frankfurt/M. 1967, S. 193. Das spannende an Neumanns Ausführungen ist, dass sie nicht nur, den regressiven Charakter von Verschwörungstheorien offenlegen, sondern durchaus auch auf die staatliche Corona-Politik der Angst-Identifikation des Einzelnen mit dem Kollektiv/Staat selbst angewandt werden können.

[7] Wie schwer es linke Positionen in der ‚Apotheke der Welt‘ haben, die den (von Krug gefeierten) Impffanatismus kritisieren, dokumentiert auch der treffende Einwurf Haben Sie Gesundheitsdiktatur gesagt? von Anselm Jappe aus dem ‚wertkritischen‘ Milieu. Dessen Hauptorgan Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft lehnte, die inhaltliche Diskussion scheuend, die das eigene affirmativ-staatstragende Verhalten nicht mehr hätte kaschieren können, den Abdruck ab. Gezogen wurde stattdessen die (irrationale) Kontaktschuld-Karte und das Nicht-Argument der offenen Flanke zum rechten Irrationalismus. Der Text von Jappe ist (samt einleitenden Kommentar zur Vorgeschichte) online dokumentiert unter: http://magazinredaktion.tk/corona94.php Eine weitere, sehr ausführliche und verdienstvolle Aufarbeitung der staatlichen Corona-Politik aus der Perspektive der Wertkritik haben Andreas Urban und F. Alexander von Uhnrast mit ihrem Text Corona als Krisensymptom? Thesen zu Ursachen und historischen Bedingungen eines globalen Nervenzusammenbruchs vorgelegt. Die Studie führte zur Abspaltung von Exit, wie Andreas Urban in dem Text Ein Gespenst geht um in der Wertkritik. Anmerkungen zur wert(abspaltungs)kritischen Corona-‚Debatte‘ darstellt. Die Reaktion von Exit auf diese rationale, linke Kritik der autoritären Corona-Politik aus dem eigenen Theoriespektrum dokumentiert beispielhaft sehr schön, auf welches Niveau nicht unerhebliche Teile der radikalen Linken gesunken sind. Vergleicht man Übrigens die theoretisch versierte und mit amtlicher Empirie ausgestattete Studie von Urban/Uhnrast mit dem Essay von Krug, so kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, wer hier eigentlich unwissenschaftliches Geschwurbel von sich gibt. Um beim leidigen Impfthema zu bleiben, noch eine letzte Anmerkung: Das Bundesverfassungsgericht hat kurz hintereinander zur Frage der Corona-Impflicht im Gesundheitssektor und zur Masernimpflicht für Kinder zwei Urteile vorgelegt, deren skandalöser Charakter nur noch durch das dröhnende Schweigen der Linken übertroffen wird. Die höchst richterliche Absegnung autoritärer, anti-emanzipatorischer staatlicher Politik – wer es immer noch nicht verstanden hat, es geht um viel mehr als um die Impffrage: nämlich das Verhältnis des Einzelnen zur Staatsgewalt – scheint ganz auf der Linie weiter Teile der Linken zu liegen. Es war einmal mehr liberalen Juristinnen und Rechtswissenschaftlerinnen, die ihren Verstand und ihre Integrität nicht aufgegeben haben, vorbehalten, die Urteile des Bundesverfassungsgerichts als hinter die Prinzipien liberaler Rechtsstaatlichkeit und Vergesellschaftung zurückfallend zu kritisieren. Vgl. Hamed, Jessica: Von Corona bis Klima: Wie sich das Bundesverfassungsgericht selbst abschafft. Rostalski, Frauke: Masernimpfpflicht: Zur Notwendigkeit einer Debatte über die Grenzen des (bislang) erlaubten Risikos.

[8] Einer der wenigen Linken, der, nicht verblendet von der unhistorischen Reproduktion einiger verdinglichter, steinbruchmäßig herausgeschlagener Elemente Kritischer Theorie, (a) die qualitativen Veränderungen im globalen-kapitalistischen Herrschaftssystem ernst nimmt, (b) die desaströse Situation, in der sich die versprengten emanzipatorischen Kräfte befindet klar herausstellt, und (c) obendrein den Zusammenhang der gegenwärtigen Transformationsprozesse der Herrschaft mit den Corona-Maßnahmen aufzeigt, ist Hartmut Krauss. Seine „Skizze zur krisenbedingten Transformation des westlich-globalkapitalistischen Herrschaftssystems und zur regressiven Konstitution des subjektiven Faktors“ ist in vielen Dingen treffend, wenngleich ich die Anleihen an die m.E. tatsächlich rechte und verschwörungsmythologische These vom bevölkerungspolitischen Austausch für verkehrt halte. Vgl. Krauss, Hartmut: Westlich-postdemokratischer Kapitalismus: Das Ende der trügerischen Selbstbeschreibung (Juli 2022). Zu den wenigen aufrichtigen linkssozialistischen Linken, die ihre Staatskritik für Corona nicht entsorgt haben, gehört auch Joachim Hirsch, der ebenfalls auf die neue Qualität der derzeitigen Krisendynamik und ihre Lösungsstrategien der Herrschaft verweist. Vgl. Hirsch, Joachim: Krise – welche Krise? (August 2022). Auch den Zusammenhang mit der staatlichen Corona-Politik macht Hirsch wiederholt deutlich. Zu Recht sieht er die linke Affirmation dieser als wichtigen Bestandteil des endgültigen Niedergangs der parlamentarischen Linken, welcher dem Affirmativ-werden der Kritischen Theorie korrespondiert. Vgl. Hirsch, Joachim: Wo ist die parlamentarische Linke geblieben? (Mai 2022)

[9] Horkheimers Materialismus ist die auf den Körper als Schlachtfeld der Herrschaft zielende Perspektive durchaus genauso wenig fremd, wie eine dezidierte Kritik an der naturwissenschaftlich verengten Medizin, wenngleich ihn in beiden Fällen das vitalistische und ikonoklastische Pathos des Manifest wohl eher suspekt wäre. Seine Aufzeichnung Interesse am Körper ist ein gewichtiger Entwurf einer materialistischen Theorie der Dressur des Körpers, die jene „Selbsterniedrigung des Menschen zum corpus“ (Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. In: Max Horkheimer Gesammelte Schriften Bd. 5, 3. Aufl. Frankfurt/M. 2003, S. 264) thematisiert, die in der Herrschaft der Virologie eine neue Stufe erklommen hat, die Horkheimer bereits antizipierte: „Sie gehen mit dem Körper um, hantieren mit seinen Gliedern, als wären sie schon abgetrennt. Die jüdische Tradition vermittelt die Scheu, einen Menschen mit dem Meterstab zu messen, weil man die Toten messe – für den Sarg. Das ist es, woran die Manipulatoren des Körpers ihre Freude haben. Sie messen den anderen, ohne es zu wissen, mit dem Blick des Sargmachers. Sie verraten sich, wenn sie das Resultat aussprechen: sie nennen den Menschen lang, kurz, fett und schwer. Sie sind an der Krankheit interessiert, erspähen beim Essen schon den Tod des Tischgenossen, und ihr Interesse daran ist durch die Teilnahme an seiner Gesundheit nur dünn rationalisiert. Die Sprache hält mit ihnen Schritt. Sie hat den Spaziergang in Bewegung und die Speise in Kalorien verwandelt, ähnlich wie der lebendige Wald in der englischen und französischen Alltagssprache Holz heißt. Die Gesellschaft setzt mit der Sterblichkeitsziffer das Leben zum chemischen Prozeß herab.“ (S. 267)

[10] Die beste (mir bekannte) deutschsprachige links-libertäre Kritik der Corona-Politik sind die Interventionen von Gerald Grünklee, die, was den zerrütteten Zustand der politischen Öffentlichkeit gut dokumentiert, ebenfalls im Eigenverlag erschienen sind. Vgl. Grünklee, Gerald: Corona – Gegenwart und Zukunft unter dem Virus, Bremen/Osnabrück 2021; Ders.: Wider dem Impfzwang, Bremen/Osnabrück 2022.

[11] Zur Zero-Covid-Ideologie vgl. Grünklee: Corona, S. 109ff., und Pünjer, Sören: Die linke Zero-Covid-Idee ist der Alptraum von einer Sache. In: Bahamas 89/2022, S. 41-45.

[12] Bini Adamczak, von der hier die Rede ist, gehört Übrigens auch zur Twitter-Gemeinde. Am 10.8.2022 zwitscherte sie an ihre Follower folgende Botschaft: „Kleine Erinnerung: In den armen Ländern der Welt (low-income countries) haben erst 20,2 Prozent der Bevölkerung eine Corona Impfung erhalten.“ (10.8.2022) Nun ja, vielleicht darf man darauf hinweisen, dass die Impfstoffe mittlerweile nicht einmal mehr als Spenden von jenen Ländern begehrt werden, für deren Versorgung Adamczak die (anti-)koloniale Trommel rührt; dem kapitalistischen Eigentumstitel in Form des Patents ist diese Unterversorgung diesmal nicht in die Schuhe zu schieben.

[13] Alle folgenden Zitate und Vergleiche im Fließtext beziehen sich auf die Dialektik der Aufklärung.

[14] Die Zerrissenheit der linken publizistischen Landschaft lässt etwas davon erahnen: Die Konkret zerlegt sich, das abtrünnige Lager passt sich dem dezidierten Pro-Ukraine Kurs der Jungle World an. Die Junge Welt fühlt sich wie, nicht weniger erwartbar war, in alter Solidarität Russland verpflichtet; beide Zeitungen folgten im Übrigen, worüber sie, so weit ich sehe, schwiegen, überaus einträchtig der staatlichen Corona-Politik und ihrer Apologie. Das anti-deutsche Spektrum fällt in ihre identitären Extreme zurück. Die Bahamas sieht die Ukraine den genuin westlichen Kampf ums schöne Leben führen (vgl. Bahamas: Gegen Deutschland und alle Feinde des privaten Glücks. Erklärung der Redaktion Bahamas zum russischen Überfall auf die Ukraine. In: Bahamas Nr. 89 Frühjahr 2022, S. 6-13), Horst Pankow lässt auf der anderen Seite den Eindruck entstehen, dass nicht Russland die Ukraine überfallen hat, sondern Deutschland in Gestalt der Ukraine doch noch ‚den Russen‘ ausradieren möchte (vgl. Pankow, Horst: Zeitenwende: Nach Corona nun der Krieg. Von der Maske zum Stahlhelm. In: Der Erreger Nr. 2, S. 96-103). Das dies (zum Glück) nicht die Generallinie der Corona-Maßnahmen-kritischen Linken ist, zeigen die Ausführungen von Norman Raskonikoff, die auf den genuinen, endogen aggressiven Herrschaftscharakter des putinistischen Regimes zielen (vgl. Raskonikoff, Norman: Russlands Bonapartismus und Antifaschismus. In: Der Erreger Nr. 2, S. 114-118). Dessen völkisch-imperiale Charakter zeigt auch Heinz Gess auf (vgl. Gess, Heinz: Ukraine – zwischen Krieg und Frieden. Über die Wiedergeburt des differentialistischen Kulturrassismus in Russland und seine Auswirkungen für die Ukraine. In: Kritiknetz – Zeitschrift für Kritische Theorie der Gesellschaft 2022), der dies allerdings mit real-politischen Folgerungen verbindet (vgl. Gess, Heinz: Biedermanns sozialer Frieden. Zur deutschen Friedenspolitik in Zeiten des Krieges. In: Kritiknetz – Zeitschrift für Kritische Theorie der Gesellschaft 2022.), deren Konsequenzen nicht unerheblich den Finanziers des Islamismus in die Hände spielen dürften, und die mit historischen Analogien zum Aufstieg des Nationalsozialismus begründet werden, die m.E. nicht zutreffend sind (vgl. Gess, Heinz: Stinkender Misthaufen? Zur Querfront in Putins Krieg. In: Kritiknetz – Zeitschrift für Kritische Theorie der Gesellschaft). Seinem (momentan recht wohltuenden) polit-ökonomischen Reduktionismus treu bleibend, zeigt der Gegenstandpunkt sowohl die materiellen Gründe des Krieges auf allen Seiten auf, auch die des Wirtschaftskriegs gegen Russland, als auch die Brutalität der Staatsgründungsgewalt der Ukraine im Eiltempo (vgl. die gesamte Ausgabe von: Gegenstandpunkt. Politische Vierteljahresschrift Nr. 2 2022); mit dem, von der Bahamas beschworenen, schönen (privaten) Leben des Einzelnen hat das, wen wundert es, wenig gemein. Für ideologische Aspekte des russischen Krieges interessiert man sich hingegen kaum, womit eine abstrakte Imperialismustheorie vertreten wird, die blind bleibt für entscheidende Differenzen in der politisch-ideologischen Struktur der diversen imperialistischen Mächte. Gerald Grünklee vertritt – wie sein Mitstreiter Peter Nowak einige scheinbar vergessene Basics des Anti-Militarismus in Erinnerung rufend – eine Position, die meiner eigenen nahe kommt (vgl. den Beitrag von Grünklee in ders./Heni, Clemens/Nowak, Peter: Nie wieder Krieg ohne uns… Deutschland und die Ukraine, Berlin 2022, S. 15-47 ); dies, wie auch schon in Fragen Corona, was Jungle-World-Linke freuen dürfte, darf man sich doch bestätigt fühlen über den Zusammenhang von Einstellungen zu Corona und Krieg. Die im Tonfall bisweilen etwas hysterischen Ausführungen von Heni zeigen zwar auf, was am russischen Nazi-Ding der Ukraine dran ist (vgl. ebd., S. 82ff.), und wie im Zuge der russischen Invasion unverfroren Holocaust-Relativierung salonfähig wurde (vgl. ebd., S. 101ff.). Für die geschichtliche Erfahrung Osteuropas mit dem Stalinismus, die ernst zunehmen nicht im Geringsten eine Relativierung des Nationalsozialismus und des Holocaust impliziert, bleibt sein Geschichtsbild aber weitestgehend blind, wie auch, bei aller unmissverständlichen Abgrenzung gegenüber Putin, das gesamte Buch die Brutalität der russischen Kriegsführung zu unterschätzen scheint. Die besondere Gewalterfahrung der Ukraine mit Stalinismus, Nationalsozialismus und späterer Sowjetzeit zeigt hingegen – vom ukrainischen Nationalismus und Antisemitismus allerdings abstrahierend – eindringlich Reiner Geulen in seinem Aufsatz: Hundert Jahre Krieg – Leben und Sterben in der Ukraine. In: Im Labyrinth. Hefte für Autonomie, Heft 6 2022, S. 13-33. Es stimmt im Übrigen hoffnungsfroh, dass eine Zeitschrift, die im Geiste Castoriadis‘ Russlands „barbarisches Zerstörungswerk“ (S. 102) attackiert, zugleich eine hervorragende Übersetzung eines französischen Textes zum Corona-Desaster bringt. Vgl. Amich, Matthieu: Dies ist keine Gesundheitskrise. Warum man sich der Einführung des Gesundheitspasses und der Impfpflicht widersetzen sollte. In: ebd., S. 43-59. Schön so sehen, dass nicht überall Ticket-Mentalität herrscht.

[15] Vgl. ausführlicher hierzu Fuchshuber, Thorsten: Staatszerfall, Rackets und Autoritarismus. Russland als Racket-Staat. In: Kritiknetz – Zeitschrift für Kritische Theorie der Gesellschaft 2022.

[16] Vgl. hierzu das aufklärerische Interview, das (ausgerechnet) die TAZ (vom 1.7.2022) mit dem Historiker Ulrich Herbert führte.

[17] Diese Ticket-Mentalität eines verstümmelten linken Geschichtsbewusstseins habe ich schon früher kritisiert. Vgl. Wallat, Hendrik: Auschwitz und Kolyma. Anmerkungen zum kommunistischen Geschichtsbewusstsein. In: Phase 2. Zeitschrift gegen die Realität Heft 32 2009, S. 43-45. Historisch war es Isaak Steinberg, der jeden Antifaschismus ablehnte, der moralisch mit zweierlei Maß misst. Der gläubige Jude und linke Sozialrevolutionär, der persönlich, mit allem, was ihm an Mitteln zur Verfügung stand, versuchte, die osteuropäischen Juden vor dem Nationalsozialismus zu retten, war nicht bereit, sich mit einem Antifaschismus gemein zu machen, der sich über den stalinistischen Terror ausschweigt. Steinberg unterlag der damaligen Ticket-Linken politisch gnadenlos – und behielt dennoch mehr als Recht.

[18] Vgl. hierzu den Einwurf von Castoriadis, Cornelius: Welches Europa? Welche Bedrohungen? Welche Verteidigung? In: Im Labyrinth. Hefte für Autonomie Heft 6/2022, S. 63-69. Castoriadis‘ Lageeinschätzung von 1983 lässt sich auch auf die Gegenwart übertragen. Dies betrifft nicht nur seine Kritik der ideologischen Selbstbeschreibung westlicher Gesellschaften als Demokratie (S. 65) bei gleichzeitig unzweideutiger Verteidigung des aus Europa historisch stammenden Autonomie-Projekts, sondern auch den politischen Umgang mit dessen Feinden: „Politisch gesehen, gibt es an der russischen Gesellschaft, außer Menschleben, nichts zu verteidigen. An den ‚europäischen‘ Gesellschaften gibt es viele Dinge zu verteidigen, für die keinerlei Garantie besteht, dass sie einmal zerstört, wieder zurückkehren werden. Aber was zu verteidigen ist, kann nicht mit den existierenden Staaten und Regierungen verteidigt werden.“ (S. 67)

[19] Vgl. zu diesem Neucölln, Jürgen: Postfaschismus und Pandemie. Die Wiederdeutschwerdung der Antideutschen im gesundheitspolitisch verallgemeinerten Postnazismus. In: Der Erreger Nr. 2, S. 158-161.

[20] So Jakob Hayner in seinem sehr lesenswerten Essay: Cancel Culture und Krise der Linken. Eine Polemik zum Streiten. In: Phase 2. Zeitschrift gegen die Realität Heft 60 Sommer 2022, S. 29, der treffsicher gleich eine ganze Reihe von Sargnägeln der Gegenwartslinken auf dem Kopf trifft.

[21] Mit mehr Liebe zum System als zu seiner demokratischen Ideologie hatte das bereits Luhmann vorgemacht, dem Begriffe wie der der „‚strukturellen Gewalt, der ‚herrschenden Klasse‘ oder ganz naiv in der Vorstellung der Mehrwert abschöpfenden Kapitalisten“ nur ideologische Fiktionen sind, die „der Stimulierung von Aggressionen“ (Luhmann, Niklas: Macht, 2. Aufl. Stuttgart 1988.S. 82) dienen. An diesem Punkt besteht die Schnittstelle, wo die richtige Kritik an verkürzter, personalisierender Kapitalismuskritik und der Begriff der abstrakten/subjektlosen Herrschaft umkippen können, in eine systemtheoretische Ideologie, die wenn nicht (Klassen-)Herrschaft als solche, so doch das Faktum politischer Praxis von Gruppen meint leugnen zu können, die strukturell über ganz andere Machtmittel als die übrige Weltbevölkerung verfügen und diese selbstredend auch zu ihren Gunsten einzusetzen wissen