Neo-Rauch-Bild „Der Anbräuner“: Versteigerung in Leipzig abgebrochen
Überraschende Wende: Die Versteigerung des wertvollen Pfands von Bauunternehmer Christoph Gröner wurde vorzeitig abgebrochen. Das Höchstgebot für „Der Anbräuner“ lag bereits bei über 400.000 Euro. Das steckt dahinter.
13 Gebote waren bereits eingetroffen für das bekannte Gemälde „Der Anbräuner“ von Neo Rauch. Doch am 12. August um 16.47 Uhr stoppte ein Leipziger Obergerichtsvollzieher die Versteigerung unerwartet. Ursprünglich sollten weitere Gebote noch bis zum Abend des 13. August möglich sein – konkret bis 20 Uhr. Doch nun ging plötzlich gar nichts mehr.
Auf der Versteigerungsseite der Justiz im Internet gab es dazu keine weitere Erklärung. Dort stand nur: „Auktion beendet“. Erkennen ließ sich jedoch, dass das Höchstgebot bisher 404.100 Euro betrug. Es lag also nur wenig höher als das Mindestgebot von 400.000 Euro für das sehr bekannte Bild des Leipziger Malerstars. Allerdings springt der Preis bei Aktionen häufig erst am Schluss in die Höhe. Umso merkwürdiger erschien, weshalb die Versteigerung vom „Anbräuner“ schon 27 Stunden und 13 Minuten vor dem Fristablauf und ohne Vorwarnung zu Ende ging.
Gerichtsverhandlung um sechsstelligen Betrag
Hintergrund des Verfahrens ist ein Streit zwischen dem Bauunternehmer Christoph Gröner (56) und der Handwerksfirma Derlin Haustechnik aus dem norddeutschen Travenbrück. Lars Derlin (58) und seine 22 Beschäftigten hatten auf einer Baustelle in Hamburg Sanitäranlagen und Heizungen installiert. Der Auftrag stammte von der CG Construction GmbH aus der Leipziger Haferkornstraße. Dort befindet sich eine große Niederlassung von Gröners Unternehmensverbund.
Über Teilbeträge der Bezahlung stritten sich beide Seiten vor einem Gericht in Hamburg. Rechtsanwalt Moritz Lembcke von der Kanzlei Osgard wollte dabei für die Handwerksfirma einen sechsstelligen Betrag eintreiben. Er veranlasste schließlich Zwangsvollstreckungsmaßnahmen. In dem Zusammenhang überließ Gröner das ihm gehörende Gemälde von Neo Rauch der Firma CG Construction GmbH – damit sie es als Pfand einsetzen kann.
Weshalb die Versteigerung kurz vor Toresschluss beendet wurde, dazu wollte sich der Obergerichtsvollzieher auf LVZ-Nachfrage nicht äußern. Er verwies auf das Leipziger Amtsgericht, wo aber ebenfalls keine Auskunft zu erhalten war. Anwalt Lembcke sagte: „Wir haben uns mit der Gegenseite verglichen.“ Für die Handwerksfirma Derlin sei die ganze Sache damit abgeschlossen. Der Druckpunkt der Versteigerung habe zu einem guten Ergebnis geführt. Über den genauen Inhalt des Vergleichs sei aber Stillschweigen vereinbart worden. „Wir sind sozusagen befriedigt und haben deshalb Ansprüche aus der Versteigerung fallengelassen. Deshalb wurde sie gestoppt.“
Verwendung des Pfandobjekts noch unklar
In den Besitz des Gemäldes kam Gröner vor fünf Jahren bei der GRK-Golf-Charity im Leipziger Westin-Hotel. Er ersteigerte es damals für 550 000 Euro – und legte gleich noch eine Spende von 200 000 Euro oben drauf. Der ganze Erlös sollte an soziale Einrichtungen fließen. Als nun im Juni 2024 die erneute Auktion vom „Anbräuner“ begann, sagte der Bauunternehmer der LVZ: „Selbstverständlich hole ich mir das Bild bald wieder zurück.“
Das Verfahren mit der Firma Derlin sei nun per Vergleich abgeschlossen, bestätigte Gröner. „Damit ist die Rückgabe des Pfandobjekts an mich die logische Folge.“ Über die künftige Verwendung des Bildes wolle er erst noch in Ruhe nachdenken. „Es gehört nicht zu den Lieblingswerken des sonst von mir sehr geschätzten Malers. Ich hatte es vor allem vor dem Hintergrund erworben, dass der Erlös dem Kinderhospiz in Markkleeberg zugute kam.“
Den „Anbräuner“ hatte Neo Rauch im Jahr 2019 gemalt, um damit auf Vorwürfe eines Kunstkritikers zu reagieren. Dieser wollte ihn einer Gruppe angeblich rechtsgesinnter, ostdeutscher Künstler zuordnen. Auf dem Öl-Bild ist ein Mann zu sehen, der einen Pinsel in seinen Nachttopf taucht.