Corona-Leugner sind laut, aber es sind weniger, als gedacht. Eine Studie belegt: Der Anteil der Deutschen, die an Corona-Verschwörungen glauben, ist verglichen mit 2020 rückläufig.
Corona-Leugner und Anhänger von Corona-Verschwörungstheorien sind Scheinriesen. Sie dominieren zwar oft die öffentliche Wahrnehmung und beteiligen sich lautstark an Corona-Diskussionen, doch ihr Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Universitäten Wien und Edinburgh, die ZDFheute exklusiv vorliegt.
Haben im vergangenen Jahr noch 14 Prozent der Deutschen Corona geleugnet, sind es im Jahr 2021 nur noch neun Prozent. Als Anhänger von Corona-Verschwörungsmythen werden in der Studie Befragte gewertet, die der Aussage zustimmen, Corona gebe es gar nicht und die Schutzmaßnahmen seien eine hysterische Überreaktion.
Rückgang liegt auch an Nguyen-Kim und Drosten
„Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Menschen sehen, wie real die Gefahr ist“, sagt Tobias Spöri, Co-Autor der Studie des Think Tanks dpart. Inzwischen kenne jeder jemanden, der selbst erkrankt sei. Ein weiterer Grund für den Rückgang dürfte die anhaltende Aufklärung von kompetenten Erklärerinnen und Erklärern sein. Spöri sagt:
Youtube-Videos von Mai Thi Nguyen-Kim zum Beispiel haben Millionen Views, der Podcast von Christian Drosten wird millionenfach gehört. Verschwörungsmythen werden also permanent Fakten entgegengehalten, das wirkt sich aus
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es zwar einen harten Kern von Corona-Leugnern gebe, der sich nicht oder fast nicht von Argumenten überzeugen lasse. Es gebe aber auch relativ viele Ex-Überzeugte. Bei der Befragung im vergangenen Jahr mit rund 2.000 Teilnehmern habe diese Gruppe Corona noch geleugnet, 2021 hätten dieselben Befragten ihre Ansicht aber geändert.
Corona-Leugner sind laut Studie egoistischer
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Menschen, die an Corona-Verschwörungen glauben, sind politisch eher rechts und lehnen eine Impfung gegen das Coronavirus öfter ab. Co-Autor Jan Eichhorn sagt:
Sie sind individualistischer, seltener bereit zu solidarischem Verhalten und ordnen sich seltener unter. Man könnte auch sagen: sie sind egoistischer.
Jan Eichhorn, Co-Autor
Auffällig sei, dass sich Anhänger von Corona-Verschwörungen oft über die sozialen Medien informierten, staatliche Institutionen generell ablehnten und mit dem System als solchem unzufrieden seien. Bei ihnen gehe es eigentlich gar nicht so sehr um Corona und naturwissenschaftliche Fragen, sondern um die Demokratie. „Insofern sind sie mit klassischer Aufklärung zum Beispiel über die Wirkung von Impfstoffen seltener erreichbar“, so Eichhorn.
Mehr Corona-Leugner nur in Sachsen
Ein Bundesland fällt bei der Studie besonders auf: Sachsen. In ganz Deutschland hat der Anteil von Corona-Leugnern abgenommen, nur in Sachsen hat er zugenommen. „Man kann sogar sagen, dass Sachsen ein Hotspot geworden ist“, sagt Tobias Spöri. Hier halte mehr als jeder Vierte (28 Prozent) Corona für eine Lüge.
Auch die Aussage, die Pandemie sei das Werk einer mächtigen Gruppe, die das Virus verbreitet hätte, um Profite zu machen, wird in Sachsen oft geteilt. Insofern überrasche auch die niedrige Impfquote in Sachsen nicht. „Warum sollte ich mich gegen ein Virus impfen lassen, dessen Existenz ich verneine“, so Spöri.