„Man weiß nie, ob nur Steine fliegen“: Weitere Vorfälle an Haus von Limbacher Linken-Stadträtin
Im Mai wurde das Wohnhaus von Elisa Grobe mit Steinen angegriffen. Auch nachdem die Täter vom Staatsschutz ermittelt wurden, kehrt keine Ruhe ein. Mit zwei der Täter hat die Stadträtin inzwischen persönlich gesprochen.
Limbach-Oberfrohna. Wenn Elisa Grobe nachts Geräusche vor ihrem Wohnhaus hört, steht sie oft auf und schaut nach draußen. Stehen Unbekannte vor dem Haus?
Die Sorge der Limbach-Oberfrohnaer Linken-Stadträtin ist nicht unbegründet. Erst im Mai kam es zu zwei Steinwürfen auf ihr Wohnhaus. Für die Stadträtin keine neue Erfahrung. Vor dem Wohnhaus, in dessen Erdgeschoss ein von Grobe mitgegründeter bildungspolitischer Verein seine Räume hat, gab es immer wieder Vorfälle ähnlicher Art.
Mal flogen Steine, mal wurden indizierte Musik abgespielt oder verfassungsfeindliche Parolen gerufen. Auch nach den beiden Vorfällen im Mai ist noch keine Ruhe eingekehrt. „Immer mal wieder höre ich Pöbeleien vor dem Haus. Ein Fahrradfahrer rief beispielsweise ‚Sieg-heil’ als er vorbeifuhr“, so Grobe.
Politisch motivierte Straftaten nehmen im Landkreis zu
Sie habe sich daran gewöhnt. Da in letzter Zeit aber Ruhe eingekehrt war, beunruhigen sie die erneuten Angriffe sehr. „Man weiß nie, ob nur Steine fliegen, oder ob beim nächsten Mal Schlimmeres passiert“, sagt sie.
Seit Grobe vor drei Jahren für die Linken in den Stadtrat nachrückte, stehen sie und ihr Verein vermehrt im Fokus von politisch Andersdenkenden. Zwar seien die Zeiten, in denen es in der Stadt regelmäßig zu Ausschreitungen zwischen Linken und Rechten kam, vorbei, doch Grobes Eindruck nach verändert sich die Stimmung.
Ein Blick in die Polizeiberichte bestätigen den Eindruck. Im Vorfeld der Stadtratswahlen kam es zu massiven Beschädigungen an Wahlplakaten. So beispielsweise am 3. Mai als zwei Jugendliche an der Horst-Strohbach-Straße gemeldet wurden, die Wahlplakate abgerissen haben sollen. Im Januar entdeckte ein Polizist an einem Wartehäuschen Hakenkreuze. An einer Laterne auf der Burgstädter Straße tauchten später SS-Runen auf. Anfang April schmierten Unbekannte Hakenkreuze und SS-Symbole an die Freilichtbühne im Stadtpark.
Darüber hinaus verzeichnet das Landeskriminalamt im gesamten Landkreis Zwickau einen Anstieg von politischen motivierten Straftaten. 285 Fälle mit rechtspolitischem Hintergrund ereigneten sich 2023. Das ist die höchste Anzahl seit 2016. Aber auch die Fälle aus dem linken Spektrum haben zugenommen. 49 Straftaten erfasste das LKA 2023. Das ist der zweithöchste Wert in den vergangenen acht Jahren.
„Sie haben sich entschuldigt“
Elisa Grobe meidet bestimmte Orte und Veranstaltungen in der Stadt ganz bewusst. Zu groß ist die Angst vor Zwischenfällen. „Das Stadtparkfest besuche ich, wenn überhaupt, nur tagsüber“, sagt sie.
Nach den Steinwürfen wurde das von Grobe gegründete linke Veranstaltungszentrum „Doro“ regelmäßig von der Polizei bestreift. Ab August wird Elisa Grobe im neuen Limbacher Stadtrat erneut für die Linken-Fraktion sitzen. Zurückziehen möchte sie sich nicht. „Auch wenn die Arbeit schwieriger wird, da wir in der Rot-Rot-Grünen-Fraktion nur noch drei Mitglieder sind“, sagt sie.
Sie habe lange überlegt, ob sie noch einmal antritt. „Am Anfang dachte ich, man könne im Stadtrat etwas bewegen. Inzwischen merke ich, dass es eine sehr bürokratische Arbeit ist. Inhaltliche Diskussionen gibt es kaum“, sagt sie. Das sei auch der Grund, weswegen sie sich selbst mit Wortbeiträgen zurückhalte. „Wenn man Themen auf den Tisch bringen möchte, werden diese immer möglichst schnell abgearbeitet. Es wird sich wenig damit auseinandergesetzt“, kritisiert sie.
Dass von ihren Stadtratskollegen keine Reaktionen auf die Steinwürfe kamen, enttäusche sie. „Andererseits muss ich froh sein, dass ich im Stadtrat sitze. Sonst würden die Vorfälle vermutlich gar keine Rolle in der Öffentlichkeit spielen.“
Mit zwei der jugendlichen Täter, die der Staatsschutz ermittelte, konnte Grobe inzwischen persönlich reden. Die Mütter der Jugendlichen hatten sie aufgesucht. „Sie haben sich entschuldigt. Ich habe ihnen erklärt, dass man fremde Menschen nicht in Gefahr bringen sollte“, sagt sie. Grobe hat den Eindruck, dass die beiden Jugendlichen aus ihrem Fehler gelernt haben. Den Mut, sich persönlich zu entschuldigen, rechne sie ihnen hoch an.