Das Versagen der Linken im Ausnahmezustand in Leipzig
Es war schön zu erfahren, dass es nach dem Verbot von linksunten, der Plattform kontrapolis, jetzt mit knack.news in Leipzig auch so eine Seite gibt. Dann wurde „Das Versagen der Linken im Ausnahmezustand“ hier ebenfalls veröffentlicht und daraus ergeben sich so einige Probleme aus einer Leipziger Perspektive.
Dazu, dass die Linke in die Bedeutungslosigkeit versunken ist, wurde bereits von anderen so einiges geschrieben (und das bereits im vergangenen Jahr) und inzwischen dürften alle eingesehen haben, dass dieser Fehler nicht mehr umkehrbar ist.
Richtig, jedoch stellt sich aus lokaler Perspektive die Frage, wo waren wir eigentlich alle in den letzten zwei Jahren in der Stadt, bei den wenigen Initiativen, die die gesellschaftliche Auseinandersetzungen nicht den Rechten oder Corona-Leugner*innen überlassen wollten? Die Beteiligung der radikalen Linken in der Stadt an Veranstaltungen für einen solidarischen Umgang in der Pandemie oder gegen autoritäre Maßnahmen war schwach, bis kaum vorhanden. Zu sehen waren dann alle jedoch zum Szene-Event „wir sind alle LinX“ im September.
Endlich Bulle spielen – Es ist kein Geheimnis: Linksautoritären ging während des gesamten Ausnahmezustandes so richtig einer ab, wann immer der Staat eine neue autoritäre und repressive Politik durchsetzte. Kontaktverbote und Lockdown? Fuck yeah, hoffentlich prügeln die Cops den Pöbel von der Parkbank! Impfpflicht? Bitte so schnell wie möglich her damit, körperliche Selbstbestimmung braucht niemand! 2G im autonomen Zentrum? Stabil! Endlich selber Bulle spielen und Ausweise kontrollieren.
Bullengewalt abfeiern, bleibt scheiße, auch wenn sie sich gegen Neonazis richtet. Darauf hinzuweisen, dass eine linke Demo in diesem Staat immer anders behandelt wird, bleibt dennoch legitim. Es zeigt das Paradox auf, dass trotz der „Bedeutungslosigkeit“ einer gesellschaftlichen Linken, der Staat sein Gewaltmonopol trotzdem hauptsächlich gegen die Linke in Stellung bringt.
Wieso Ausweise an linken Trefforten kontrollieren? Weil die Erfahrung nach über einen Jahr gezeigt hat, dass es auch unter Linken ziemlich viele unsolidarische Arschlöcher gibt. Da sind jene, die sich in kleinen Räumen bei Treffen weigern eine Maske zu tragen. Andere haben sich infiziert, sagen aber den Menschen mit denen sie sich getroffen haben nicht bescheid, bleiben nicht zu Hause bis sie nicht mehr ansteckend sind, die anderen Menschen aus der WG sowieso nicht. In linken Orten wurden beim Plenum Menschen aufgefordert beim sprechen die Maske abzunehmen, weil sie nur so angeblich zu verstehen sein. „Anarchist*innen“, die sich als solche geben, fallen häufig mit Argumentationen auf, die sich kaum von den Corona-Leugner*innen und Verschwörungserzähler*innen in Sachsen unterscheiden.
„Endlich Bulle sein“, mitnichten. Keinerlei Spaß dabei Menschen darauf hinzuweisen eine scheiß Maske zu tragen oder bei Symptomen zu Hause zu bleiben und Rücksicht zu nehmen. Eine Farce anderen Linken mit du „Bulle“ zu kommen, nur weil diese kein Lust haben, Menschen aus der Familie oder Freund*innen mit chronischen Krankheiten an dieses Virus zu verlieren, weil sich „Anarchos“ genauso unsolidarisch wie die Corona-Leugner*innen verhalten. So viele Menschen in der Linken arbeiten in sozialen Berufen, in der Pflege oder im medizinischen Bereich, was die seit über einen Jahr alle mitmachen müssen und absolut am Ende sind, für die Linken mit ihren „ihr Bullen“ Rufen, alles cool.
Linke sind schnell dabei auf Demos gegen die Festung Europa Parolen für Geflüchtete zu skandieren, doch für Geflüchtete und Migrant*innen im Land bleibt kaum Support. Die meisten haben weder Bezug zu migrantischen Communities und „Ghetto-Kids“ noch versuchen sie überhaupt einen solchen Bezug aufzubauen.
Stimmt, kaum Support. In Leipzig reicht es nicht einmal mehr für das Parolen rufen auf den Straßen, wenn sich die Beteiligung bei den Demos zur Festung Europa angeschaut wird. Überhaupt die Beteiligung, bei jeder Veranstaltung zum Besäufnis kommen in dieser Stadt mehr Linke zusammen als bei fast allen Demos oder Kundgebungen.
Bezüge zu Communities? Am 10. November 2021 gab es mehrere Hausdurchsuchungen in Leipzig und Sachsen. Hintergrund, angeblich „gefälschte Flüchtlingsdokumente“. In Leipzig, keine Reaktion darauf. Das „Medienprojekt“ knack.news mag diese Repression nicht einmal im Bereich „Presse“ dokumentieren.
Du heulst rum wegen einer Impfquote von nur 70%? Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es Länder, bei denen die Impfquote erst im einstelligen Bereich liegt. Check your privileges.
Was hat eine Linke hier dagegen getan? Nichts. Also gut, einige Anarchist*innen haben sich geweigert sich selbst impfen zu lassen, weil den Konzernen nicht zu trauen ist, dem Staat sowieso nicht. Während sich Linke sonst nichts so damit haben eine chemische Droge nach der anderen rein zu ziehen, auf den eigenen Partys oder beim abendlichen Besäufnis.
Aber wieso sollte mensch auch erwarten, dass Wohlstandslinke vermehrt einen Blick in ferne Länder werfen, wenn sie nicht mal im eigenen Land einen Bezug zu den Ausgestoßenen der Gesellschaft aufbauen können und sich deutlich stärker für sie einsetzen als nur vereinzelte halbherzige Aktionen.
Wie schön ist doch der Riot immer woanders. Linke Demos in Leipzig verboten, Reaktion der radikalen Linken dazu, kaum bis gar keine. Neonazis seit Monaten auf den Straßen in Leipzig, die zu organisierten Angriffen auf junge Antifaschist*innen übergehen (weil eigentlich nur noch diese dagegen auf der Straße sind). Reaktion: keine. Hausdurchsuchungen in Leipzig. Reaktion: keine. Ein Jahr Lina im Knast. Reaktion in Leipzig, keine…
Die vierte industrielle Revolution hat durch die Pandemie einen großen Schub bekommen. Die Umweltzerstörung, wichtige Lebensgrundlage der Pandemie(n), ist untrennbar mit der Industrie und Techno-Herrschaft verbunden.Von anarchistischer Seite gibt es immer mehr gezielte Angriffe gegen Infrastrukturen der technologischen Dystopie, aber priviligierte Wohlstandslinke heulen lieber rum, wenn mal wieder ein Mobilfunkmast abgefackelt wurde.
Weil es immer so gut gelungen ist den „Fortschritt“ aufzuhalten. Hat bei den Maschinen-Stürmer*innen schon nicht geklappt und wird auch nicht beim abfackeln von Mobilfunkmast funktionieren. Wie schaut Elany dann eigentlich weiter Riotporn in den anderen Teilen der Welt, wenn wir all die verhasste Infrastruktur abgefackelt haben? Was machen wir, wenn wir kein Bock auf diese technologische Dystopie haben, aber genauso wenig auf diesen Anarcho-Primitivismus haben, in dem das tägliche Überleben ein ähnlicher Knochenjob wie im Mittelalter ist.
Warum also nicht mal ein paar Tiere aus ihren Käfigen befreien?
Wieso fangt ihr nicht bei euren ganzen Haustieren an? Die würden sich bestimmt auch freuen eurer „Herrschaft“ entledigt zu sein. Wo steht eigentlich diese Regel der linken Szene, dass alle mindesten einen Hund oder Katze haben müssen? Am Einlass vom AZ oder Wagenplatz?
Von autoritätsgläubigen Linken erwarte ich jedoch nichts. Die Bruchlinien sind gezogen und jede*r hat seine Seite gewählt. Nicht alles, was sich selbst als antiautoritär bezeichnet, ist auch tatsächlich ein*e Gefährt*in. In offener Feindschaft mit jeglicher Autorität und den Menschen, die sie brauchen.
Menschen, die nicht andere vor einem Virus schützen wollen, sich unsolidarisch verhalten, auch all jenen gegenüber, die sich um alle Erkrankten und die Schwächsten der Gesellschaft kümmern, sind wirklich keine Gefährt*in.
In offener Feindschaft mit den unsolidarischen Menschen von links.