Nach monatelangem Streit: Kult-Bar „Goldhorn“ muss ausziehen
Ende September ist es so weit: Das „Goldhorn“ wird die Eisenbahnstraße 97 in Leipzig verlassen, eine Neueröffnung anderswo ist schon in Planung. Die Auseinandersetzungen im Haus zwischen Bewohnern und Eigentümer gehen derweil weiter.
Die Zukunft einer der beliebtesten Bars auf der Eisenbahnstraße, sie ist entschieden: Bis Ende September muss das „Goldhorn“ aus dem Haus mit der Nummer 97 ausziehen, dem haben die Betreiber bei einer Güteverhandlung am Landgericht Leipzig zugestimmt. Im Gegenzug soll der Eigentümer der Immobilie 30.000 Euro Abfindung für eine eingebaute Lüftungsanlage zahlen und die Kosten des Verfahrens übernehmen. „Es ist traurig“, sagt Friedrich Koch – andererseits herrsche nun auch eine gewisse Klarheit.
Freunde hatten das „Goldhorn“ vor über zehn Jahren gegründet – zu einer Zeit als Hausbesitzer noch froh waren, dass es überhaupt jemand in den Leipziger Osten zog. Es gab geheime Partys hinter zugemauerten Fenstern, der Wodka floss aus einem umgebauten Wasserhahn. Mittlerweile ist die Eisenbahnstraße als Wohn- und Ausgehviertel beliebt, das schnoddrig-glamouröse „Goldhorn“ immer proppevoll: Und obwohl Ende Oktober 2023 der Mietvertrag auslief, schien es, als könnte es auch so weiter gehen. Doch dann übernahm ein anderer Eigentümer das Haus, die Verhandlungen wurden kompliziert. Plötzlich soll es um Mietpreise gegangen sein, die aus Sicht der Betreiber der Bar völlig überzogen waren. Unbezahlbar.
Auszug nicht das endgültige Ende des „Goldhorn“
Dem „Goldhorn“ wurde gekündigt, aber offenbar zunächst nicht fristgerecht. Der Betrieb lief weiter – gleichzeitig wurde der Ton seitens des Eigentümers rauer, es gab Drohungen. Eine entsprechende Nachricht liegt der LVZ vor. Zweimal brannte der Freisitz des „Goldhorn“. Ende Mai wurde das Stromkabel gekappt. Die Betreiber vermuteten Schikanen, um sie raus zu ekeln.
Es mache aus Sicht seiner Mandanten keinen Sinn, so etwas anzuordnen, erklärt Rechtsanwalt Kristian Bielow am Montag während der Güteverhandlung am Landgericht Leipzig. Er vertritt den früheren und jetzigen Eigentümer der Eisenbahnstraße 97.
Der Auszug, er soll nicht das endgültige Ende des „Goldhorn“ bedeuten. Man wolle an anderer Stelle weitermachen, sagt Friedrich Koch. Doch was ist mit den anderen Mietern? 30 Menschen leben in dem Haus in Wohngemeinschaften zusammen, und dann ist da noch das „Con Han Hop“, eine Art Nachbarschaftstreff. Auch sie haben das Gefühl, dass sie der neue Eigentümer loswerden will: Seit mehreren Wochen fließt kein Gas und damit kein warmes Wasser. Es gibt eine einstweilige Verfügung des Amtsgericht Leipzig, wonach die Versorgung wieder hergestellt werden muss. Dagegen will Rechtsanwalt Kristian Bielow nach eigenen Angaben vorgehen.