Zum (un)sicheren Umgang mit Handys
Auch wenn es ein alter Hut ist, finden es wir es – aus gegebenem Anlass – wichtig, noch einmal kurz auf dieses Thema einzugehen.
Kürzlich sind wir über eine Antwort auf eine Kleine Anfrage zum Thema ‚Beschlagnahmung von Handys im Kontext des Leipziger Kessels auf dem Heinrich-Schütz-Platz Leipzig am 3. Juni 2023‘ des Sächsischen Innenministeriums von September 2023 gestolpert, die uns doch etwas geschockt hat.
Darin heißt es unter anderem, dass 383 Handys beschlagnahmt wurden und es wird folgende Aufschlüsselung gemacht:
„Frage 2:
Mit welchen Mitteln/ welcher Software wurden Daten auf beschlagnahmten elektronischen Geräten auf welcher Rechtsgrundlage ausgelesen und bei wie vielen war dies aus welchen Gründen nicht möglich?
Das sogenannte Auslesen erfolgt gemäß §110 Strafprozessordnung. Bei insgesamt 23 Geräten ist dies auf Grund von Sperren bzw. technischen Defekten bislang (Stand: 14. August 2023) nicht möglich gewesen. Darüber hinaus wird von einer Beantwortung abgesehen.“
Dass offenbar mindestens 383 Personen ihre Handys mit auf eine Demo genommen haben, ist schlimm genug, aber dass alle restlichen 360 Handys (!) entschlüsselt bzw. ausgelesen wurden, hat uns doch überrascht.
Wir können nur vermuten, dass dies entweder aufgrund von nicht vorhandener Verschlüsselung, unsicheren Passwörtern oder der technischen Möglichkeit, die Verschlüsselung zu knacken passiert ist. In allen Fällen gibt es ein großes Problem.
Daher nochmal in aller Kürze. Im Umgang mit Telefonen (v.a. Smartphones) im Zusammenhang mit Aktivimus ist für eure Sicherheit folgendes zu beachten:
1. Am besten ist nach wie vor, bei Treffen und Aktionen/Demos, das Handy gar nicht erst dabei zu haben! Falls ihr doch unbedingt eins braucht um z.B. den EA anzurufen oder mit anderen in Kontakt zu sein, nehmt ein extra Aktionshandy. Dieses sollte nicht mit euren Daten verknüpft sein (anonyme Sim-Karte), außer ein paar Nummern sollte nichts gespeichert sein und ihr solltet es nur dafür benutzen.
2. Verschlüsselt eure Handys! Das geht heutzutage bei so ziemlich allen Betriebssystemen. Die Verschlüsselung ist oft nur im ausgeschalteten Zustand ein echtes Hindernis. Schaltet daher euer Telefon zwischendurch, wenn ihr es nicht braucht und Nachts aus.
3. Dazu ist aber ein brauchbares Passwort (möglichst viele Zeichen, Groß- u. Kleinschreibung, Sonderzeichen und Zahlen) nötig. Ein Wisch-Code bringt leider nix.
4. Ihr solltet keine belastbaren Daten auf eurem Telefon haben und nichts strafrechtlich relevantes in Chats besprechen. Ihr wisst auch nie wie andere Leute mit denen ihr chattet mit ihrem Telefon umgehen (ob sie es verschlüsselt haben, ein unsicheres Passwort haben oder ob sie es gerne mit auf Demos nehmen).
Falls ihr noch nicht überzeugt seid oder einfach mehr dazu erfahren wollt, empfehlen wir noch den unten eingefügten polemischen, aber sehr lesenswerten Text aus der Rote Hilfe Zeitung 1/2023; S. 10.
Wir verweisen außerdem auf den kürzlich geposteten Text der Roten Hilfe Leipzig „Tag X: Nachtrag zu Rückgabe beschlagnahmter Smartphones“ in dem auch kurz zusammengefasst steht, was alles passieren kann, wenn die Cops eure Handys in die Finger bekommen, sowie ein Verweis auf sichere Betriebssysteme.
Holt euch Unterstützung und sprecht in euren Bezugsgruppen über das Thema Verschlüsselung und sichere Kommunikation!
Viele von uns haben nicht das technische Wissen, alle notwendigen Maßnahmen selbst umzusetzen. Fragt in euren Kreisen oder geht zu einer der Techniksprechstunden in Leipzig.
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Anna & Arthur lassen ihre Geräte zu Haus oder verschlüsselt aus!