Eine kurze Kritik zur Rojava-Tag-X-Demo in Leipzig
„Nachdem RiseUpForRojava am Montagabend aufgrund der anhaltenden Bombardierungen in Rojava und Başur sowie der angekündigten Bodenoffensive den Tag X ausgerufen hat, zeigte Leipzig am heutigen Dienstag eine kämpferische Reaktion. Am Nachmittag zogen bis zu 350 Menschen durch die Innenstadt zum US-Amerikanischen Konsulat“ so war in der Auswertung der Tag X-Demo am 22.12.2022 zu lesen.
Und weiter: „Nach einer Zwischenkundgebung mit kämpferischen und solidarischen Redebeiträgen ging die Demonstration entschlossen weiter zur Endkundgebung vor das US-Amerikanische Konsulat. Dort wurde die Rolle der USA und der NATO sowie Russlands angeprangert. „Es ist klar, dass der faschistische Angriffskrieg der Türkei nicht ohne Zustimmung der imperialistischen Kräfte geschehen kann, Russland und die USA kontrollieren den Luftraum über den kurdischen Gebieten. Ohne die Freigabe dieser Großmächte und der NATO wäre der aktuelle Angriff nicht möglich! “ Ein anderer Sprecher betonte dazu „Wir müssen auch hier die Rolle der BRD und die Verflechtungen zwischen Deutschland und der Türkei aufdecken und es klar benennen: Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“ (hier nachzulesen)
Klar: Diese Punkte teilen wir und waren aus diesem Gund auch zur Demonstration gekommen, um unsere Solidarität mit den kurdischen Genoss:innen zu zeigen.
Umso erstaunter waren wir dann jedoch als wir bei der Abschlusskundgebung vor dem wohlgemerkt amerikanischen Konsulat u.a. Folgendes von der Internationalen Jugend zu hören bekamen:
„Man muss mit den Ansichten der kurdischen Befreiungsbewegung oder der PKK nicht in allem übereinstimmen, um zu erkennen, dass der Befreiungskampf in Kurdistan eine fortschrittliche Bewegung ist, die allen Unterdrückten und Ausgebeuteten nützt. (….) Deutsche Waffen morden in der Ukraine, deutsche Waffen morden in Kurdistan. Deutsche Monopolkonzerne verdienen Milliarden mit den Ressourcen und der Arbeitskraft ausgebeuteter Nationen weltweit. Das ist der deutsche Imperialismus, der hier seine hässliche Fratze zeigt. Ob Saudi-Arabien, Türkei oder Israel – mit keinem Völkermörder ist man sich zu fein zusammenzuarbeiten, wenn es um den Profit geht. Diese Kriege zeigen uns vor allem eins: Der Hauptfeind steht damals wie heute im eigenen Land.“
Israel – der Völkermörder? Ihr Menschen von der Internationalen Jugend: Wir unterstellen euch aufgrund dieses Beitrages – jedenfalls erstmal – keinen (israelfeindlichen) Antisemitismus. Dazu wissen wir zu wenig von eurer Position und internen Auseinandersetzung zu dem Thema „Israel“.
Und es mag ja sein, dass die Internationale Jugend „Israel = Völkermörder“ als Ergebnis ihrer politischen Analyse betrachtet – aber dann möge die Internationale Jugend doch bitte nicht eine Kundgebung vor dem amerikanischen Konsulat auf einer Soli-Demo, bei der es um den Angriff des türkischen Militärs auf kurdische Gebiete geht, dafür vereinnahmen. Hätte es da nicht örtlich und thematisch passendere Statements gegeben? Denn soviel sei klar, eine solche Position – die zudem unwidersprochen blieb – macht es doch äußerst schwer unsere Solidarität auf einer von diesem Bündnis organisierten Demo zu zeigen. Wir finden eine solche Aussage jedenfalls in dieser Eindeutigkeit höchst zweifelhaft. Und nur als kleine Erinnerung: Vier Tage vor der Tag X-Demo ist es in Essen zu einem Anschlag auf die alte Synagoge gekommen. Also zusätzlich auch noch ein perfektes Timing um thematisch unpassend auf der Tag X-Demo gegen Israel vom Leder zu ziehen.
Wir wissen, dass es manchmal aufgrund der Kurzfristigkeit oder auch aus Kapazitätsgründen schwer ist gute Redebeiträge zusammen zu bekommen, aber in diesen Fällen ist manchmal weniger doch einfach mehr. Solidarität braucht keine großen Worte.
In diesem Sinne: Biji Berxwedana Rojava!
Einige solidarische Autonome