Kundgebung: Keine Einzeltäter – rechtes Netzwerk immer noch aktiv!
Aufruf zur antifaschistischen Kundgebung und Prozessbeobachtung am 25. Januar 2022
Am 11. Januar 2016 griffen mehr als 250 Neonazis in Leipzig-Connewitz Menschen und Geschäfte an. Sechs Jahre später verschleppt die sächsische Justiz noch immer die Verfahren gegen die Täter, ernsthafte Ermittlungen zum rechten Netzwerk hinter dem Angriff der Neonazis hat es nie gegeben. Die Wünsche der Betroffenen und Bewohner*innen des Stadtteils werden ignoriert, so gab es zum Beispiel die Forderung, dass die Strafgelder der Neonazis an Projekte im Stadtteil [1] zu zahlen sind.
Viele der Neonazis vor Gericht sind keine Unbekannten, im Gegenteil, seit vielen Jahren sind diese für ihre rechten Aktivitäten bekannt. Einige haben eine lange Strafakte, standen am 11. Januar 2016 zum Teil sogar unter “Bewährung” und erhalten für einen der größten und organisiertesten Angriffe der rechten Szene der vergangenen Jahre in Sachsen erneute Urteile auf “Bewährung”. Dafür müssen sie nur zugeben, dass sie vor Ort von der Polizei festgenommen wurden, mehr nicht. “Bewährung”, weil sich vor Gericht zeigt, dass sich da kaum einer der Täter bewährt hat.
Am 25. Januar 2022 soll der Prozess gegen Riccardo S. für den rechten Angriff in Connewitz am Amtsgericht Leipzig stattfinden. Seine Aktivitäten in der rechten Szene reichen zurück bis in die Zeit der Montagsdemonstrationen in Leipzig unter Beteiligung von Rechtsradikalen, sowie den massiven Angriffen auf Linke und Alternative in den 90er Jahren. Er ist international bestens vernetzt, so reichen seine Kontakte in die gewalttätige rechtsradikale Szene nach Österreich um Gottfried Küssel, wie Antifaschist*innen 2010 aufdeckten. Er begleitete die extrem Rechte „Hooliganband – Kategorie C“ aus Norddeutschland auf deren Russlandtournee 2011. Es war der Sänger der Band „Kategorie C“, der am 11. Januar 2016 Legida zum einjährigen “Geburtstag” ein Ständchen sang und gratulierte, während parallel die mehr als 250 Neonazis in Connewitz angriffen. Er tauchte bereits mit anderen bekannten Neonazis beim Legida-Aufmarsch am 20. April 2015 in Leipzig auf, der 20. April ist seit vielen Jahrzehnten ein besonderes Datum der rechten Szene, handelt es sich doch um den Geburtstag von Adolf Hitler.
Riccardo S. gehörte auch zu jenen Neonazis, die 2009 Spieler und Fans des Roten Stern Leipzig in Brandis angriffen, dafür wurde er zu 23 Monate auf Bewährung verurteilt. Im Jahr 2018 erhielt er wieder “Bewährung” [2]. Offensichtlich brauchen Neonazis und rechte Hooligans keine Angst vor ernsthaften juristischen Konsequenzen zu haben und so ist es auch kein Wunder, dass sich noch im September 2016 einige der im Januar in Connewitz Verhafteten an einem bewaffneten Angriffsversuch auf antirassistische Fans der BSG Chemie Leipzig in Gera beteiligten.
Riccardo S. gehört wie kaum ein anderer angeklagter Connewitz-Angreifer zu einer seit Jahrzehnten im Raum Leipzig agierenden rechtsradikalen Szene, mit besten Kontakten in überregionale Netzwerke. Auf diese Strukturen wollen wir aufmerksam machen und der behördlich betriebenen Entpolitisierung entgegenwirken. Kommt daher zur Kundgebung:
Kundgebung: 25. Januar 2022 um 9:30 Uhr vor dem Amtsgericht Leipzig (Bernhard-Göring-Straße)
[1] https://www.linxxnet.de/offener-brief/ [2] https://www.antifainfoblatt.de/artikel/leipzig-prozess-gegen-neonazi-riccardo-sturm