Amberger Mordopfer „verunglimpft“: Angehörige von Sophia Lösche zeigen AfD-Politiker an

Vor sieben Jahren wollte die Studentin (28) in die Oberpfalz trampen. Ein marokkanischer Lkw-Fahrer nahm sie mit und tötete sie – wohl weil sie seine sexuellen Annäherungsversuche abwehrte. Die Familie sieht in der Tat einen Femizid, doch die AfD hat mit dem Foto der jungen Frau schon mehrfach eigene politische Ziele verfolgt. Nun hat die Familie einen weiteren AfD-Abgeordneten angezeigt.

Die AfD hetzt erneut mit einem Bild der ermordeten Studentin Sophia Lösche aus Amberg gegen Ausländer. Am 14. Juni hatte sich das Verbrechen an der jungen Frau zum siebten Mal gejährt, was der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Miguel Klauß zum Anlass nahm, um in den Sozialen Netzwerken Propaganda gegen Ausländer zu betreiben. Andreas Lösche, der Bruder des Opfers, hat Strafanzeige gestellt. „Es ist für uns als Familie unerträglich, wie ein Schicksal derart missbraucht und fehlgedeutet werden kann“, sagt er.

AfD-Post am Todestag

Der Post des AfD-Abgeordneten Klauß zeigte eine Bildmontage mit dem Foto von Sophia Lösche, einer Kerze, einer Rose sowie dem Satz „Wir vergessen nicht! Sophia L. (28). Sie wurde am 14.06.2018 von dem Marokkaner Boujemaa L. (41) vergewaltigt und ermordet.“ Innerhalb weniger Stunden wurde der Post auf Facebook fast 5000 Mal geliket, hatte fast 900 Kommentare und wurde mehr als 1450 Mal geteilt. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Dinge nun endlich ruhen mögen. Aber selbst sieben Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod missbraucht die AfD den Tod meiner Schwester zu ihren rechtspopulistischen Zwecken“, kritisiert Andreas Lösche die Attacke auf das Andenken der jungen Frau.

Es ist nicht das erste Mal, dass die AfD mit dem Bild der ermordeten Studentin Missbrauch betreibt. 2018 hatten die Angehörigen von Sophia Lösche Strafanzeige unter anderem gegen den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke gestellt, nachdem dieser an einem sogenannten Trauermarsch in Chemnitz teilnahm, bei dem auch mit einen Foto von Sophia Lösche der vermeintlichen „Opfer“ der deutschen Einwanderungspolitik gedacht wurde. Das Verfahren gegen Höcke wurde seinerzeit eingestellt, weil er weder Anmelder noch Versammlungsleiter der Demo gewesen sei.

Am Dienstag hat Sophia Lösches Bruder, der sich seit Jahren politisch für die Grünen engagiert, erneut Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bamberg gestellt. Er sieht in dem Post des Abgeordneten Klauß eine Verletzung des postmortalen Persönlichkeitsrechts und des Rechts am eigenen Bild. Zudem sieht er eine Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.

„Unsere Familie hat sich immer wieder öffentlichkeitswirksam gegen die Verwendung von Fotos von Sophia Lösche gewehrt, insbesondere wenn sie in abwertender und agitierender Weise für politische Ziele der AfD missbraucht werden, die Sophia Lösches und unseren Überzeugungen diametral entgegenstehen“, heißt es in der Strafanzeige, die nun von der Staatsanwaltschaft Bamberg hinsichtlich einer Straftat überprüft wird. Finden sich ausreichend Anhaltspunkte dafür, würde ein Ermittlungsverfahren gegen Krauß eingeleitet. Derzeit kursiert der Post noch in den Sozialen Medien.

Familie: Es ist ein Femizid

Sophia Lösche war am 14. Juni 2018 als Tramperin von Leipzig nach Amberg unterwegs. Am Autobahnkreuz Schkeuditz stieg sie bei einem marokkanischen Lkw-Fahrer ein und wurde, so befand das Landgericht Bayreuth in seinem späteren Urteil, von ihm auf dem Rastplatz in Sperbes getötet. Sie hatte wohl zuvor gegen einen sexuellen Übergriff gewehrt. Ihre Leiche wurde Tage später in Nordspanien gefunden. Die Studentin hatte sich vor ihrem Tod in der Flüchtlingshilfe engagiert. Ihre Familie hatte deshalb immer wieder deutlich gemacht, dass sie die Ermordung nicht als Tat eines Ausländers, sondern als Femizid verurteilt.