10.11.: Erinnern heißt kämpfen – Antifaschistische Gedenkkundgebung zum 86. Jahrestag der Novemberpogrome
10. November 2024, 18 Uhr
Leipzig Hauptbahnhof, Gleis 24 (Deportations-Denkmal)
Vor 86 Jahren brannten Leipziger Nazis jüdische Synagogen, Kaufhäuser, Schulen und Trauerhallen unter den Augen der Bevölkerung nieder. Sie schlugen, beraubten, demütigten und verschleppten hunderte Menschen. Dieses öffentliche Verbrechen vom 9. und 10. November 1938 war Teil einer reichsweiten antisemitischen Kampagne. Sie bereitete den Boden für die völlige Entrechtung und Vernichtung der Jüdinnen:Juden. Jüdische Leipziger:innen flüchteten aus der Stadt oder wurden vertrieben. Durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik fanden tausende jüdische Leipziger:innen in deutschen Todeslagern und Mordgruben den Tod. Von den einst 12.000 Mitgliedern der Gemeinde blieben bei Kriegsende kaum 20 Personen in Leipzig zurück.
Heute greifen die AfD und andere Rechtsextreme das Erinnern und Gedenken an die Shoah auf breiter Front an, streuen antisemitische Verschwörungstheorien und machen so jüdische Menschen zur Zielscheibe. Die Querdenken-Bewegung verharmlost mit abstrusen Vergleichen die Nazi-Verbrechen. In der bürgerlichen Mitte fallen die Hemmungen, jüdisches Leben verächtlich zu machen. Seit dem antisemitischen Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 hat sich die Bedrohung dramatisch zugespitzt: Insbesondere islamistische Gruppen versuchen, den Terror auf Jüdinnen:Juden und Israelis in Deutschland auszuweiten. Im Antisemitismus finden unterschiedlichste Kräfte zusammen. Aktivist:innen von der extremen Rechten bis zur autoritären Linken relativieren oder leugnen die Shoah, schänden Gedenkstätten, bestreiten Israels Existenzrecht, fordern zum Boykott von Israelis auf oder drangsalieren jüdische Menschen, die sich nicht für ihre jeweilige Agenda einspannen lassen. Unter der Parole „Free Palestine from German Guilt“ hat sich sogar eine „linke Variante des rechtsextremen ‚Schuldkult‘-Narrativs“ (Jens-Christian Wagner) entwickelt.
Trotz alledem gibt es wieder jüdisches Leben in Leipzig. Zugleich steht es unter Druck wie seit langem nicht mehr. Jüdinnen:Juden werden marginalisiert, diskriminiert und bedroht – online, auf der Straße, bei Behörden, in der Ausbildung und im Job. Viele trauen sich längst nicht mehr, Zeichen ihrer jüdischen Identität zu zeigen und fühlen sich von der nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft allein gelassen. Deswegen gilt es, Solidarität mit den Betroffenen von Antisemitismus zu zeigen. Antifaschismus bedeutet nicht nur, an Verfolgung und Vernichtung zu erinnern. Er muss heute gegen jeden Antisemitismus einschreiten.
VVN/BdA Leipzig
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