Freisitz des „Goldhorn“ auf der Eisenbahnstraße angezündet: „Man will uns rausekeln“

Erst wurde ein Stromkabel gekappt, dann den Mietern das Gas abgedreht – schließlich brannte es vor der Kult-Kneipe „Goldhorn“. Eskaliert hier ein Streit mit dem neuen Haus-Eigentümer?

Der Ruß an den Tischen ist noch zu sehen, und damit die Spuren einer riskanten Kokelei: Die Tische gehören zum Freisitz der Kneipe „Goldhorn“, einem beliebten Treffpunkt auf der Eisenbahnstraße. Wenn das „Goldhorn“ geschlossen hat, stehen sie dicht am Haus mit der Nummer 97. In der Nacht zum Montag muss jemand versucht haben, die Tische anzuzünden – so vermutet es Friedrich Koch, einer der Gründer des „Goldhorn“. „Passiert ist aber nichts. Zum Glück.“

Blinde Zerstörungswut kommt im Leipziger Osten immer wieder vor – in diesem Fall glaubt aber keiner in der Eisenbahnstraße 97 an einen Zufall. Dafür ist zu viel passiert: Vor einigen Tagen hat jemand im Keller den Hauptabsperrhahn für das Gas geschlossen, es gibt kein warmes Wasser mehr. Die Stromleitung im „Goldhorn“ wurde gekappt. Samstagnacht hatte es zum ersten Mal auf dem Freisitz gebrannt. Die Polizei bestätigt, dass zweimal Anzeige erstattet wurde, wegen Sachbeschädigung.

In einer Pressemitteilung der Bewohner ist von „Schikanen“ und „Einschüchterung“ die Rede – sie seien Betroffene von „Entmietungsversuchen“. Was das bedeutet, fasst, Friedrich Koch so zusammen: „Man will uns rausekeln“. Beweise dafür gibt es nicht – aber als das Haus 2023 verkauft wurde, änderte sich der Umgang. Der neue Eigentümer ist eine Person, die NAS Immobilien nahesteht. Das „Goldhorn“, seit zehn Jahren im Viertel, muss sich derzeit juristisch gegen eine Räumungsklage wehren. Im Haus leben außerdem 30 Menschen zusammen, teils in größeren Wohngemeinschaften. Sie haben vieles selbst renoviert, im Gegenzug bisher faire Mieten gezahlt.

Die Bewohner haben sich zusammengetan, weil sie glauben, dem neuen Eigentümer gehe es darum, „mehr Profit zu machen“. So schrieben sie es in einer früheren Mitteilung. Tatsächlich gab es Drohungen. Der LVZ liegen entsprechende Nachrichten vor: Wenn sich das Ganze nicht ruhig klären ließen, dann müsse man es auf „die eigene Art“ probieren.

Auf Nachfragen reagiert man bei NAS Immobilien ungehalten: Man solle nie wieder anrufen. Wann und wie das Problem mit dem Gas, dem fehlenden Warmwasser gelöst wird – diese Frage bleibt ungeklärt. Der Hauptabsperrhahn lässt sich nicht einfach wieder so öffnen. Erst müssen die Leitungen überprüft werden. So die Vorschrift. Dafür muss der Eigentümer eine Firma beauftragen, dem Netzbetreiber eine Bescheinigung vorlegen. „Netz Leipzig“ hat ihn bei einer Begehung in der Eisenbahnstraße 97 genau darauf hingewiesen, heißt es seitens der Stadtwerke. Das war am 29. Mai – seitdem ist offenbar nichts passiert.