FSV Zwickau erstattet Anzeige beim Verband: Lloyd-Addo Kuffour im Bruno-Plache-Stadion rassistisch beleidigt – das sagt Lok Leipzig dazu

Das letzte Saisonspiel der Schwäne bekommt vermutlich ein juristisches Nachspiel. Der Verein hat ein Video, auf dem die Äußerungen festgehalten sind. Die Gastgeber verabscheuen derartige Entgleisungen.

Leipzig.Das letzte Saisonspiel des FSV Zwickau am Sonntag bei Lok Leipzig bekommt wohl ein juristisches Nachspiel: Nachdem bereits vor der Partie nur durch das schnelle Eingreifen der Polizei ein direktes Aufeinandertreffen beider Fanlager verhindert werden konnte, hat der FSV nach Abpfiff der 0:2-Niederlage Anzeige beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) gestellt: Es geht um rassistische Beleidigungen gegenüber der Mannschaft und insbesondere dem dunkelhäutigen Spieler Lloyd-Addo Kuffour. Nach Angaben des FSV seien die Zwickauer beim Gang in die Kabine nach der Erwärmung von der Haupttribüne aus mit antisemitischen und rassistischen Äußerungen beschimpft worden. „Da sind sehr, sehr krasse, rassistische Beleidigungen gegenüber unserem Lloyd-Addo gefallen“, sagte FSV-Vorstand André Beuchold: „Man hat sich hier gefühlt, als wäre man wieder im Jahr 1985 angekommen. Kein Vereinsverantwortlicher kann da was dafür. Und man kann den Leuten ja auch nicht den Mund zukleben. Aber diese Vorfälle müssen aufgearbeitet werden.“ Auch der FSV musste sich in der Vergangenheit schon mit Vorwürfen für rassistische Verfehlungen aus den eigenen Reihen auseinandersetzen.
Einen Teil der Beleidigungen gegen Kuffour habe man – mehr oder weniger zufällig – per Video festgehalten. Bei einer möglichen Anhörung durch den NOFV könnte das als Beweismittel dienen, so Beuchold. Die Vereinsführung des 1. FC Lok bedauerte den Vorfall und die Tatsache, dass der FSV diesen nicht sofort bei den Gastgebern angezeigt hatten – weder in der Halbzeitpause, noch vor der Abreise. Lok-Geschäftsführer Alexander Voigt sagte der „Bild“: „Wir hätten uns schon während des Spiels an der Aufklärung aktiv beteiligt, wenn wir Kenntnis davon gehabt hätten. Natürlich werden wir alles dafür tun, um zur Aufklärung beizutragen. Wir verabscheuen derartige Entgleisungen.“

Der betroffene Spieler selbst schüttelte nur mit dem Kopf: „Ich bin auf dem Fußballfeld bisher zweimal in meinem Leben beleidigt worden, und das war jedes Mal gegen Lok. Ich habe schon geahnt, dass es heute wieder passiert“, erklärte der 21-Jährige, der ghanaische Wurzeln besitzt. Der Linksverteidiger hatte früher in der deutschen U-16-Nationalelf gespielt und war vor dieser Saison von Rot-Weiss Ahlen an die Mulde gewechselt.t.


Antje Henselin-Rudolph
20.05.2024 LVZ

Vor Anpfiff bei Lok Leipzig: Rassistische Beleidigungen gegen Zwickauer Spieler

Vor dem Anpfiff zwischen Lok Leipzig und Zwickau wurde Gästekicker Lloyd-Addo Kuffour mit antisemitischen und rassistischen Sprüche beleidigt. Die Probstheidaer erstatteten Anzeige, wundern sich aber auch.

Das Saionfinale des 1. FC Lok Leipzig gegen den FSV Zwickau geht in eine mehr als unschöne Verlängerung. Denn während sich vor dem Anpfiff am Sonntag Fans der Gastgeber und die Polizei auf dem Rasen gegenüberstanden (Grund war nach ersten Informationen eine von FSV-Anhängern entwendete Fahne), musste an anderer Stelle Zwickaus Lloyd-Addo Kuffour antisemitische und rassistische Sprüche über sich ergehen lassen. So berichtete es zuerst die Freie Presse. Der Kicker mit ghanaischen Wurzeln war offenbar gerade auf dem Weg vom Aufwärmen Richtung Kabine, als die Worte aus Richtung Dammsitz fielen. „Man hat sich hier gefühlt, als wäre man wieder im Jahr 1985 angekommen“, wird André Beuchold, Vorstandsmitglied bei den Westsachsen, zitiert.

Die FSV-Verantwortlichen zeigten den Vorfall beim Nordostdeutschen Fußballverband an, sind im Besitz eines Videos, das den Vorgang belegt. Der Club veröffentlichte am Montagnachmittag eine offizielle Stellungnahme. Man wisse, „dass es im Fußball häufig ruppig zu geht – gern auch mal verbal. Emotionen, Provokationen und auch Beleidigungen, das brauchen wir nicht zu beschönigen, sind auf dem Platz wie auch auf den Rängen an der Tagesordnung und gehören für viele Fans ein Stück weit auch zur Folklore des Fußballs“, heißt es da. „Aber diese Folklore hat ihre Grenzen, wenn antisemitische und rassistische Beleidigungen wie „Juden Zwickau“ und „Bimbo“ fallen, egal in welchem Stadion. Solche Worte, so hört man immer wieder, mögen früher für einige noch normal gewesen sein. Sie waren aber auch damals schon rassistisch und antisemitisch.“

„Das ist eine Katastrophe und ganz großer Mist, denn nun wird wieder der ganze Verein in Kollektivhaftung genommen“, erklärte Alexander Voigt am Montag auf LVZ-Anfrage. Der Lok-Geschäftsführer versteht indes nicht, warum die Zwickauer das Geschehen nicht umgehend gemeldet haben. „Wir hatten in der Halbzeit wie bei Spielen dieser Kategorie üblich eine Sicherheitsberatung, mit Vertretern des FSV, der Polizei, des Ordnungsamtes und anderer beteiligter Organe. Da war der Vorfall kein Thema“, so Voigt. „Auch nach dem Spiel wurde niemand von uns angesprochen. Wir haben uns normal verabschiedet, einen guten Sommer gewünscht. Erst gegen acht Uhr abends haben wir den ersten Anruf erhalten.“

Lok erstattet Anzeige bei der Polizei

Er selbst hatte das Geschehen nicht verfolgt. „Aufgrund der Geschehnisse auf dem Rasen waren die Gemüter erhitzt. Auf dem Dammsitz saßen Leute auf dem Zaun. Das ist, was ich selbst mitbekommen habe“, schilderte Voigt seine Eindrücke in der Rückschau. Inzwischen kennt er das vom FSV aufgenommene Video. „Man hört eine einzelne Person rufen.“ Voigt betonte: „Wir arbeiten seit vielen Jahren gegen solche Personen an, erteilen Stadionverbote. Das hätten wir auch am Sonntag sofort machen können.“

Der 1. FC Lok hat in den vergangenen Monaten ein modernes Überwachungs- und Kamerasystem im Bruno-Plache-Stadion installieren lassen, unter anderem auch um Ausschreitungen besser begegnen zu können. Das System soll auch jetzt helfen. „Wir arbeiten das gemeinsam mit der Polizei auf, werten das Videomaterial aus. Wir haben Anzeige bei der Polizei erstattet“, so Voigt. „Wir müssen klären, wie die Kameras ausgerichtet waren, weil die ja vornehmlich das zeitgleiche Geschehen auf dem Rasen aufgezeichnet haben. Es ist sehr schade, dass wir nicht unmittelbar informiert wurden, So hätten wir an Ort und Stelle mit Hilfe der Polizei und unseres Kamerasystems versuchen können, die Betreffenden auszumachen.“