Nach Rassismus-Kritik: Leipziger Messe verbannt „Eis-Mohr“-Werbung von Haus-Garten-Freizeit
Der Start der Leipziger Haus-Garten-Freizeit wird vom Wirbel um eine umstrittene Werbung überschattet: Die Messe hat am Samstag die Formulierung „Eis-Mohr“ von Schildern entfernt. Diese hatte zuvor ein Leipziger Stadtrat entdeckt und von Rassismus gesprochen.
Die Leipziger Messe hat nach der Rassismus-Kritik eines Leipziger Linken-Stadtrats Konsequenzen gezogen und eine umstrittene Eis-Werbung aus den Hallen der Haus-Garten-Freizeit verbannt. Wie Messe-Sprecherin Christina Siebenhüner auf LVZ-Anfrage erklärte, wurde eine „kritisch einzuschätzende Formulierung mit sofortiger Wirkung entfernt“.
Konkret geht es um einen Anbieter, der an zwei Ständen mit „Eis-Mohr“ geworben hatte. Entsprechende Schilder hatte am ersten Messetag der Stadtrat Oliver Gebhardt (Linke) bei einem Besuch entdeckt, wie er am Samstagabend in einem Telefonat mit der LVZ erklärte. Gemeint ist offenbar Softeis mit einem Schokoladenmantel.
Begriff „Mohr“ wird heute diskriminierend gebraucht
Die Linken-Fraktion hatte zur selben Stunde eine Presse-Mitteilung mit dem Titel „Rassistische Werbung auf Leipziger Haus, Garten, Freizeit Messe unverzüglich untersagen!“ verschickt. In Bezug auf die „Eis-Mohr“-Werbung hieß es, es handele sich „selbst nach heutiger Duden-Definition um eine diskriminierende Äußerung, die schon seit langer Zeit als rassistisch bewertet wird.“
Gebhardt bezeichnete es als „absolut erschreckend und beschämend, dass im Jahr 2024 noch immer ein Produkt mit einer rassistischen Begrifflichkeit beworben wird. Mir bleibt dabei völlig unverständlich, wieso heute überhaupt noch jemand Begriffe verwendet, die auf die Hautfarbe von Menschen anspielen und schon lange als diskriminierend wahrgenommen werden?“
Beim Begriff „Mohr“ handelt es sich um eine veraltete Bezeichnung für einen Menschen mit dunkler Hautfarbe. Im Duden heißt es, der Begriff werde heute diskriminierend gebraucht. Laut Wörterbuch entstammt das althochdeutsche Wort „Mor“ aus dem Lateinischen – und steht für dunkelhäutige Bewohner aus Mauretania, was einem Gebiet im heutigen Nordwestafrika entspricht. Sprach- und Literaturwissenschaftler weisen seit Längerem darauf hin, dass der Begriff von Beginn an abwertend gebraucht wurde.
Linken-Stadtrat: „Weder Stadt noch Messe können diese Form der Werbung tolerieren“
Vor diesem Hintergrund erklärte der Linken-Stadtrat Gebhardt: „Weder die Stadt Leipzig noch die Leipziger Messe können diese Form der Werbung tolerieren und müssen dies umgehend unterbinden. Darüber hinaus habe ich die Erwartungshaltung, dass auch jede andere Form von diskriminierenden Inhalten künftig keine Heimat auf einer Messe in Leipzig haben werden.“ Gerade in Zeiten, in denen „gewählte Abgeordnete von Deportationen träumen, sollten wir sensibel sein und jeder Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entschieden entgegentreten.“ Gemeint ist ein Geheimtreffen in Potsdam, an dem unter anderem AfD-Politiker teilgenommen hatten.
In ihrem Statement betonte die Leipziger Messe, man stehe „für Weltoffenheit, Toleranz und Dialog“. Die Messe „bekennt sich zu einem humanistischen Weltbild und lehnt jede Form von Rassismus, der Ausgrenzung von Minderheiten und von Gewalt ab. Unsere Messen, Kongresse und Events sind Hotspots der Kommunikation und der Begegnung von Menschen. Sie sind weltoffen, international und interkulturell. Wir bieten unseren Besuchern, Ausstellern und Partnern Plattformen, um miteinander zu reden, Meinungen auszutauschen, Geschäfte anzubahnen und abzuschließen.“
Leipziger Messe reagiert: Werbung umgehend entfernt
Messe-Sprecherin Siebenhüner wies darauf hin, dass die Messe in diesem Jahr von 750 Veranstaltern getragen wird. „Für alle Aussteller gelten die gleichen Vorgaben für Weltoffenheit, Toleranz und Dialog wie für die Leipziger Messe.“ Allerdings könne die Messe nicht jedes Werbeschild überprüfen. Man sei aber „dankbar für Hinweise, um Verstöße gegen unser humanistisches Weltbild zu unterbinden.“ Daher sei „nach Kenntnisnahme sofort“ Kontakt zum externen Aussteller aufgenommen, die Sachlage überprüft – und die Formulierung entfernt worden.
Abgeschlossen ist der Eklat für die Linken indes nicht. So hat Gebhardt bereits einen Stadtratsantrag eingereicht. In dem Beschlussvorschlag, über den freilich noch abgestimmt werden muss, heißt es: „Der Stadtrat verurteilt die rassistische Werbung auf der Leipziger Messe. Er fordert den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig in diesem Zusammenhang nachdrücklich dazu auf, dass er darauf hinwirkt, dass die Leipziger Messe künftig jede rassistische Werbung auf ihren Messen durch Aussteller unterbindet.“