Machtmissbrauch und Manipulation »8 Weapons Gym« trennt sich von Trainer, dem jahrelanges »schädliches Verhalten gegenüber Frauen« im Verein vorgeworfen wird

Vergangenen Donnerstag machte der Leipziger Kampfsportverein »8 Weapons Gym« öffentlich, sich von einem Trainer getrennt zu haben, der über mehrere Jahre sein misogynes Verhalten im Verein ausgelebt haben soll. In einem Instagrambeitrag sprach das Kampfsportgym davon, dass der Übungsleiter »seine Machtposition als Trainer ausgenutzt und zwischenmenschliche Beziehungen innerhalb des Gyms zu seinem Vorteil manipuliert« habe. Der Trainer habe das Arbeitsverhältnis von seiner Seite aus Anfang des Jahres beendet, nachdem sein »schädliches Verhalten gegenüber Frauen ans Tageslicht gekommen« sei. Um was für Vorfälle es sich konkret handelt und wie viele Betroffene es gibt, ging aus dem Post nicht hervor. Der Instagrambeitrag wurde wenig später wieder gelöscht.

Auf Nachfrage des kreuzer teilte 8-Weapons-Vorstand Robert Nienke mit, »den Fall intern aufzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Opfer bestmöglich geschützt werden.« Erst nach Abschluss der internen Aufarbeitung sei man bereit, weitere Informationen öffentlich zu machen. Der Post sei aufgrund des Opferschutzes »vorrübergehend offline« genommen wurden.

Kampfsportverein appelliert an männliche Mitglieder

Das 8 Weapons Gym ist in der linken Leipziger Szene fest verankert. Im Selbstverständnis auf der eigenen Internetseite schreibt der Verein, »dass in zu vielen Gyms Neonazis und diskriminierendes Verhalten entweder stillschweigend toleriert oder aktiv unterstützt« würden. Im Instagram-Statement schrieb der Verein, dass die »Ablehnung von Sexismus und anderen diskriminierenden Ideologien« in den Vereinsstatuten festgehalten sei, diesen hätten alle Mitglieder zugestimmt. »Natürlich schützt das uns und euch nicht davor, dass es zu Missständen innerhalb des Gyms kommen kann«, hieß es weiter.

Der Verein sei sich seiner Verantwortung für das Verhalten des Trainers bewusst, hieß es im Instagrambeitrag. Gleichzeitig appelliere man an alle männlichen Mitglieder, »sich zu bilden, das eigene Verhalten zu reflektieren, bei sich und Kumpels genauer hinzusehen und Verantwortung zu übernehmen«. Zudem betonte das 8 Weapons Gym, dass sich mögliche weitere Betroffene bei der Crew, der Gleichstellungsbeauftragten oder auch anonym unter einer angegebenen Mailadresse an den Verein wenden könnten.

Opferhilfe Sachsen warnt vor falschem Vorgehen bei interner Aufklärung 

Auf kreuzer-Anfrage erklärt der Verein Opferhilfe Sachsen, eine Beratungsstelle für von Straftaten Betroffene, dass eine interne Aufarbeitung grundsätzlich nur dann funktioniere, wenn die Einrichtungen richtig aufgestellt seien. Dazu würden beispielsweise Leitlinien und ein Schutzkonzept gehören. Man könne jedoch auch vieles falsch machen, was im schlimmsten Fall dazu führe, dass Täter geschützt würden und nicht die Betroffenen. Zur Unterstützung der Betroffenen sei es am wichtigsten, dass man sie ernst nehme, betont die Opferhilfe. Eine Sichtbarkeit in den Medien und in der Öffentlichkeit, wie bei der Bewegung #MeToo, gebe den Betroffenen oftmals Kraft und ermutige im besten Fall noch weitere Betroffene sich zu melden.

Natürlich könne solch eine Aufarbeitung auch unangenehm für die Betroffenen werden, betont die Opferhilfe Sachsen. Es sollten beispielsweise keine Anzeigen von Außenstehenden erstattet werden, die die Betroffenen dazu zwingen, Aussagen zu machen, die sie nicht machen wollen oder können. Allerdings gelte auch: Ein offener Umgang mit Missständen helfe, diese zu bekämpfen.

> Opferhilfe Sachsen e.V., Karl-Liebknecht-Straße 16, 04107 Leipzig, 0341 / 22 54 318, leipzig@opferhilfe-sachsen.de


Leipzig: Das „8 Weapons Gym Leipzig“ und “La Familia Halle“ (https://de.indymedia.org/node/69388)

Über die „Kooperation“ des „8 Weapons Gym Leipzig“ mit „La Familia Halle“ (am Ende des Textes findet sich ein Recherchetext über La Familia Halle von https://hosenrunter.noblogs.org).

Am 22. Februar 2020 fand in Leipzig ein Seminar mit Sebastian Otto statt. Dies wurde bei Twitter thematisiert und das „8 Weapons Gym Leipzig“ hat sich dazu jetzt auf ihrer Facebook-Seite geäußert. Auf dieses Statement wollen wir mit folgenden Text eingehen.

In dem Statement heißt es:

Wir setzen uns seit Jahren in Leipzig und auch außerhalb auf Veranstaltungen/ Wettkämpfen dafür ein, Sport und insbesondere Kampfsport zu fairen Bedingungen und zugleich in einer angenehmen Umgebung und Atmosphäre ausüben zu können, frei von Rassismus, Nationalismus, Sexismus, Homophobie und Antisemitismus. Dieses Selbstverständnis versuchen wir stets umzusetzen und zu gewährleisten und bei Fragen, Unverständnis und Problemfällen, unseren Mitgliedern und auch Neuankömmlingen näher zu bringen. Dabei möchten wir wiederum erwähnen (klarstellen), dass wir diese Werte durch unsere tägliche Arbeit, also den Sport vermitteln. Darauf liegt der Fokus und nicht auf Politik. Dafür gibt es genügend andere lobenswerte Vereine und Institutionen.

Wir fragen uns, wie es um diese “Werte“ bestellt ist, wenn sie offensichtlich nicht mit Inhalten gefüllt werden, es also kein Problem zu sein scheint, wenn Trainer wie Sebastian Otto aus Halle in einem Verein tätig sind, in denen Neonazis für ihre Auseinandersetzung mit Menschen trainieren, die nicht in ihr Weltbild passen.

Sport bleibt Sport. Politik bleibt Politik.

Die Argumentation vom 8 Weapons Gym ähnelt sehr stark dem Neonazi Christian Pohle (https://linksunten.archive.indymedia.org/node/91709/index.html), der seit Jahren im Kampfsport aktiv ist und viele Geschäfte führt, aktuell den “Erotic Danceclub Leipzig – Kätz“
(Sternwartenstr. 14-16) und den “Kobra Keller“ (Sternwartenstraße 16). Pohle veröffentlichte im Dezember 2019 auf der Facebookeseite vom „Kätz“:

„Ich für meine Person bin und war nie politisch und stelle mich ganz klar gegen Rassismus, Antisemitismus, Faschismus, Homophobie sowie jede Form von Extremismus!“

Öffentlich gebrochen mit der Neonazi-Szene hat er nie und zwei Wochen vor seinem Statement hieß es aus dem Kätz:

„Unser Club ist frei von jeglichen politischen Meinungen, weshalb wir uns daher klar und deutlich von der Neo-Nazi Szene distanzieren.“

In den Aussagen sind das „8 Weapons Gym“ und Pohle gibt es Überschneidungen, sie tragen die üblichen Parolen vor sich her, wollen aber mit „Politik“ nicht wirklich etwas zu tun haben, schon gar nicht Verantwortung übernehmen.

Sebastian Otto und La Familia Halle

Das “8 Weapons Gym“ schreibt weiter:

Sebastian Otto kommt aus Halle, ist Sportlehrer und in unzähligen Vereinen, Sportstätten und Gyms ansässig. Dies nicht nur in Halle, sondern auch Deutschland – und Europaweit.
Seit über einem Jahr ist er bei uns im Gym willkommen, trainiert mit und teilt seinen großen Erfahrungsschatz und Wissen mit unseren Mitgliedern.
Da uns selber bewusst war, das Sebastian eine gewisse Zugehörigkeit zu La Familia Halle hat, haben wir zu Beginn diesbezüglich mehrere ausführliche Gespräche miteinander gehabt und Problematisches besprochen. Nach all diesen Gesprächen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir uns zwischenmenschlich gut verstehen, die gleichen Werte teilen und dementsprechend zusammen arbeiten können und möchten.
Weitere Behauptungen und Vermutungen zu Sebastians Person, auch wenn diese nicht konkret geäußert oder formuliert wurden, sind nicht zutreffend bzw falsch.
Sebastian gibt in geringem Umfang Training bei La Familia, dies ist aber seine Entscheidung und macht ihn nicht gleich zu einem Nazi oder Rassisten. Dieser Sportstätte wiederum durch sein Training und seiner Art, menschliche Werte bei – bzw näher zubringen, ist unserer Meinung nach nicht falsch.

Ihm wird eine „gewisse Zugehörigkeit zu La Familia Halle“ nachgesagt um dann später zu schreiben „Sebastian gibt in geringem Umfang Training bei La Familia“. Auf die angeblichen falschen „Behauptungen und Vermutungen“ wird überhaupt nicht eingegangen.

Nirgendwo wurde geschrieben, dass Sebastian Otto ein „Nazi oder Rassist“ sei. Kritisiert wird, dass er in einem Verein tätig ist, in denen sich Neonazis sammeln und trainieren, wo sogar Neonazis wie Martin Bissinger Kinder und Jugendliche trainieren (https://hosenrunter.noblogs.org/offener-brief-an-die-sponsoren-der-la-fa…). Wer kein Problem damit hat in einem Verein zu sein und zu trainieren in denen Neonazis ein und ausgehen und sich für die Auseinandersetzung rüsten, der ist ein Problem, weil er sich dazu nicht verhält.

Das „8 Weapons Gym“

Am 10. Januar 2016 um 4.27 Uhr brannte das „8 Weapons Gym“ im Kohlrabizirkus komplett aus. Einen Tag später überfielen mehr als 250 Neonazis, “Hools“ und „Kampfsportler“(https://www.neues-deutschland.de/artikel/1022905.connewitz-gegen-das-imp…) zum Legida-Geburtstag den Stadtteil Connewitz, griffen Menschen, Geschäfte und Kneipen an. Es folgte eine antifaschistische Demonstration, ein Straßenfest, viele Solidaritätsveranstaltungen und bundesweit wurden Spenden gesammelt. Spenden bekam auch das “8 Weapons Gym“.

Um die “Werte“ des scheint es schlecht zu stehen, wenn Trainer wie Sebastian Otto in Leipzig Seminare geben können und mit trainieren, die kein Problem mit aktiven Neonazis bei “La Familia“ haben.

Täter vom Angriff in Leipzig Connewitz vom ““Imperium Fight Team Leipzig“ sind regelmäßig bei der „La Familia Fightnight“ angetreten. Was anderes als eine “Kooperation“ zwischen “La Familia“ und den “8 Weapons Gym“ ist es, wenn Sebastian Otto sich bis heute nicht von den Aktivitäten der Neonazis in Halle distanziert und bis heute dort Trainer ist.

„La Familia Halle“ verlinkt auf ihrer Seite ganz offen das “Imperium Fight Team Leipzig“, jenen Neonazis, die seit Jahren in Leipzig und darüber hinaus an Angriffen auf Menschen beteiligt sind (https://www.inventati.org/leipzig/?p=4889 + https://ladenschluss.noblogs.org/2018/10/01/recherche-imperium-fight-team-bei-ausschreitungen-in-chemnitz-dabei/ + https://www.inventati.org/leipzig/?p=4452).

Halle ist ein wichtiger Sammelpunkt für Neonazis, so hieß es im Oktober 2018 (https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-5-kommen…):

So bereitete sich etwa der noch bis vor kurzer Zeit in Dortmund lebende Neonazi Franz Pauße im „La Familia Fightclub“ in Halle/Sachsen-Anhalt auf seinen Kampf für den KdN 2017 vor – unter Anleitung von Trainer Theo Weiland. Der jetzt in Thüringen wohnhafte Pauße ist in das KdN-Orgateam um Alexander Deptolla angebunden und unterhält beste Kontakte in die rechte Hooliganszene. Für die gemeinsam agierenden Hooligans des 1. FC Köln und Borussia Dortmund war Pauße selbst an sogenannten „Ackerkämpfen“ beteiligt.

Im neuesten Update geht es wieder um Franz Pauße: https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-7-kommen…

Kein Handshake mit Neonazis, kein Handshake mit ihren Trainer und Kumpels.

Auf Twitter behauptete ein User über das “8 Weapons Gym“: „Das gym ist nämlich ein safe space und hat gebrannt (!)- das stellt ihr nicht zur Debatte.“

Wir stellen zu Debatte, dass das “8 Weapons Gym“ ein „safe space“ ist. Es kann kein sicherer Raum sein, wenn es in Ordnung ist mit Neonazis zu trainieren und gemeinsam in einem Verein zu sein. Es ist auch kein sicherer Raum, wenn Leipziger Polizist*innen im Gym trainieren. Jene Leute, die Menschen abschieben und regelmäßig Linke angreifen und die tief im rechten Milieu verstrickt sind.

Was unternimmt das “8 Weapons Gym“ eigentlich wirklich gegen Sexismus? Es stellt sich auch die Frage, was das “8 Weapons Gym“ eigentlich ernsthaft unternimmt, damit die angeblichen “Werte“ die im Statement aufgezählt wurden auch umgesetzt werden?

Plakate zum Beispiel von „Runter von der Matte“ aufzuhängen reicht eben nicht, wie das Statement sehr eindrücklich gezeigt hat.

Viele Menschen wurden in diesem Land von Neonazis und Rechten ermordet, täglich kommt es zu Angriffen durch Rechte, immer mehr rechte Netzwerke in Polizei, Bundeswehr, Verfassungsschutz und Justiz werden bekannt. Rechte trainieren regelmäßig für die Auseinandersetzung mit ihren “Feinden“.

Ist es wirklich zu viel verlangt von einem “8 Weapons Gym“, welches durch Spenden aus einer „linken Szene“ wieder mit aufgebaut wurde klare Kante gegen Neonazis und jene diese sie tolerieren und unterstützen zu fordern? Wir meinen nicht.

Wir fordern daher das “8 Weapons Gym“ auf endlich Maßnahmen um zu setzen, um die eigenen beschriebenen “Werte“ mit Inhalten zu füllen. Dazu gehört, dass Menschen wie Sebastian Otto öffentlich und glaubhauft mit den rechten Strukturen bricht, in denen er unterwegs ist und war. Menschen die in Vereinen waren und sind, die mit organisierten Neonazistrukturen keine Probleme haben, sollten nichts in einem Gym zu suchen haben, welches sich solche „Werte“ an die Wand hängt. Völlig egal wie gut sich „zwischenmenschlich“ verstanden wird. Dies gilt auch für Leipziger Polizist*innen, die noch nie eingeschritten sind gegen den rechtsradikalen Strukturen in der Polizei oder bei Übergriffen von den Schlägern in Uniform.

Wenn die Verantwortlichen darauf keine Lust haben und einfach nur ein “Gym“ betreiben wollen, dann ist das auch in Ordnung, aber dann gebt die Spenden, die ihr 2016 von Antifaschist*innen erhalten habt wieder an Strukturen zurück.

Antifaschist*innen aus Leipzig


La Familia Fightnight: 10 Jahre Ring frei für Gewalttäter, Hools und Neonazis. Eine Rückschau

Am 4. Mai 2019 findet zum 10. Mal die Fightnight des Halleschen Gyms La Familia statt. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Artikel zur Beteiligung von extrem rechten Kämpfern bei den La Familia Fightnights, so zum Beispiel hier zum Jahr 2018. Folgen für die Veranstaltungen hatten diese Veröffentlichungen bisher jedoch nicht. Um die Kontinuität extrem rechter Beteiligung aufzuzeigen und damit auch die wichtige Rolle von La Familia in der ostdeutschen rechten Szene, lohnt es sich einen Blick auf die Fightcards der letzten 10 Jahre zu werfen.

Im Folgenden werden nicht nur organisierte Neonazis benannt, sondern auch die – für den (rechten) Kampfsport typische – Mischszene aus Hools, Türstehern, Gewalttätern, Trainern und Freunden. Sie eint oft ein rechtes und rassistisches Weltbild, ein apolitisches und damit reaktionäres Verständnis des Sports und die Akzeptanz bzw. stillschweigende Duldung von Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit. Dies zusammen ergibt ein dichtes Geflecht, in dem sich Neonazis wohl fühlen und den Kampfsport als Rekrutierungsraum und ideologische Bühne ausbauen können.

Markus Walzuck (Kickbox Team Cottbus)

Einer der bekanntesten Neonazis, die bei einer La Familia Fightnight gekämpft haben, ist Markus Walzuck. Er trat bei der zweiten Veranstaltung im Jahr 2011 in der halleschen Eissporthalle für das Kickbox Team Cottbus an. Zu Walzucks Strafregister gehört unter anderem ein versuchter Mord (1) an einem Cottbuser Rocker, der auf Bandenkonkurrenz zwischen Hells Angels und Walzucks Milieu aus Neonazis, Kickboxern, Hools und Türstehern zurückzuführen ist. Walzuck gilt als Mitgründer der inzwischen verbotenen und extrem rechten Ultragruppe Inferno Cottbus. Außerdem war er Teil einer Mallorca-Reisegruppe (2), die 2011 am Dresdner Flughafen aufgefallen ist, da sie T-Shirts mit dem Aufdruck „A.H. Memorial Tour 2011 – Protectorat Mallorca“ und „Seit 66 Jahren vermisst. Du fehlst uns. Wir brauchen dich“ trugen. (3) Bei einem Kampf im Elbe-Elster-Kreis ist er zur Musik der Rechtsrockband Blitzkrieg in den Ring marschiert. (4) Nach einer Verurteilung wegen Volksverhetzung 2012 wurde Walzuck aus dem KBTC ausgeschlossen. 2004 gründete Walzuck die Kampfsportmarke Boxing Connection, aus der dann 2009 die Marke Label 23 hervorging. (5) Label 23 wird in vielen rechten Szene-Läden verkauft und erfreut sich bei Neonazis großer Beliebtheit. Bei der Großrazzia am 10. April 2019 in der extrem rechten Szene in Cottbus wurde auch Walzucks Streetwear Shop Blickfang in der Mühlenstraße durchsucht. Auf der Pressekonferenz der Polizei Brandenburg ist Kleidung von Label 23 bei den beschlagnahmten Sachen der Razzia zu sehen. (6)

Mario Schulze & Steve Beier (Kickbox Team Cottbus)

Ein weiterer Kämpfer des Kickbox Teams Cottbus, der insgesamt fünf Mal bei La Familia Fightnights angetreten ist, ist der Europameister Mario Schulze. Er war ebenfalls Teil der Mallorca-Reisegruppe und erhielt dafür einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung. Ebenso war er Gast einer Geburtstagsfeier von Markus Walzuck, die wegen Abspielen extrem rechter Musik von der Polizei aufgelöst wurde. Auch war Schulze bei der Verhaftung Walzucks wegen versuchten Mordes anwesend. Das Bekanntwerden dessen hatte weitreichende Konsequenzen für Schulze: Die Stadt Cottbus vermietete dem Verein keine Räume mehr, der Stadtsportbund schloss den KBTC aus, Schulze musste seinen Job kündigen, sein Arbeitgeber – der Verein Manne e.V., der Rechtsextremismusprävention leisten sollte und ihn immernoch verteidigte – wurde von der Amadeu-Antonio-Stiftung kritisiert und aus einem Arbeitskreis ausgeschlossen. (7) Doch all das war für La Familia kein Grund, Schulze nicht noch über mehrere Jahre hinweg als Kämpfer einzuladen. Inzwischen betreibt Schulze ein eigenes Gym in Calau namens Team Schulze. Auch Steve Beier, der ehemalige Präsident des KBTC und Freund von Schulze und Walzuck, durfte bei der 3. und 6. La Familia Fightnight antreten. Er war ebenfalls bei Walzucks Festnahme in Österreich anwesend und hat ihn und Schulze stets vor öffentlicher Kritik in Schutz genommen.

Insgesamt ist das Kickbox Team Cottbus ein prominentes Beispiel für ein Gym, das eng mit der rechten Szene, gewaltbereiten Ultras und Türstehern zusammenarbeitet und keine glaubwürdige Distanzierung von diesem Milieu vollzog. Als Folge dessen luden viele Gyms keine Kämpfer des KBTC mehr ein. La Familia hält ihnen dennoch seit vielen Jahren die Treue und lädt auch zum Jubiläum wieder einen ihrer Kämpfer, Hans Krüger, ein.

Hendrik „The German Hitman“ Oschmann

Der mehrfach wegen Körperverletzung verurteilte Neonazi aus Magdeburg ist bei der 1., 4. und 5. Fightnight in den Ring gestiegen. 2017 schlug er gleich zwei Anwälte krankenhausreif. (8) Auf der Facebook-Seite des Grünen Landtagsabgeordneten Sören Herbst schrieb er folgenden Post:

„Wenn, dann hast Du ne Dauerkarte im Krankenhaus, mein Schatz, und auch da komme ich dich oft besuchen“
„Ich glaube, dass es wohl bald krachen wird. Die deutsche Rasse ist Mensch 2. Klasse in Deutschland geworden. Ausländer haben nun mehr Rechte.“ (9)

Er wird auch mit einem brutalen Angriff auf Geflüchtete 2015 in Magdeburg in Zusammenhang gebracht und pflegt offenbar enge Kontakte zur Polizei. (10)

John Kallenbach (Invictus Kick- und Thaibox Schule Saalfeld)

Der Chefcoach der Invictus Kick- und Thaibox Schule aus Saalfeld ist bisher bei allen La Familia Fightnights außer 2009 angetreten und wird auch zur 10. Gala in den Ring steigen. Sein Gym und La Familia verbindet eine lange Freundschaft, weshalb er auch häufig zu Gast dort ist. In der Vergangenheit hat Kallenbach für Label 23, der Marke von Markus Walzuck, gemodelt und wurde von ihnen gesponsort. (11) In seinem Team hat er mit Kevin Görke einen bekennenden Neonazi, der im Juni 2018 beim extrem rechten Tiwaz – Kampf der freien Männer in Grünhein angetreten ist. (12) Bei der Local Fighters Gala des Street Combat System Halle am 20.10.2018 ist er unter Coach Kallenbach angetreten. Auf Görkes Rücken prangt der NS-Slogan „Leben ist Kampf“ und seinen Hals ziert seit Spätsommer 2018 eine tätowierte Kette mit Thors-Hammer.

Dominique Stetefeld (Shuri Gym Sachsen)

Der Kämpfer aus Zwickau ist bei der 3. La Familia Fightnight für das Shuri Gym aus Sachsen angetreten. Das Gym wird schon seit Längerem in Zusammenhang mit extrem rechten Strukturen in der Gegend gebracht. (13) Stetefeld hatte bei seiner Firma SUP Sicherheit und Servicedienste GmbH mehrere Neonazis angestellt und versuchte 2007 das Event Käfigkampf in Gera zu veranstalten, welches schlussendlich von der Stadt aufgrund der Teilnahme mehrerer Neonazis abgesagt wurde. (14)

Benjamin Brinsa (Imperium Fight Team Leipzig)

Benjamin Brinsa ist einer der bekanntesten extrem rechten Kampfsportler Deutschlands und der Headcoach des Imperium Fight Teams Leipzig, gewissermaßen das Hausgym der rechten Ultraszene von LOK Leipzig. Er ist bei der 4. und 5. La Familia Fightnight in den Ring gestiegen und wird 2019 als eines der Highlights angekündigt. Er wurde aufgrund seiner rechten Gesinnung kurz nach Vertragsabschluss mit dem Ultimate Fighting Championship wieder gekündigt. (15) Er soll Mitgründer der rechten Ultragruppe Scenario LOK sein. 2014 arbeitete er als Trainer unter Sascha Poppendieck im La Onda Fightclub in Magdeburg. (16) Poppendieck, der insgesamt fünfzehn Mal u.a. sieben Mal wegen schwerer Körperverletzung verurteilt wurde (17), kämpfte bei der 1. und 2. La Famlia Fightnight. 2015 lud das La Onda Gym die beiden russischen Neonazis Sergej Romanov und Mikhail Korobkov als Kämpfer ein, beide sind in der Vergangenheit in der MMA-Serie des internationalen extrem rechten Kampfsportnetzwerks White Rex angetreten. Brinsas Verbindungen in die extrem rechte Szene sind sehr umfangreich, weshalb an dieser Stelle lediglich eine Linksammlung zur weiteren Recherche dienen soll:

Ladenschluss: Imperium Fight Team bei Ausschreitungen in Chemnitz dabei

Inventati: Wurzen: Altbekannte Nazis und neue Verstrickungen

Inventati: Imperium Fighting Championship – rechte Kampfsportveranstaltung im Leipziger Süden

Inventati: Geschäftstüchtige Nazis und ihre Freunde im Muldental und in Leipzig

Inventati: Messer, Schlagstock, Sturmhaube: Gewalttätige Lok-Leipzig-Hooligans auf Tour

Christopher Henze (Imperium Fight Team Leipzig)

Der Neonazi aus Leipzig ist bei der 5. und 8. La Familia Fightnight angetreten. Er ist Trainer des Imperium Fight Teams Leipzig, Mitglied der rechten Ultragruppe Scenario LOK, war einer der Neonazis, die am 11.01.2016 den Angriff auf Connewitz durchgeführt haben (18) und am geplanten bewaffneten Überfall auf Fans der BSG Chemie in Gera beteiligt war. (19)

Timo „Teddy“ Feucht (Imperium Fight Team Leipzig)

Der MMA Kämpfer Timo Feucht stand bei der 8. und 9. La Familia Fightnight auf der Fightcard, konnte aber aufgrund einer Handfraktur nicht bei der 9. Fightnight antreten. Er ist ebenfalls Trainer des Imperium Fight Teams und ist eng mit Brinsa befreundet. Er war nicht nur bei dem Überfall auf Connewitz beteiligt, sondern auch bei dem geplanten bewaffneten Überfall auf Fans der BSG Chemie 2016 in Gera. (19)

Markus Kottke, Paul Hoffmann, Lars Heine (Imperium Fight Team Leipzig)

Alle drei Kämpfer sind bei der 9. La Familia Fightnight angetreten, sind Teil von Scenario LOK und waren am Überfall auf Connewitz im Januar 2016 beteiligt. Kottke und Hoffmann waren ebenfalls am geplanten Überfall auf BSG Fans in Gera beteiligt. (19)

Dieses Jahr wird neben Benjamin Brinsa, Philipp Schmidt für das Imperium Fight Team in den Ring steigen.

Konrad Dyrschka (KSK09 Leipzig / La Familia)

Der MMA Kämpfer Konrad Dyrschka aus Leipzig ist eng befreundet mit den Kämpfern von Imperium und trainiert häufig bei La Familia. Er ist bei der 6. La Familia Fightnight in den Ring gestiegen und wird 2019 erneut kämpfen. Er hat gemeinsam mit Marcus Kottke, Tom Reichel, Christopher Henze u.a. für die Marke Eastrebel des Neonazis Michael Woitag gemodelt. Auf einigen FB-Posts von ihm ist er bei La Familia mit Kleidung von Eastrebel zu sehen. Auf seinem eigenen Sponsoren-Shirt prangt das Logo von Eastfight, einer Marke des Neonazis Marco Hampel aus Zwickau.

Vít Mrakota

Bei der 8. La Familia Fightnight ist der Tscheche Vit Mrakota gegen Timo Feucht im MMA angetreten. Auf einem Video ist zu sehen, wie er sich eine Fahne der rechten Szenemarke Greifvogel zum Einlaufen umgebunden hat: offenbar kein Problem bei La Familia. Der Neonazi ist Mitglied des tschechischen Ablegers des extrem rechten White Rex Netzwerks und war 2018 auch beim Kampf der Nibelungen in Ostritz anwesend. (20)

Martin Bissinger (La Familia Halle)

Der ehemalige Kader der neonazistischen Kleinstpartei Dritter Weg sollte bei der 9. und der 10. La Familia Fightnight antreten. Er war bis 2016 Stützpunktleiter der Partei in Schwaben und trat für diese auch als Redner auf Demonstrationen auf. (21) Er steht dem halleschen Ableger der Identitären Bewegung nahe. Ihn verbindet insbesondere eine enge Freundschaft mit dem Neonazi Philip Thaler. Bissinger nahm 2016 an einer Sommerakademie der Identitären Bewegung in Frankreich teil. (21) Bissinger ist seit 2017 u.a. Trainer für die Kids bei La Familia.

Anne Blaue (La Familia Halle)

Mit Anne Blaue gibt 2019 eine Kämpferin ihr Debüt, die enge Verbindungen zum halleschen Ableger der Identitären Bewegung pflegt. Bilder zeigen sie, ebenso wie ihren Freund Martin Bissinger, bei Veranstaltungen im Haus der Kontrakultur. 2017 besuchte sie einen Gerichtsprozess in Halle, bei dem der Identitäre Andreas Karsten angeklagt wurde, einen linken Studierenden aus der Straßenbahn gezogen zu haben.

Theo Weiland (La Familia Halle)

Der La Familia Trainer und Kämpfer Theo Weiland pflegt eine enge Freundschaft mit den Kämpfern des Imperium Fight Teams aus Leipzig. Er hat dort immer wieder Trainings angeleitet und war mit einigen Kämpfern Anfang September 2018 bei einem Fan-Turnier im polnischen Łódź, welches u.a. von rechten Ultragruppen der Vereine LKS Łódź und Lech Poznan organisiert wurde. Seit November 2017 wird Weiland von der rechten Szenemarke Brachial – The Lifestyle Company gesponsert. Weiland und Sebastian Holzmann haben 2017 den Dortmunder Neonazi Franz Pauße in den Räumen von La Familia für den extrem rechten Kampf der Nibelungen in Ostritz trainiert. (22) Weiland tritt 2019 zur Fightnight an.

Marcin Bandel

Auch der ehemalige MMA-Trainer Marcin Bandel zeigt eine fragwürdige Nähe zu den Neonazis des Imperium Fight Teams auf. Ebenso wie Theo Weiland hat er mehrmals Trainings im Imperium Fight Club angeleitet und war beim Fußballturnier in Łódź dabei. In einem Interview mit groundandpound zeigt Bandel eine eigenwillige Haltung zu Pressevertretern:

„Aber es geht nicht nur um Benny. Benny trainiert hier und es wird gesagt, dass er ein Nazi ist. Es wird außerdem gesagt, dass hier sehr viele Nazis trainieren. Ich komme aus Polen und ich sehe hier sehr viele Ausländer trainieren. Manchmal sind in der Umkleide vielleicht zwei von zehn Leuten deutsch und jeder respektiert hier jeden. Ich habe hier noch nie etwas Fremdenfeindliches erlebt. Das ist totaler Schwachsinn. Wenn das hier einer von den anderen Medien liest, die so etwas verbreitet haben: Ihr seid Idioten. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“ (24)
Diese Auflistung ist noch lange nicht vollständig. Viele weitere Kämpfer und auch Trainierende bei La Familia stehen in nächster Nähe zu gewaltbereiten, rechtsoffenen Milieus, wie etwa der Ultra-Szene um die Saalefront des Halleschen Fußball Clubs oder Scenario LOK. Die Stadt Halle darf nicht weiter tatenlos zusehen, wie sich in ihren Hallen und vor ihren Augen das extrem rechte Kampfsportnetzwerk verdichtet und ausbaut. La Familia muss sich glaubhaft und praktisch von extremen Rechten und anderen Menschenfeind*innen distanzieren, sonst bleibt ihren Fightnights zukünftig nur die Absage.


(1) https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/ein-rocker-zwoelf-messerstiche-und-viel-schweigen_aid-3043892

(2) https://www.lr-online.de/nachrichten/kickbox-team-schliesst-lokalmatador-nach-urteil-aus_aid-4112544

(3) A.H. steht hierbei für Adolf Hitler

(4) https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2012/01/29/kickboxer-im-hitler-shirt_7957

(5)  https://runtervondermatte.noblogs.org/label-23-boxing-connection/

(6) https://twitter.com/RobertClaus13/status/1116276186437566464

(7) http://www.taz.de/!5058371/

(8) https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/verhandlungsauftakt-magdeburger-kampfsportler-schlaegt-anwaelte

(9) https://amp.volksstimme.de/sachsen-anhalt/koerperverletzung-german-hitman-erhaelt-bewaehrungsstrafe

(10) http://www.taz.de/!5247236/

(11) https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-4/#invictus-saalfeld

(12) https://runtervondermatte.noblogs.org/brachial-the-lifestyle-company/

(13) https://runtervondermatte.noblogs.org/das-extrem-rechte-kampfsportturnier-tiwaz-kampf-der-freien-maenner/

(14) https://de.indymedia.org/2007/11/198408.shtml

(15) https://www.mmafighting.com/2013/9/12/4722542/ufc-releases-fighter-with-alleged-neo-nazi-ties

(16) https://www.volksstimme.de/nachrichten/sachsen_anhalt/973603_Kickbox-Weltmeister-droht-Haftstrafe.html

(17) http://recherchemd.blogsport.de/2015/04/18/3/

(18) https://le1101.noblogs.org/

(19) https://www.inventati.org/leipzig/?p=4452

(20) https://runtervondermatte.noblogs.org/der-kampf-der-nibelungen-2018-eine-erste-auswertung/

(21) https://hosenrunter.noblogs.org/offener-brief-an-die-sponsoren-der-la-familia-fightnight-am-28-04-2018-in-halle-neonazis-als-teilnehmer-der-fightnight-geplant/

(22) https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-4/

(23) https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-5-kommende-events-mit-rechter-beteiligung-recherche-analyse/

(24) https://www.gnp1.de/mma/mma-chat/news/marcin-bandel-ueber-kampf-gegen-jangubaev-ufc-in-lodz-brinsa/