Nach Gewaltexzess auf Mallorca: Leipziger Prozess um Hooligan-Shirt

Hooligans aus dem Umfeld von Lok Leipzig brachten vor zwei Jahren ein T-Shirt in Umlauf, das als pure Provokation empfunden wurde. Denn ein Zusammenhang zu einem Gewaltexzess 2019 in einer Disco auf Mallorca war offenkundig. Am Dienstag urteilte das Amtsgericht.

„Lok auf Malle – nur Krawalle“ prangt auf dem weißen T-Shirt. Auf dem Umriss der Inselkarte sieht man zwei gelbe Figuren, die einen schwarzen Mann verprügeln. Als die T-Shirts mit offiziellem Logo von Lok Leipzig im Mai 2021 auftauchten, waren Johannes H. (24) und Robert F. (24) aus dem Raum Leipzig wegen eines brutalen Angriffs auf einen senegalesischen Türsteher (44) im Megapark am Ballermann auf Mallorca gerade verurteilt worden. Am Dienstag begann am Amtsgericht Leipzig der Prozess gegen sie und ihren Bekannten Felix B. (27).

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem strafbare Kennzeichenverletzung vor. Denn das Logo des Fußballvereins aus Leipzig-Probstheida ist eine geschützte Marke. Das Verwenden des Emblems auf den von ihnen angebotenen T-Shirts sei rechtsverletzend gewesen, so die Anklagebehörde. Der Verein erstattete Anzeige, zog seinen Strafantrag später aber wieder zurück, weil die Angeklagten über einen Täter-Opfer-Ausgleich entsprechende Vereinbarungen mit Lok schlossen. Die Staatsanwaltschaft verfolgte den Fall aber von Amts wegen. Denn mit den T-Shirts hätten die Angeklagten auch zu erkennen gegeben, dass sie die Körperverletzung auf Mallorca gutheißen und keineswegs bereuen.

Johannes H. und Robert F. waren im Mai 2021 zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung sowie zur Zahlung eines Schmerzensgeldes in Höhe von insgesamt 150 000 Euro verurteilt worden. Nach ihrer Festnahme saßen sie für ein Jahr und drei Tage in Untersuchungshaft, danach durften sie nach Deutschland zurückkehren. Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft sogar je 13 Jahre Haft gefordert. Immerhin hatte der Security-Mann bei dem Übergriff im Juni 2019 durch massive Schläge und Tritte schwere Verletzungen an der Wirbelsäule erlitten und kann wegen einer linksseitigen Lähmung seiner Arbeit seither nicht mehr nachgehen.

Während der Bewährungszeit von fünf Jahren dürfen die beiden Männer die Insel nicht betreten. Auch darauf nahm das T-Shirt Bezug. „Inselverbot – wir kommen wieder“ war auf der Vorderseite zu lesen, „Troublemakers Mallorca“. Laut Anklage werde damit auch nahegelegt, dass von Lok-Hooligans weitere derartige Straftaten zu befürchten seien.

Gerade in diesem Kontext habe das für den Verein „ein Riesenproblem“ dargestellt, sagte eine Mitarbeiterin des 1. FC Lok vor Gericht. Damals sei auch der Eindruck entstanden, dass mit dem Erlös aus dem Verkauf der T-Shirts auch zumindest ein Teil der verhängten Geldstrafe bezahlt werden soll. Schließlich war für die T-Shirts in der Fanszene auch mit den Begriffen „Solidarität und Zusammenhalt“ geworben worden. Um an die Anbieter heranzukommen, hatte der Verein sogar ein T-Shirt in Größe XXXL bestellt. Den Preis von 20 Euro habe man bezahlt, erinnerte sich die Mitarbeiterin, die Ware sei jedoch dann nicht mehr geliefert worden.

Ein Angeklagter fehlt – Prozess startet dennoch

Unklar ist, wie es in dem Verfahren weitergeht. Weil der angeklagte Johannes H. am Dienstag unentschuldigt fehlte, begann der Prozess später. Nach ersten Informationen des Gerichts soll H. am Morgen stationär in ein Krankenhaus eingeliefert worden sein. Gegen ihn wurde Sitzungshaftbefehl erlassen. Er kann aber in den nächsten Tagen ein Attest für seine Verhandlungsunfähigkeit nachreichen. Sein Verfahren wurde abgetrennt.

Bei den anderen beiden Angeklagten stehen mögliche Verfahrenseinstellungen im Raum, nachdem sie sich hinsichtlich des T-Shirt-Zoffs mit dem Verein geeinigt hatten. Eine Entscheidung darüber soll in den nächsten Tagen fallen. Andernfalls wird das Gericht nächste Woche weiter verhandeln.


02.06.2021

Lok Leipzig will Hooligan-Shirt stoppen – Anspielung nach Gewalttat auf Mallorca

Im Zuge des Urteils gegen zwei Leipziger Hooligans, die auf Mallorca einen senegalesischen Türsteher verprügelt haben, hat der 1. FC Lok Leipzig wieder mal ein Problem: Es geht um ein T-Shirt mit Vereinslogo.

Ein T-Shirt als kalkulierte Provokation: „Lok auf Malle – nur Krawalle“ prangt auf dessen Rückseite. Zu sehen sind zwei gelbe Figuren, die einen schwarzen Mann verprügeln. Auch wenn unklar ist, wann das Shirt zum ersten Mal im Internet angeboten wurde: Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um eine direkte Reaktion auf die Gerichtsurteile gegen zwei Leipziger Hooligans handelt, die Mitte Mai von einem Gericht auf Mallorca wegen einer brutalen Attacke auf einen Türsteher aus dem Senegal verurteilt wurden.

Die aus Leipzig und Borsdorf stammenden Männer hatten den Security-Mann im Megapark am Ballermann auf Mallorca im Juni 2019 verprügelt und rassistisch beleidigt. Mit einer Gruppe Hooligans waren sie damals auf die Insel gereist. Während eines Konzerts kletterte ein Freund auf die Bühne und wurde von dem Türsteher aufgefordert, wieder herunterzukommen. Daraufhin attackierten die beiden Verurteilten nach Überzeugung des Gerichts den gebürtigen Senegalesen und beschimpften ihn. Aufgrund der massiven Schläge und Tritte erlitt das Opfer schwere Verletzungen an der Wirbelsäule und kann wegen einer linksseitigen Lähmung seiner Arbeit seitdem nicht mehr nachgehen.

Ursprünglich forderte die Staatsanwaltschaft je 13 Jahre Haft wegen des rassistisch motivierten Angriffs. Vor Beginn des Prozesses in der Inselhauptstadt Palma sollen sich jedoch Anklage und Verteidigung auf zwei Jahre Gefängnis auf Bewährung sowie 150 000 Euro Schmerzensgeld geeinigt haben, hieß es. Während der fünf Jahre dauernden Bewährungszeit erhielten die beiden Angeklagten auch Inselverbot.

Darauf nimmt das T-Shirt nun Bezug. „Inselverbot – wir kommen wieder“, steht auf der Vorderseite, versehen mit dem offiziellen Vereinslogo des 1. FC Lokomotive Leipzig. Das Shirt wird in sozialen Netzwerken zum Verkauf angeboten, wobei auch „Solidarität und Zusammenhalt“ beschworen werden. Das lässt zumindest Spekulationen aufkommen, dass die Einnahmen auch dafür verwendet werden könnten, einen Teil des zu zahlenden Schmerzensgeldes zu finanzieren.

Für den Verein ein Unding. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, damit dieses rassistische und diskriminierende T-Shirt nicht verkauft wird“, teilte der 1. FC Lok auf seinem Twitter-Kanal mit. „Der Verkäufer wird von uns Hausverbot bekommen. Außerdem werden wir Strafanzeige wegen Markenrechtsverletzung erstellen.“ Letzteres wegen der Benutzung des offiziellen Vereinslogos. Aufnahmen im Internet zeigen allerdings, dass das T-Shirt längst im Umlauf ist. Auch dies will der Verein verfolgen, kündigte er an.

Von Frank Döring