Für ein Ende der Lohnarbeit

Jede Stunde ist eine zuviel – für das Ende der Lohnarbeit!

„Ein Leichnam beherrscht die Gesellschaft – der Leichnam der Arbeit. Alle Mächte rund um den Globus haben sich zur Verteidigung dieser Herrschaft verbündet: Der Papst und die Weltbank, Tony Blair und Jörg Haider, Gewerkschaften und Unternehmer, deutsche Ökologen und französische Sozialisten.“, so sagt es das Manifest gegen die Arbeit.

Jedes Jahr am ersten Mai, gehen tausende Menschen auf die Straßen. Sie demonstrieren für ihr Recht auf Arbeit, für höhere Löhne und mehr sozialen Ausgleich für sich. Manche sehen sich seit einer gefühlten Ewigkeit im Klassenkampf, stets kurz vor dem revolutionären Moment, den Kapitalismus zu stürzen.

Während 1886 bei dem sogenannten Haymarket Riot für eine Arbeitszeitbegrenzung auf acht Stunden gekämpft wurde, spielt der Kampf gegen die Lohnarbeit heute kaum eine Rolle mehr. Längst hören wir auch am 1. Mai Reden über die sinnstiftende Lohnarbeit und ähnliches. So wurden in den letzten Jahren von seiten des DGB immerwieder Konzepte des bedingungslosen Grundeinkommens abgelehnt. In Bezug auf Modelle der 4-Tage Woche werden statt einer Verkürzung der Arbeitszeit lediglich die Stunden auf vier statt fünf Tage verteilt.

Der DGB und die Gewerkschaften gehen am Tag der Arbeit auf die Straße um die Lohnarbeit immer nur punktuell und auf nationaler Ebene zu verändern. Dabei werden globale Auseinandersetzungen und die Zerstörung der natürlichen Grundlage, sowie soziale Konkurrenz außer Acht gelassen.

Zwar wird auf jeder Veranstaltung die internationale Solidarität hoch gehalten, doch im Grunde sind dies nur müde Lippenbekenntnisse. Es geht den meisten dabei um nationale Interessen und die gleichzeitige Bewahrung des eigenen Wohlstands. Es geht nie um die eigentliche Transformation und Verteilung von Reichtum auf alle, sondern nur um Reformen und die Umverteilung in den eigenen Reihen.

Die Arbeiterklasse und Arbeitenden präsentieren sich, ob gewollt oder nicht, oftmals als zweite Seite der Medaille des Kapitalismus.Statt sich dem kapitalistischen System zu widersetzen, spielen sie das Spiel meist mit und beschränken sich auf die Forderung nach kleinsten Änderungen der Spielregeln.
Der Kampf um Lohnerhöhungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen ist auf kurze Sicht zu begrüßen und zu unterstützen. Diese Änderungen wirken sich direkt auf den Alltag der Betroffenen aus. Gleichzeitig sind sie nur ein Mittel um Menschen ruhig zu halten. Diese „erkämpften Veränderungen“ gleichen noch nicht einmal die Kosten der Inflation aus.
Grundlegende Veränderungen von Strukturen innerhalb oder außerhalb der Betriebe gibt es kaum.

So ist es auch kaum verwunderlich, dass bei den geführten Arbeitskämpfen meist diejenigen vergessen werden, die sich nicht in einer Anstellung befinden. In der Gesellschaft besteht immer noch der Grundsatz, wer nicht arbeitet, bekommt auch nichts zu essen. Es existiert ein kollektives Verständnis davon, dass Angestellte mehr wert seien als arbeitssuchende Menschen. Auch wenn Arbeitslose Teil der Arbeiter*innenklasse und vor allem Teil der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sind, haben sie kaum eine Lobby.
Die Höhe des Bürgergeld steigt in keiner Relation zur Inflationsrate an, die soziale Kluft wird mit jedem Monat höher. Der Staat reguliert, fördert und steuert durch die auszuzahlenden Beträge des Arbeitslosengeldes aktiv die Ausgrenzung arbeitsloser Menschen.
Von Teilen der Gewerkschaften werden Arbeitslose eher als störend wahrgenommen. „Arbeit muss sich lohnen“ ist längst keine Aussage liberaler Marktwirtschaftsfanatiker mehr. Arbeitslose werden systematisch in Maßnahmen gesteckt in denene sie „fit für die Arbeit“/ „für den Job“ gemacht werden, den sie nicht bekommen werden. Der Staat fordert und fördert, wenn dies nicht eingehalten wird, gibt es nichts zu Essen. Ganz nach der Devise: Schlechte Arbeit sei immer noch besser als keine Arbeit. Leider spielen auch hier selbst Teile der Gewerkschaften das Spiel der sozialen Spaltung und der einhergehend Ausbeutung mit.

Der Kapitalismus ist immer ein Verfechter, Antreiber und Förderer der Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen. Die Lohnarbeit nimmt im Kapitalismus einen enorm hohen Stellenwert für die ohne zu Zögern die Zerstörung der Natur in Kauf genommen wird. Es werden Arbeitsplätze in Branchen gesichert und neu geschaffen in dem Wissen, dass diese die Zerstörung des Planeten befeuern.

Die Lohnarbeit existiert in einer Konkurrenzsituation zwischen Staaten, Unternehmen und Menschen. Diese Konkurrenz fördert die Abwertung anderer Gruppen, die Ausgrenzung anderer und hilft die eigene Vorteile durchzusetzen.
Personen, die aufgrund unseres Wohlstandserhalt, aufgrund unserer Waffen, aufgrund deutscher Außenpolitik, aufgrund vermeintlich staatlicher und wirtschaftlicher Interessen aus anderen Ländern fliehen, dürfen hier nur teilweise arbeiten und ein würdiges Leben wird Ihnen verwert. Sie dürfen entweder jahrelang auf Arbeitsgenehmigungen warten oder auf Spargelfeldern, in Reinigungsfirmen, in Zeitarbeitsfirmen oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten. Wenn Sie jedoch Ihre Lohnarbeit verlieren, müssen Sie im Gegensatz zu Menschen mit deutschem Pass zunächst beweisen, dass Sie ein Anrecht auf Leistung des Sozialstaats haben, wenn sie überhaupt bleiben dürfen

Staaten erlassen Gesetze die Bürger*innen anderer Staaten ausgrenzen. Weil sogenannte Arbeitsmarktpolitik immer nur in Staatsgrenzen gedacht wird. Konzerne drohen mit Wegzug aus Ländern, Verlust von Arbeitsplätzen und haben somit eine Machtstellung, die sie gekonnt ausnutzen um ihre Ziele zuverfolgen.

Die Lohnarbeit fördert zudem patriachale Strukturen. Arbeit, die in Lohn gemessen wird, ist immer Teil der Schaffung eines vermeintlichen wirtschaftlichen Mehrwerts. Sie wird als rational, durchdacht, vernünftig und notwendig dargestellt. In diese Logik passt die Hausarbeit, Kindererziehung, die Intimität und Liebe nicht hinein. Diese wird als naturgegeben, irrational und emotional dargestllt und mit vermeintlich weiblichen Attributen beschrieben.
Das Kapital lässt sich nur in einigen wenigen Bereichen des Sozialen mit diesen Aspekten verbinden. In einer heteronormativen bürgerlichen Kleinfamilie arbeitet der Mann und erhält emotionalen Rückhalt von seiner wartenden, wohltuenden, einfühlsamen Frau, die zu Hause ist. Der weiße Mann konnte somit reibungslos funktionieren, in dem er all seine Gefühle und emotionalen Bedürfnisse auf die Frau übertrug.
Als Begründung dient das Argument, dass die Lohnarbeit besser ohne all die Emotionen ausgeübt werden könne. In dieser Betrachtung, wird die familiäre Intimität als Gegenteil zur Lohnarbeit dargestellt und als eigentliches wahres Leben verkannt, auch wenn dies meist eine Hölle aus Zwängen, unerfüllbaren Erwartungen und Mehrbelastung ist. Der stumme, mehrheitlich weiblich besetze „private“ Raum ist Vorraussetzung und Resulatet der Lohnarbeit.

Die Kritik an diesem Text könnte nun heißen, „aber dann arbeitet ja niemand mehr“. Oder es kommt etwas wie „Lohnarbeit kann man nicht abschaffen, es ist doch wichtig und identitätsstiftend.“
Darauf antworten wir, dass Menschen, die in einer Gemeinschaft leben immer auch Häuser bauen werden, Kleidung produzieren werden, Nahrung produzieren werden, Kinder erziehen werden, Bücher schreiben werden, das Leben erforschen werden, Gärtnern werden, Musik machen werden, und einiges mehr machen werden.
All dies ist Arbeit, jedoch keine Lohnarbeit. Lohnarbeit ist immer ein Abhängigigkeitsverhältnis, das keine Rücksicht auf das Bedürfniss und den Willen der Beteiligten nimmt. Deshalb bleibt nichts anderes als das Ende der Lohnarbeit einzuleiten!

Veraltete und vereinfachte Analysen einer schlichten Unterscheidung zwischen Kapitalisten und Arbeiterklasse greifen genauso wenig, wie die Kritik an hohen Gehältern von Managern und Bonzen.
Der Fehler liegt im System.
Wir müssen das System verändern, Utopien leben, eine Transformation der Arbeit herbeiführen. Wir müssen die Lohnarbeit entschieden kritisieren, ihre Relevanz in Frage stellen und ihren vermeintlichen gesellschaftlichen Stellenwert abschaffen.
Es muss die Solidarität untereinander gefördert und die Konkurrenz abgeschafft werden. Es muss die Lohnarbeit beendet und Arbeit, die dem Gemeinwohl dient, gefördert werden. Es müssen alle Menschen die Möglichkeit bekommen ihrem Willen und ihren Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Alle sollen mitbestimmen dürfen in welcher Gesellschaft sie leben wollen.

Aktionen wie am 30.04.2023 und die Vortragsreihe geben Denkanstöße für Veränderung. Zum Beispiel zeigt die Küche für Alle praktische Solidarität um darauf aufmerksam zu machen, dass jede*r ein Recht auf Essen hat.
Der Umsonstladen veranschaulicht sehr deutlich, dass eine Gesellschaft ohne Lohnarbeit und entsprechenden Lohn möglich ist. Gegenstände werden dort getauscht, genommen und umverteilt ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.

Es gibt noch viele weiter Beispiele für eine Gesellschaft ohne Lohnarbeit, wir müssen dieses System bekämpfen.

Proletarier aller Länder, macht Schluss!
Gegen Billiglöhne und Konkurrenzprinzip!
Für eine klassenlose Gesellschaft!
Für die soziale Revolution!
Gegen die kapitalistische Mühle – für das Ende der Lohnarbeit!

 

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