„Blauer Salon“ am Leipziger Markt – Luke Mockridge in Leipzig – Linke Gruppen machen gegen Auftritt mobil

Bis Donnerstag 16 Uhr soll der Auftritt von Luke Mockridge im „Blauen Salon“ abgesagt werden – das fordern Leipziger Linke und eine Landtagsabgeordnete. Andernfalls sei mit „weiteren Formen des Protests“ zu rechnen. Was ist damit gemeint?

Am 8. Februar soll Luke Mockridge im „Blauen Salon“ am Leipziger Markt auftreten. Es ist eine Kammerbühne für den Künstler, der zuletzt in der Arena auftrat. „Mockridge möchte sein neues Programm vor einem kleineren Publikum austesten“, sagt Dirk Götze vom Leipziger Veranstalter Mawi. „Das ist eine Tradition von ihm.“ Die Show für 180 Gäste sei innerhalb einer Stunde ausverkauft gewesen. Das ist ein riesiges Interesse für den 33-Jährigen.

Doch nicht jeder in der Stadt freut sich auf ihn. In einem offenen Brief fordern verschiedene linke Leipziger Bündnisse sowie die Leipziger Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel gar: Die Show müsse abgesagt werden. Denn Mockridge, so steht es in dem Brief, werden „sexualisierte Übergriffe“ und „aggressives Auftreten“ vorgeworfen.

„Selbstverständlich tritt Mockridge auf“, stellt Götze klar. Von den Vorwürfen habe er gehört. „Das ist eine komplizierte Gemengelage“, sagt er. Jedoch gebe es Verträge: Mietverträge, Auftrittsverträge. „Es fehlt die rechtliche Grundlage, so etwas abzusagen“, sagt er. Emotionslos betrachtet gebe es dafür auch keine Gründe.

Linke Gruppen in Leipzig machen gegen Luke Mockridge mobil

Hintergrund der Vorwürfe ist eine Recherche des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Im September 2021 warf die Podcasterin Ines Anioli ihrem Ex-Freund Mockridge erstmals öffentlich versuchte Vergewaltigung vor. Der „Spiegel“ fand noch weitere Frauen, die andere Erlebnisse mit dem Comedian schilderten. Aniolis Strafanzeigen wurde jedoch von der Staatsanwaltschaft Köln in zwei Instanzen eingestellt. Und Mockridge errang auch vor dem Landgericht Hamburg einen Sieg gegen den „Spiegel“. Dieser musste daraufhin mehrere Passagen wegen „unzulässiger Verdachtsberichterstattung“ streichen.

Für die Leipziger Aktivistinnen ist das kein Grund, jenen Frauen, die Mockridge seit Jahren Vorwürfe machen, nicht mehr zu glauben. „Nur zehn Prozent aller Vergewaltigungen werden angezeigt – und davon gerade einmal 8,4 Prozent verurteilt“, stellen sie in ihrem Brief klar.

Eine der Aktivistinnen nennt sich Lena Walther. Die 27-Jährige gehört dem Bündnis „Revolutionäre Frauen Leipzig“ an und arbeitet in einem Bürojob in der IT-Branche. Nachdem sie von Mockridges Termin im Blauen Salon hörte, habe sie dort angerufen. „Wir haben lange telefoniert“, sagt Walther. Sie habe die Veranstalter aufklären wollen, warum Mockridge nicht auftreten solle. Es könne ja sein, so die Aktivistin, dass der „Salon“ nichts von den Vorwürfen mitbekommen habe. „Er wusste aber sehr schnell, worum es gibt“, sagt sie.

Dann stellte die Gruppe dem Veranstalter eine Frist. Man erwarte „eine öffentliche Stellungnahme“ bis zum Donnerstag, 26. Januar, um 16 Uhr, heißt es in dem offenen Brief. Darin solle die Absage des Auftritts formuliert werden. Andernfalls sehe man sich „gezwungen, weitere Formen des Protests in Betracht zu ziehen“.

„Können nur mit den Fakten arbeiten, die uns vorliegen“

Wie diese aussehen? „Wir werden als Gruppe verschiedene Flyer und Plakate machen“, sagt Walther. „Wir wollen den Auftritt nutzen, um das Thema sexualisierte Übergriffe an sich zu problematisieren.“ Die Aktivistin rät Mockridge, er solle endlich seine Schuld eingestehen. „Es ist ja nicht so, dass niemandem verziehen wird“, sagt sie. „Wir als linke Gruppe glauben an die Veränderbarkeit des Menschen – und Mockridge könnte auch seine Fehler zugeben und an sich arbeiten. Stattdessen macht er noch Witze darüber und verhöhnt die Betroffenen. Das verurteilen wir“, erklärt Walther.

Auch der Veranstalter Götze betont, er habe sich nach dem offenen Brief noch einmal mit den Vorwürfen gegen Mockridge beschäftigt. „Ich dachte, vielleicht habe ich etwas verpasst“, sagt er. „Aber es gab weder eine neue Verhandlung, noch ein Schuldeingeständnis – und wir können nur mit den Fakten arbeiten, die uns vorliegen.“ Gesonderten Polizeischutz für den Abend plant er nicht. „Polizei? Nein, wir haben ohnehin immer Security und Einlasskontrollen“, sagt er. Er freue sich auf den Auftritt.

Zuletzt trat Mockridge im Mai vergangenen Jahres in der Leipziger Arena auf. Schon damals protestierten Leipziger Gruppen vor dem Hauptbahnhof – und verteilten Flyer an Zuschauerinnen und Zuschauer vor der Arena. In Berlin störte eine Aktivistin Mockridges Auftritt.


Josa Mania-Schlegel 19.05.2022

„Ich bin der Typ mit dem Sex-Skandal“: So war der Auftritt von Luke Mockridge in Leipzig

Für die einen ist Luke Mockridge ein Sexualstraftäter – für die anderen ein Held, der sich den Launen unserer Welt entgegenstellt. Beim Auftritt in der Arena Leipzig macht er die Vorwürfe, die zehn Frauen gegen ihn erhoben, zu seinem größten Thema – und zu seinem Trumpf.

Kommt ein Mann auf eine Bühne und macht einen Scherz über ein Foto von seinem Penis, das er seiner Freundin geschickt hat.

Unter normalen Umstände wäre das, womöglich, nicht weiter erwähnenswert. Aber was ist schon normal, wenn ein Comedian auf der Bühne steht, über den es heißt, dass er versucht habe, seine Freundin zu vergewaltigen – und über den in einer Recherche des „Spiegel“ noch mehr Frauen berichteten, andere sexualisierte Übergriffe erlebt zu haben.

Es knirschte also gewaltig, wann immer Luke Mockridge am Mittwochabend in der Leipziger Arena auf diese Themen zu sprechen kam: Liebe, Sex, Partnerschaft. Mockridge boten sich also zwei Wege: Die Themen weglassen, ausblenden, über anderes reden. Oder alles auf die Bühne holen, thematisieren, weglachen.

Wie es der 33-jährige Bonner machen würde, konnte vorher niemand ahnen. Naja, vielleicht doch. In dem kurzen Trailer zu seiner Tour trat Luke Mockridge mit betretener Miene vor die Kamera. Er wolle etwas sagen, so der Comedian, was ihm schwerfiele. Und die Nummer erinnerte an die Stunde Null der Vorwürfe gegen ihn, nämlich als er sich auf Instagram selbst zu ihnen, die bis dahin bloß lose in sozialen Medien herumschwirrten, in einem länglichen Statement äußerte. Die Botschaft: Ich war’s nicht. Im Trailer sagt Mockridge dagegen einen Zungenbrecher auf: „Brautkleid bleibt Brautkleid“, und so weiter.

Mockridge entschied sich also für den zweiten Weg, für die ironische, also triumphale Selbstdemontage, für die selbstinszenierte Götterdämmerung, aus der er – Phoenix aus der Asche – sich selbst wieder auferstehen lassen kann.

Wenn die anderen mich niedermachen wollen, so muss es sich Mockridge gedacht haben, dann gebe ich mir eben selbst den letzten Schuss, um gleich wieder neu ansetzen zu können.

„A Way Back to Luckyland“

Also, Vorhang auf für „A Way Back to Luckyland“. So heißt das Programm, mit dem Mockridge sich raus aus der Beschuldigten-Rolle, zurück in die Herzen seiner Fans performen will. Von denen gucken in Leipzig rund 4000, also eine beinahe ausverkaufte Arena, anfangs auf ein Bühnenbild voller Achterbahnen, Karussell, Clowns, Grimassen.

Im bordeauxroten T-Shirt und grauer Baggy-Hose kommt Mockridge auf die Bühne, tosender Applaus. „Es gibt so viel, was man adressieren könnte, in meinem Leben, in eurem Leben“, sagt er. „Aber ganz ehrlich: Kein Bock. Es gibt so viel Meinung in der Welt. Die ganze Kacke lassen wir heute Abend einmal draußen, Deal?“ Noch tosenderer Applaus.

Luckyland, das merkt man sofort, ist Luke Mockridges Königreich. Wer ein Übeltäter ist, das entscheidet hier – zumindest für die nächsten zwei Stunden – Bitteschön er selbst und vielleicht noch das Publikum. Dem gibt Mockridge noch später das Gefühl, sich hier in einem echten Safe Space zu befinden. Also: In Sicherheit vor der „ganzen Kacke in der Welt“.

„Hier sind bestimmt auch die Halb-Bock Leute, die von der Freundin mitgeschleppt wurden“, mutmaßt Mockridge in die Arena. „So Friend-Zone-mäßig. So: Ich wollte die eigentlich knallen, aber jetzt bin ich hier gelandet, mit ihrer Handtasche auf dem Schoß.“ Der Witz kommt an. Die Botschaft, die immer mitschwingt: Bei Mockridge darf noch gelacht werden, übers Frauen abschleppen, übers Penis fotografieren, über die ach so korrekten Feministinnen da draußen.

Denn die stehen da ja wirklich. „Keine Show für Täter“ ist auf dem Transparent zu lesen, das einige feministische Kollektive am Einlass Mockridges Gästen vorhalten. Vorher gab es noch eine Kundgebung mit Beiträgen am Hauptbahnhof. Eine Rednerin ging auf die zehn Frauen ein, die Mockridge im „Spiegel“ teils sexualisierte Gewalt vorwarfen und ihre Anekdoten per eidesstattlicher Versicherung beglaubigten. „Ein Angriff auf eine von uns, ist ein Angriff auf alle von uns“, sagte die Rednerin. Auch hier tosender Applaus.

Leipzig mag nur die achtgrößte Stadt auf Luke Mockridges Tourplaner sein. Aber es ist auch die Stadt, in der er den vehementesten Widerspruch bekommt.

Dass Mockridge die Vorwürfe zu seinem Thema macht, ist vermutlich nicht seine eigene Idee. Man kann ihn das nicht selbst fragen, Anfragen zu dem Thema kommentiert er nicht. Aber in den USA kam auf ganz ähnliche Weise der Comedian Louis C.K. zurück auf die Bühne, nachdem er sich kurzzeitig zurückgezogen hatte. Es hatte geheißen, C.K. habe ungefragt vor den Augen mehrerer Frauen masturbiert.

Der Titel seines neuen Specials, in leuchtenden Buchstaben (also wie bei Mockridge) auf der Bühne präsentiert: „SORRY“, Entschuldigung! Natürlich viel zu groß, um ernsthaft als Entschuldigung zu gelten. Eher als Kommentar: Wie oft soll ich mich denn noch entschuldigen?

„I‘m the guy with a sex scandal“

Genau so macht es nun auch Mockridge. Er windet sich nicht aus seinem jetzt angekratzten Image, sondern zieht umgekehrt Kraft daraus. Nur etwas subtiler als sein amerikanisches Pendant, man möchte sagen: verklemmter.

In einer an Disney-Soundtracks angelehnten Musical-Einlage nimmt er in der Mitte der Show einmal so richtig Bezug auf die Vorwürfe gegen ihn. Allerdings eben gesungen – und auf Englisch: „I‘m the guy with a sex scandal / You bought the tickets and your friends said no“, singt Mockridge. „You tried to cancel me from comedy, but now I‘m back.“

Was, untertrieben gesagt, eine gründliche Verhohnepipelung jener Frauen ist, die Mockridge vorwerfen, ihnen Schaden zugefügt zu haben. Seine Ex-Exfreundin Ines Anioli erzählte in ihrem Podcast „Sexvergnügen“ erstmals von einer versuchten Vergewaltigung. „Boah, ich wollte dich jetzt einfach vergewaltigen“, habe der Comedian zu ihr gesagt. Sie zeigte ihn an, die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf, ließ sie aber bald, wegen mangelnder Beweise, fallen.

„And your friends said no“ singt Mockridge nun also. Man könnte das auch so formulieren: Wer hier sitzt, in der Arena, bei ihm; wer den wütenden Feministinnen draußen getrotzt hat, der hat sich nicht kirre machen lassen, vom ganzen Übel in der Welt. Von den „negativen Schlagzeilen“ da draußen, die Mockridge „ankotzen“.

Und, natürlich, von den sozialen Medien. Instagram, sagt Mockridge – und da wird seine Stimme ernst, ja beinahe eine Spur zu wütend – sei eine „oberflächliche Scheißplattform“. Überhaupt seien die sozialen Medien „der Teufel“ und: „Nichts, was dort passiert, hat mit dem echten Leben zu tun.“

Dass Mockridge so denkt, verwundert nicht. In den sozialen Medien tauchten die Vorwürfe gegen ihn zuerst auf. Hier trafen und organisierten sich die Frauen, die schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht haben wollen.

„Den soll er mal in Dresden bringen“

Im Verlauf des restlichen Abends biegt Mockridge irgendwann auf gefälligere Themen ab: Corona, Trump, Merkel, sogar ein Ukraine-Scherz ist dabei, in dem Mockridge imaginiert, was denn los wäre, wenn auch in Deutschland ein Comedian – in seinem Beispiel Mario Barth – das Land führen würde. Dann mimt Mockridge Barth, der an der Front seine Truppenteile organisiert. Eine Szene, in der das enorme nachahmerische Talent, der feine Sinn für Klamauk des Fernsehcomedians aufblitzt, das ihn so berühmt und beliebt gemacht hat.

Nur mit einem Witz vergrämt Mockridge für einen Moment sein Publikum, der aber nichts mit seinem Glied oder sonstiger Sexualität zu tun hat, sondern: mit der AfD. Er wünsche der Partei, dass ihre „Intoleranz wie eine Laktoseintoleranz“ sei. Anders gesagt: Dünnschiss für Rassisten.

„Den soll er mal in Dresden bringen“, murmelt ein Besucher. Dort tritt Luke Mockridge am Wochenende gleich zweimal auf.


Josa Mania-Schlegel 17.05.2022

Vorwürfe sexualisierter Gewalt – Vor Auftritt in Leipzig: Feministische Bündnisse wollen gegen Luke Mockridge demonstrieren

Die Ermittlungen gegen Mockridge wurden eingestellt – in Leipzig soll trotzdem an zwei Orten gegen den Comedian protestiert werden. Die Leipziger Lokalpolitik sieht das Thema gespalten.

Auf einem gefliesten Boden im Leipziger Westen wird der Protest gegen Luke Mockridge vorbereitet. „Wusstest du, dass Luke so viel Kohle hat, dass er versucht, Frauen juristisch mundtot zu machen?“, steht auf einem der Schilder. Auch Anni, 28, und Luzie, 20, knien auf dem Boden. Sie wollen nur mit Vornamen in die Zeitung. Und sie finden: Mockridge sollte in Leipzig keine Bühne bekommen.

Warum? Die kurze Version geht so: Gegen den Comedian Luke Mockridge kursieren seit mehr als einem Jahr Vorwürfe sexualisierter Gewalt. Alles begann im April 2019 mit einer Podcast-Episode, in der die Journalistin Ines Anioli von einer versuchten Vergewaltigung erzählt. Einen Namen nennt sie nicht. Aber auf Twitter zählten viele bald eins und eins zusammen und kamen auf Luke Mockridge, den Comedian aus Bonn, Aniolis Ex-Freund.

Und bald wurden erste Forderungen laut. Unter dem Hashtag #KonsequenzenfürLuke fordern seither viele: Mockridge soll nicht mehr auftreten. Doch jetzt steht er, nach einer Schaffenspause, wieder auf Bühnen.

Genau das will die Leipziger Aktivistin und Erzieherin Anni nicht hinnehmen. „Für uns als Frauenkollektiv Leipzig ist klar, dass wir betroffenen Frauen glauben“, sagt sie. „Wir wollen die Anschuldigungen nicht unkommentiert lassen, weil solche Fälle ein alltägliches Thema sind.“ Mit den selbstgebastelten Schildern wollen sie und andere am Mittwoch um 18 Uhr am Leipziger Hauptbahnhof demonstrieren. Danach sollen weitere Schilder an der Arena aufgehängt werden und dort Luke Mockridges Gäste „aufklären oder erinnern“.

Verfahren gegen Mockridge eingestellt

Natürlich gibt es, seit die Vorwürfe gegen den Comedian Mockridge kursieren, auch Stimmen, die daran erinnern: Bewiesen ist noch nichts. Der Fernsehsender Sat1, bei dem Mockridge regelmäßig auftritt, sprang seinem Schützling in einem öffentlichen Statement besonders vehement bei: Das Gerede um die angebliche versuchte Vergewaltigung sei „eine moderne Form der Lynchjustiz“.

Im Hintergrund begannen damals erste Recherchen beim Magazin SPIEGEL. Zwei Reporterinnen stießen bei ihrer Suche auf Frauen, die ebenfalls schlechte Erfahrungen und Übergriffe mit Mockridge erlebt haben wollen. Nachdem Luke Mockridge schließlich auf Instagram ein Statement veröffentlichte, in dem er jegliche Schuld von sich wies, aber eine Pause ankündigte, konnte der Artikel im SPIEGEL erscheinen.

Im Zuge der Recherche wurde auch klar: Der Fall Mockridge wurde bereits vor Gericht verhandelt – und die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein, weil sie nicht davon ausgehen konnte, „dass der Beschuldigte aufgrund der vorliegenden Beweise verurteilt würde.“

Vor einigen Monaten kündigte Luke Mockridge dann seine Rückkehr an: „A Way Back to Luckyland“. Eine große, mehrmonatige Tour, durch ganz Deutschland – und am Mittwoch in Leipzig. Hat denn, außer einigen Aktivistinnen, niemand deswegen Bedenken?

„Wir behandeln das wie jede andere Veranstaltung“, sagt Matthias Kölmel, Chef der Leipziger Arena. So lange ein Künstler kein Auftrittsverbot habe oder verurteilt sei, würde man niemanden von der Bühne ausschließen. „Wir übernehmen da nicht den Job der Justiz“, so Kölmel. Dass jemand gegen den Auftritt demonstrieren wolle, sei hingegen legitim. „Es ist jedermanns gutes Recht, zu protestieren. Aber genauso soll jeder, der sich ein Ticket gekauft hat, zu der Veranstaltung gehen können.“

Unterschiedliche Urteile zum Protest

Andrea Niermann, für die CDU im Leipziger Stadtrat, Mitglied des Fachausschusses Kultur und Richterin am Landgericht, erklärt: „Allein der Vorwurf sexueller Übergriffe, auch wenn er von mehreren Frauen erhoben wird, darf meiner Meinung nach nicht zur Absage eines Auftritts führen.“ Sie halte es für falsch, allein vermeintlich Betroffenen zu glauben. „Es kann nicht sein, dass jemand auf diesem Wege vorverurteilt wird – gerade in Leipzig und nach den Vorfällen im Westin Hotel.“

Ganz anders sieht das Juliane Nagel, Linke Stadträtin und Abgeordnete im sächsischen Landtag. „Ich finde den Protest gut“, sagt sie. „Es ist die einzig richtige Reaktion, sich solidarisch mit den betroffenen Frauen zeigen.“ Nagel halte es für wichtig, Frauen, die Anschuldigungen erheben, zu glauben. „Es ist ein gesellschaftlicher Fortschritt, dass Frauen sich heute mehr und mehr trauen, von Übergriffen zu berichten“, sagt sie. „Das verdient unseren gesellschaftlichen Rückhalt.“

Mockridge greift indes die Vorwürfe gegen sich in seinem neuen Programm auf. Bereits im Trailer tritt er mit betroffener Mine vor die Kamera und sagt: „Hallo, mein Name ist Luke Mockridge. Ich möchte euch jetzt etwas sagen, was mir sehr schwerfällt.“ Was folgt, ist aber kein Schuldeingeständnis – sondern ein Zungenbrecher.