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Elsässers Demo war ein Flop – Rechte Demo nach massiver Blockade beendet

26.11.2022 – 20:13 Uhr

Leipzig – Nur rund 1000 Demonstranten folgten dem Aufruf des Rechtsextremen Jürgen Elsässer. Angemeldet war seine antiamerikanische Demo mit 15 000 Teilnehmern. Ein Flop! Der linke Gegenprotest dominierte deutlich und zwang sie zu einem früheren Ende. Für die Polizei war es der größte Einsatz des Jahres.

Rechte Demonstration beendet

Gegen 19.15 Uhr haben die Veranstalter die rechte Demonstration auf der Friedrich-Ebert-Straße vorzeitig beendet. Die geplante Route wurde massiv vom Gegenprotest blockiert. Auch eine Umleitung des Demonstrationszuges konnte nicht realisiert werden, da fast alle alternativen Strecken von Linken blockiert wurden.

Die Polizei begleitete den Abmarsch der frustrierten „Ami go Home“-Teilnehmer in Richtung Innenstadt über den Wilhelm-Leuschner-Platz und zurück zum Simsonplatz. Auch die linke Gegendemonstration löst sich allmählich auf. Laut Polizeisprecher Hoppe bleibt die Polizei weiterhin sehr präsent, weil es mehrere spontan angezeigte Versammlungen gibt.

Polizeisprecher Olaf Hoppe über das Demogeschehen in Leipzig: „Es war schwer, alles auszutarieren. Gut war, dass alle Protestformen stattfinden konnten. An sich bin ich zufrieden mit dem heutigen Tag. Aber es musste auch polizeilicher Zwang angewendet werden, weil wir Blockaden aufgelöst haben. Das bewerte ich negativ.“

Zuvor wurden Mülltonnen und Holzpaletten als Barriere angezündet. Die Gegendemonstration wurde immer größer und in den Sozialen Netzwerken machten die Linken mobil für weitere Unterstützung an diesem Standort.

Sitzblockade aufgelöst

Die auf der Straße in Richtung US-Konsulat gebildete Sitzblockaden der linken Gegendemonstranten wurde zuvor geräumt. Ein Kommunikationsteam der Polizei versuchte zu vermitteln, doch die linken Blockierer blieben sitzen.

Einzeln wurden sie von Polizisten aus der Blockade geholt. Dort entlang sollte die Route der rechten Demo „Ami go Home“ verlaufen, deren Start sich bis 18 Uhr verzögert hatte. Die Stimmung war angespannt, das Vorgehen der Polizei konsequent!

Ausschreitungen und eine Milch-Attacke

Schon zu Beginn war die Stimmung sehr angespannt und das Vorgehen der Polizei konsequent. Mehrere Gegendemonstranten wurden abgeführt und aus einer Sitzblockade herausgerissen. Verdacht: Körperverletzung gegen Polizeibeamte und Beleidigung.

Zwei betrunkene rechte Demonstranten konnten zu den linken Blockierern durchdringen und sie mit Milch attackieren. Die Polizei führte sie ab. Auch auf dem Simsonplatz, wo sich die Rechten versammelten, musste die Polizei eingreifen. Ein Teilnehmer der antiamerikanischen Demo hat zwei Journalisten bedrängt. Der Medienschutz musste gemeinsam mit der Polizei und den Veranstaltern vermitteln, damit sie weiter der Berichterstattung nachgehen können. Laut Polizeisprecher Hoppe wurde eine Anzeige wegen Nötigung aufgenommen.

Elsässers Demo war ein Flop

Gegen 15.40 Uhr wurden etwa 600 Teilnehmer auf dem Simsonplatz gezählt, gegen 17 Uhr waren es etwa 900. Viel mehr kam auch am Abend nicht hinzu. Insgesamt lag die Teilnehmerzahl der rechten Kundgebung deutlich unter der angemeldeten und zwar im niedrigen, vierstelligen Bereich. Die Veranstalter hatten sich deutlich verschätzt, angemeldet waren 15 000 Teilnehmer. Die Zahl der linken Gegendemonstranten war deutlich höher.

Weil auf der Veranstaltung Schilder gezeigt werden sollten, die „geeignet sind, die öffentliche Sicherheit zu stören“, wurden sie von den Polizisten am Nachmittag einkassiert. Darauf zu sehen waren Bundespolitiker in Häftlingskleidung mit dem Stempel „schuldig“.

Kurz nach Beginn: Polizei meldete erste Ausschreitungen

Schon kurz nachdem die Zubringerzüge der linken Gegenproteste aus Süden, Osten und Westen mit jeweils mehreren Hundert Teilnehmern gestartet sind, gab es erste Ausschreitungen. Der Zubringer vom Connewitzer Kreuz kommend, hatte die erste Sperrung der Polizei auf der Karl-Liebknecht-Straße durchbrochen. Ein Teil der meist vermummten Teilnehmer rannte plötzlich los. Auch Pyrotechnik wurde gezündet.

Polizeisprecher Olaf Hoppe zu BILD: „Es wurde die erste Sperre in Richtung Simsonplatz durchbrochen. Teile der Zubringerdemo haben die vorgesehene Route verlassen. Wir haben die erste dynamische Lage und müssen intensiver handeln“.

Laut Hoppe wurden dann vermehrt Einsatzkräfte zur Karl-Liebknecht-Straße geschickt. Um ein erneutes Durchbrechen der Sperrung zu verhindern, hätte demnach auch körperliche Gewalt durch die Polizisten vor Ort angewendet werden müssen.

Stimmung bereits im Vorfeld aufgeheizt

Bereits im Vorfeld war die Stimmung zwischen den beiden politischen Lagern extrem aufgeheizt. Auf Twitter und Telegram wurde von beiden Seiten kräftig provoziert, von der „Schlacht um Leipzig“ war die Rede. Angesichts der explosiven Stimmung „haben wir uns auf Situationen eingestellt, in denen wir robust handeln müssen“, so Polizeisprecher Olaf Hoppe.

Die rechte Kundgebung vor dem Bundesverwaltungsgericht startete gegen 15.30 Uhr. Sie stand unter dem Motto „Ami go home“. Sie konzentrierte sich auf das westliche Zentrum, beginnend vom Simsonplatz rund um den Johannapark herum. Bis 20.30 Uhr wurde die Demo angemeldet. Doch wegen eines massiven Gegenprotestes konnte sie nicht die geplante Strecke laufen und wurde früher beendet.

An dieser Kundgebung nahmen auch Mitglieder der AfD und der rechtsextremen Kleinstpartei „Freie Sachsen“ teil. Neben Elsässer kam auch der frühere Vorsitzende der AfD Sachsen-Anhalt, Andre Poggenburg zu Wort.

Mehrere Gegenproteste angemeldet

Unter anderem rief das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ zum Gegenprotest auf. Mehrere angemeldete Gegenproteste fanden statt. Die Demonstrationszüge starteten 14 Uhr aus drei Himmelsrichtungen. Süden (Connewitzer Kreuz), Westen (Harkortstraße) und Osten (Rabet).

„Für den aktuell größten Polizeieinsatz dieses Jahres im Stadtgebiet wurden unter anderem Einsatzkräfte aus Bayern, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der Bundespolizei zugesagt“, erklärte ein Sprecher der Polizei. Auch technisch wurde aufgerüstet: Lautsprecherwagen, Wasserwerfer und Polizeihubschrauber standen bereit. Auch eine Reiterstaffel kam zum Einsatz.

Straßensperren legen Verkehr lahm

Wegen der Großdemo und der linken Gegenproteste mussten Autofahrer am Samstag Ruhe bewahren. Die Polizei warnte vor erheblichen Verkehrsbehinderungen. Bereits am Freitag wurden die ersten Straßensperrungen errichtet. Wie angekündigt, gab es am Samstag weitere spontane Sperrungen. (lm)

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