Klimaaktivisten kleben sich auf Jahnallee fest

Klimaaktivisten haben am Morgen für Staus in der Jahnallee und den benachbarten Straßen gesorgt. Mehrere Personen klebten sich auf der Fahrbahn fest – bis die Polizei sie schließlich wegtrug. Die Blockade hat nun ein Nachspiel. Es dürfte nicht die letzte derartige Aktion gewesen sein. In Städten wie Berlin haben die Mitglieder der Gruppe „Letzte Generation“ schon mehrmals den Verkehr lahmgelegt – am Montag traf es nun erstmals Leipzig: Mitten im Berufsverkehr haben sich Klimaaktivisten auf der Jahnallee Höhe Sportforum stadteinwärts festgeklebt und den Autoverkehr knapp zwei Stunden lang blockiert. Es kam zu Staus in allen Richtungen, Fahrzeuge aus dem Westen mussten von der Polizei an der Kreuzung Sportforum/Marschnerstraße umgeleitet werden.

Gegen 9.15 wurde die Blockade von der Polizei schließlich aufgelöst. Ziel sei es gewesen, so erklärte es Lina Schinköthe von der Aktivistengruppe im Gespräch mit der LVZ, den Druck auf die Politik in der Klimapolitik zu erhöhen. Sie bezeichnete es als „wahnsinnig, unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern auszubauen“ und forderte eine „Lebensverlängerung“ von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck. Wie Polizeisprecher Olaf Hoppe vor Ort sagte, wird gegen sechs Verantwortliche im Alter von 20 bis 24 Jahren ein Strafverfahren wegen Nötigung eingeleitet. Zuvor wurden zwei Aktivisten, die sich nicht angeklebt hatten, von der Polizei von der Fahrbahn getragen. Laut Hoppe konnte die Feuerwehr den Klebstoff, den die übrigen Demonstranten an der Hand angebracht hatten, mit Olivenöl lösen.

Die Protestaktion erfolgte inmitten der Diskussion um die Unabhängigkeit der deutschen Energiepolitik. Die Bundesrepublik versucht derzeit, sich von Energieträgern aus Russland zu lösen. In der vergangenen Woche wurde etwa der Bau eines Terminals für Flüssiggas in Wilhelmshaven begonnen, auch wird über Erdgasbohrungen in der Nordsee diskutiert. „Letzte Generation“ erteilte dem nun eine Absage: „Ich sitze heute hier auf der Straße, da wir mit immer weiter steigenden Emissionen immer schneller in den Klimakollaps rasen. Wir müssen damit aufhören. Daher darf es auch keine Bohrungen nach Öl in der Nordsee geben“, betonte Aktivistin Schinköthe. „Wir werden so lange Widerstand leisten, bis die Regierung einlenkt“, hieß es von den Klimaaktivisten.

Am Abend erklärte „Letzte Generation“ – die am Montag auch in Bremen, Freiburg und Heidelberg protestierte –, dass es am nächsten Montag abermals zu Aktionen kommen wird, falls Minister Habeck keine Erklärung gegen Ölbohrungen in der Nordsee abgibt. Konkrete Städte wurden nicht genannt. Laut der Gruppe haben sich am Montag 22 Menschen in polizeilichen Maßnahmen befinden; vielen seien Bußgelder angedroht worden. In den Städten, in denen am Montag Blockaden stattfanden, werde es diese und kommende Woche Vorträge geben, bei denen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Blockaden über Hintergründe informieren. Am Mittwoch gibt es um 18 Uhr an der Leipziger Universität eine solche Veranstaltung, hieß es am Abend von „Letzte Generation“. Ziviler Ungehorsam der Protestler sorgte jüngst bundesweit für erhebliche Kritik, auch aus Reihen, die sich eigentlich mit den Zielen der Klimabewegung solidarisieren.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen grenzte sich von den Blockaden bereits deutlich ab, als er sagte, diese spielten „den reaktionären Kräften in die Hand, die eben gerade keinen Klimaschutz wollen“. Am Gründonnerstag wurde schließlich eine Radfahrerin in Frankfurt verletzt, als sie auf Öl ausrutschte, dass die Gruppe zuvor verteilt hatte. Im Anschluss entschuldigten sich die Aktivisten, „unser höchstes Ziel ist der Schutz des Lebens“, hieß es. Zu derartigen Zwischenfällen kam es in Leipzig allerdings nicht. Alles sei „friedlich von der Bühne gegangen“, sagte Polizeisprecher Olaf Hoppe kurz nachdem der Verkehr auf der Jahnallee wieder freigegeben wurde.