Platte Reifen, schlichte Weltsicht
Leipzig. Brennende Autos, klirrende Scheiben, besprühte Fassaden: Angriffe auf fremdes Eigentum als Ausdruck einer politischen Agenda gehören auch in Leipzig zum festen Repertoire anonymer Wohlmeinender. Die jüngste Aktion im Waldstraßenviertel, so erfahren wir auf dem linken Szeneportal Indymedia, „prangert die überproportional hohe Umweltzerstörung und Klimaerhitzung durch Reiche an“.
Vermutlich drehten sich die ersten zerknirschten Gedanken der betroffenen Autofahrer im Waldstraßenviertel am Mittwochmorgen um genau diese Problematik. Zumindest in der Vorstellungswelt jener „Aktivist*innen“, die SUV in einem Atemzug mit Luxusgütern wie Jachten oder Privatjets nennen und die mit plattgemachten Reifen Leipziger SUV-Besitzer ermahnen wollen, „die Lebensgrundlage vieler Menschen weltweit über ihren vermeintlichen Statuszuwachs durch überdimensionierte Blech-Juwelen zu stellen und ein ÖPNV-Ticket oder Fahrrad zu kaufen“.
Man könnte einwenden, dass SUV (Sport Utility Vehicle) nur eine bestimmte Karosserieform darstellen. Viele dieser Fahrzeuge sind keine spritsaufenden Ungetüme, sondern sparsamer als mancher Familien-Van. Es gibt auch kleine SUV, die einfach nur ein bisschen höher sind und Rentnern den Einstieg erleichtern. Aber vermutlich sind dies zu komplexe Gedanken für jemanden, der Sachbeschädigung für eine Meinungsäußerung hält.
Von Frank Döring