Unbekannte machen SUV-Reifen platt und drohen Leipziger Autofahrern
Unbekannte haben in der Nacht die Reifen mehrerer SUV platt gemacht. Vor allem im Waldstraßenviertel schlugen die Täter zu. Die Polizei schließt ein politisches Motiv nicht aus.
Leipzig.Waren es tatsächlich militante Klimaaktivisten? Unbekannte haben in der Nacht zum Mittwoch in Leipzig die Reifen von zahlreichen Autos platt gemacht. Die betroffenen Besitzer fanden am Morgen zudem Drohschreiben hinter den Scheibenwischern. Darin kündigten die Täter noch härtere Aktionen an. Die Polizei bestätigte auf LVZ-Anfrage, dass mehrere Fahrzeuge betroffen seien. Die Reifen wurden aber offenbar nicht zerstochen, sondern lediglich die Luft rausgelassen. Wie viele Fahrzeuge genau angegriffen wurden, ist gegenwärtig noch unklar. Der Schwerpunkt der Aktion lag offenbar im Waldstraßenviertel.
„CO2-Maschinen müssen neutralisiert werden“
Noch in der Nacht wurde auf der linken Szeneplattform Indymedia ein Bekennerschreiben veröffentlicht. „Aktivist*innen der Aktion Krampus ließen in der Nacht zahlreichen SUVs und Luxuskarren die Luft aus den Reifen“, heißt es darin. „Die Aktion prangert die überproportional hohe Umweltzerstörung und Klimaerhitzung durch Reiche an, die auch von der kommenden Koalition mitgetragen wird.“ Der Krampus ist einem Adventsbrauchtum zufolge eine Schreckgestalt in Begleitung des Nikolaus. Letzterer beschenkt die braven Kinder, während der Krampus die unartigen bestraft. So wollen die Unbekannten ihre Taten, die sich vor allem gegen SUV-Besitzer richten, auch verstanden wissen.
„Angesichts der sich immer weiter verschärfenden Klimakrise und einer Politik, die vor allem dem Autokapital dient, sehen wir keinen anderen Ausweg“, so die Autoren des Bekennerschreibens. „Hoch emittierende CO2-Maschinen müssen neutralisiert werden, um die Klimakrise zu stoppen und damit Menschenleben zu retten. Deswegen zieht der Krampus von nun an öfters durch die Stadt, um sämtlichen SUVs die Luft herauszulassen und mit einem Sicherheitshinweis zu versehen.“ Bei vergleichbaren Aktionen vor einigen Tagen beispielsweise in München wurden Bekennerschreiben mit ähnlich wirren Botschaften veröffentlicht.
„Park besser gar nicht mehr auf der Straße“
An den Tatorten wie etwa in der Waldstraße und in der Fregestraße verteilten die Unbekannten Zettel an den plattgemachten Autos, auf denen sie den Besitzern unverblümt drohen: „Dein Auto ist zu groß, zu teuer und verbraucht zu viele Ressourcen. Park besser gar nicht mehr auf der Straße. Der Krampus kommt jetzt öfters vorbei und ist nicht dafür bekannt, mit der Zeit netter zu werden!“ Auch in dem Indymedia- Text werden weitere Schritte angekündigt: „Dies ist der ernstgemeinte Auftakt einer Reihe solcher Missetaten, die nach Nachahmung schreien.“
Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung, sagte Behördensprecherin Therese Leverenz. Weil eine politische Motivation der Taten nicht ausgeschlossen werden könne, prüfe man die Übernahme der Ermittlungen durch den Staatsschutz.
Von Frank Döring