Das elitäre Moment der deutschen Linken

Ich habe vor kurzem ein schönes Buch entdeckt: „Der Friedort der Revolutionäre – Metaphern aus dem laufenden Krieg“ vom Autor*innenkollektiv: „die Kinder des Krieges“
Ich finde es Schade, dass dieses Büchlein fast vergessen ist. Deshalb möcht ich hier mal wieder daran erinnern, es ist übers linksunten Archiv zu finden.
Da sich seit der Veröffentlichung des Buches nix verändert hat, find ich diesen Text sehr passend und hoffe, dass viele Leute sich daran ein Beispiel nehmen. Denn die akademische Linke würgt jegliche Versuche einer tatsächlichen Befreiungsbewegung ab. Zu diesem Thema hoffe ich um eine stärkere Auseinandersetzung, denn ich bin der Meinung, dass einer sogenannten „autoritären Formierung“ viel zu viel Bedeutung für ein Erstarken von Kadergruppen angelastet wird, anstatt sich an die eigene Nase zu fassen und die eigenen Fehler zu beleuchten.
Hier wurden schon viele Texte über die komischen „Connewitz-Kids“ in einem sehr hämischen Ton veröffentlicht, der der Wahrheitsfindung nicht zuträglich ist. Ich finde viele Texte hier emblematisch für die Realitätsferne, der Leipziger Linken und würde mir mal wirklich Selbstkritik wünschen und einen Ansatz aus der spezialisierten Elite herauszukommen und den Konflikt auf die Straßen zu tragen. Also, dass es keine Hierarchisierung der Bewegung gibt, Aufsplittung in Autonome und Politgruppen, die nur zu Vereinzelung und Paranoia führt. Auflösung der Trennung von Theorie und Praxis, Auflösung der Trennung von Legalistisch und Illegal. Ein autonomer Kindergarten und eine bewaffnete Terrorzelle sind sich in ihrer Konfliktualität gleichwertig. Beides ist gleich wichtig um die Himmel zu stürmen. Ich und viele andere Menschen sind schwer enttäuscht von den Strukturen in dieser Stadt und der Hoffnungslosigkeit, die hier Tag und Nacht grassiert, da man/mensch/frau/wesen sich vorallem in sinnloses Empowerment flüchtet, anstatt sich selbst zu ERMÄCHTIGEN, indem militante Aktionen durchgeführt werden. Militante Aktionen sind erst militant, wenn sie eine politische Agende verfolgen und effektiv dieses Ziel umsetzen. Zum Beispiel: eine gewalttätige Verteidigung einer Besetzung, um dem Staat die Konsequenzen klarzumachen und den verbündeten Anwohnern (die wir brauchen!) klarzumachen, dass wir es Ernst meinen und schlimmstenfalls für unsere Überzeugungen in den Tod gehen.
Die radikale Linke in dieser Stadt rotiert sich nur im sich selbst, ist nicht in die Probleme der Lokalbevölkerung eingebunden, agiert teilweise eher als Aufwertung, die arme Menschen verdrängt. Gut zu beobachten an den bei der Stadbevölkerung höchst unbeliebten Superblocks, die völlig unsinnig sind und null den Verkehr verringert haben. Sie sind Ausdruck dieser Linken die völlig den Zugang zur Unterklasse verloren hat und sich im bürgerlichen Wolkenkukuksheim verirrt. Ich übe hier harsche Kritik, weil es anders nicht geht und hoffe, dass Leute sich mal wirklich Gedanken machen und Neues wagen, anstatt denselben Szene-HickHack auf Endlosschleife zu wiederholen.
Deshalb möchte ich die Debatte weiter befeuern, damit Leute mal endlich klarkommen und von ihren hohen Rössern herabsteigen und aus den heiligen Hallen der Universiät und aus dem Elfenbeinturm Akademie heraustreten.
Ich denke dieser Text beleuchtet klar und auf abstrakter Ebene, so einige dieser selbstherrlichen Aspekte, die dazu führen, dass die „Jugend“ keine Lust mehr auf die verkalkte, rad. Linke-Elite hat.
(Ich habe den Text ganz bewusst akademisch Codiert, da ich mir erhoffe, dadurch Ernst genommen zu werden. Es ist nämlich allgemein bekannt, dass viele lateinisch klingende Fachwörter einen Text wahrer machen!)
– Der volle Bauch-
„Warum so viele schlaue Leute soviel Mist erzählen?“, fragt ein Kind.
Abstrakt immer um Korrektheit und Differenziertheit bemüht zu sein. Und damit konkret gleichsam, aber auch immer daneben zu liegen. Ein Talent, dass die geistige Elite beherrscht wie kein anderes Milieu. Nichts ist dem Bürger, vom linksintellektuellem Snob bis zum rechten Realpolitiker, mehr zuwider als Partei zu ergreifen und Position zu beziehen; die Kampfansage der Herrschenden Ordnung auf seine Existenz anzunehmen; den endgültigen und unwiderruflichen Trennstrich zwischen sich und dem Feind zu ziehen. Sein korrumpierender Hang alles aussöhnen zu wollen, sich irgendwie doch noch mit der Diktatur zu arrangieren, mündet darin, schon begrifflich den Feind überhaupt nicht mehr als solchen sehen zu wollen. Durch Verhandlung, Ausgleich und Kompromiss hat der Feind in sich selbst aufgehoben, als er sich Ordnung verbrüderte. Aus Angst, dass es ihm irgendwann an seine eigenen Privilegien geht. Als Verräter an sich selbst und seinen Möglichkeiten ES zu stoppen, braucht er das „Freund-Feind-Denken“, die „Dichotomie“, wie er sagt, nicht mehr. Nicht, weil der Frieden herrscht. Nicht, weil die Menschen gleich und frei sind. Sondern einzig, weil er sich selbst statt dessen auf irgendwelche vermeintlichen Einsichten in Notwendigkeiten festlegt – sich so dr Normativität des Faktischen beugt. Seine Befreundung mit dem Privileg, die schon genug geben muss, rettet ihn davor Position dagegen zu beziehen. Was bedeutet, dass sein bloßes Lippenbekenntnis doch irgendwie dagegen-zu-sein, in Hinblick auf den Zustand der Welt gleichermaßen immer ein dafür-sein ist.
Allem penibel auf den Grund zu gehen und damit alles wegzuwischen und zu vernebeln; alles kleinkariert zu analysieren, wo es nichts mehr zu überdenken, sondern nur noch zu entscheiden gibt; verstehen wollen, wo es darum geht, endlich das wesentliche zu begreifen; Binsenweisheiten als Weisheiten ausgeben, wo es Zeit wäre dem Paktieren mit der ideologischen Kultur zu fliehen; ins Abstrakte flüchten, wo einzig die konkrete Antwort aussteht; die Haare in der Suppe finden, um dann dem Kellner genüsslich einen Einlauf zu verpassen: der bürgerliche Kritizismus ist seiner klammheimlichen Liebe zu dem Objekt geschuldet, über das sich die Witzfigur des „Kritikers“ produziert. Mit Erstaunen lässt sich eine ambivalente Beziehung des Kleinbürgertums zu der gegebenen Ordnung konstatieren, die wirklich keinen Platz mehr für Feindschaft lässt. Und das die Psychologie mit dem Stockholm-Syndrom oder Anna Freud als Intellektualisierung über die Identifizierung mit dem Angreifer bis zur Verleugnung anschaulich beschrieben hat.
„Weil die neurotische Gesellschaft nichts als neurotische Mitglieder, weil ein exzentrisches Empire nichts als Exzentriker hervorbringt. Und weil schlaue Figuren häufig Privilegien besitzen und einen vollen Bauch haben. Und weil das Ende des Hungers und das Ende ihres Privilegs für sie ein theoretisches Unterfangen ist, dem eine ganz praktische Furcht zugrunde liegt: die miese kleinbürgerliche Bequemlichkeit und die tiefe Angst davor sich endlich gleich zu machen. Hieße es doch in das Spiegelbild der eigenen Bedeutungslosigkeit zu schauen, von der sie insgeheim wissen, dass sie sich überall schon ankündigt“, sagt der alte Mann.
(Originaltext leicht angepasst)