Unregierbar werden – Netzwerke knüpfen

UNREGIERBAR WERDEN – NETZWERKE KNÜPFEN
anarchistisch – autonom – antiautoritär
* short version english below * Kurzversion auf deutsch ganz unten *
Treffen am 01.05. (11-14 Uhr) / @ Elsapark
Picknick * Inhalte * Austausch * Zubringer
Wir werden uns am ersten Mai treffen. Unsere Szene ist verstreut und in der Defensive. Umso wichtiger ist es, als Anarchist*innen zusammenzukommen, uns wahrzunehmen und auszutauschen.
Weiterhin werden wir voraussichtlich am 02.04. im Osten, am 08.04. im Westen und zu einem weiteren Termin im Süden von Leipzig einen Workshop zum Thema anbieten: „unregierbar werden? – Netzwerke knüpfen! Versuch und Angebot zur Selbstverständigung der anarchistischen Szene Leipzig“. Achtet auf Ankündigungen bei planlos-leipzig.org
Schwierige Ist-Zustände und erschreckende Zukunftsaussichten
Was sollen wir noch zum Zustand der Welt und den gesellschaftlichen Entwicklungen sagen? Mittlerweile ist es so offensichtlich, dass die bestehende Gesellschaftsform zusammenbricht. Sie krankt an ihren eigenen Widersprüchen und kann diese nur oberflächlich vermitteln. Wir wissen, dass die Zuspitzung der Klassenverhältnisse, Klimaerwärmung, Patriarchat, Rassismus und Militarisierung miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig befördern. Wir wissen, dass der Faschismus mit großen Schritten auf dem Vormarsch ist und keine bloße Projektionsfläche für unsere schlimmsten Ängste bleibt.
Autoritäre Strukturen und Prozesse, Denk- und Verhaltensweisen, weiten sich auf allen Ebenen aus. Dies ist im Regierungshandeln nachvollziehbar, in der rechtspopulistischen Rhetorik der politischen Parteien und hinsichtlich der Repression gegen emanzipatorische Bestrebungen. Es ist wahrnehmbar, wie rassistische, maskulinistische Vorstellungen von Menschen über social media-Kanäle befeuert und verstärkt werden, während sie für unsere Anliegen nur wenig hilfreich sind. Ebenso sichtbar wird der Autoritarismus im oberflächlich-liberalen Milieu und bei autoritär-kommunistischen Kadergruppen in unserer Umgebung. Während die einen Sprechverbote aussprechen und um ihre Identitäten kreisen, hängen die anderen überkommenen Vorstellungen einer von ihnen angeführten Revolution an.
Die neue Bundesregierung bleibt ein schlechter Kompromiss der sogenannten bürgerlichen Mitte, auf welchen die AfD realen Einfluss nimmt. Sicherlich wird weiterhin versucht werden, soziale Rechte abzubauen und Grundrechte zu beschneiden, Überwachung und Polizeibefugnisse auszuweiten, Wehrpflicht einzuführen und kriegstüchtig zu werden, Grenzen abzuschotten, traditionelle geschlechtliche Rollenbilder zu stärken, Klimawandel zu relativieren, Faschismus zu normalisieren und einzubinden. Die Linkspartei mag sich erneuert haben – eine Vision für eine andere Gesellschaftsform sucht man bei ihr jedoch vergeblich.
Auch im vermeintlich wunderbaren Leipzig wird vieles schwieriger: Selbstorganisierten Strukturen wird der Raum genommen (die Schließung des Erythrozin) und patriarchale Gewalt gibt es hier ebenso (wie der Femizid an Jessica S. vor bald einem Jahr). Weiterhin macht uns die staatliche Repression zu schaffen (bspw. müssen wir uns immer noch mit den Nachwirkungen von Hausdurchsuchungen oder dem Kessel vom 03.06.23 herumschlagen). Wir selbst sind dabei nicht frei von Konsummentalität, Konkurrenzdenken, Vorurteilen und Panikmache, welche diese Gesellschaft erzeugen.
Und wir bewegen uns doch…
Die Frage ist nicht, ob sich die Dinge um uns rasant verändern und welche Richtungen dabei im Detail eingeschlagen werden. Entscheidend ist für uns, wie wir uns dazu verhalten – und ob wir uns bereit machen, darauf Einfluss zu nehmen. Es ist völlig verständlich, dass wir selbst und viele aus unserem Umfeld, sich ohnmächtig, depressiv und ratlos fühlen. Es gilt, unsere Ohnmacht, Niedergeschlagenheit und Orientierungslosigkeit auszusprechen – statt sie mit ziellosem Aktionismus zu kaschieren, der oft nur symbolisch und oberflächlich bleibt oder in Zynismus oder Reformismus abzugleiten.
Trotz dieser realistischen Einschätzung wissen und sehen wir zugleich, dass Leute um uns herum und wir selbst uns bewegen. Jedes Handeln, mit dem sich Menschen auf direkte Weise für Solidarität, Gleichheit, Freiheit, Vielfalt und Selbstbestimmung einsetzen, gilt es wertzuschätzen. Ob sie in selbstorganisierten Projekten aktiv sind oder demonstrieren gehen; ob sie sich umeinander kümmern oder sich gegen Rassismus einsetzen; ob sie sich in ihrer Umgebung subversiv verhalten oder in die Diskussion mit ihren Mitmenschen gehen, oder auf militante Aktionsformen wie Sabotage zurückgreifen – keine dieser Tätigkeiten sind selbstverständlich und vieles davon geschieht im Kleinen und alltäglich, sodass es unsichtbar bleibt. Ausgehend von unseren eigenen Lebenssituationen, in den Umgebungen, in welchen wir uns befinden, gilt es ins Handeln zu kommen.
Wir wollen weitermachen statt zu resignieren. Wir wollen für das gute Leben für Alle kämpfen, uns einmischen, widerständig sein, sozial-revolutionär werden – so, wie es überall auf der Welt Menschen, teilweise unter den miserabelsten Umständen, tun. Wir können und wollen keine Gesamtlösungen für das Elend anbieten, in welches uns die herrschende Klasse gebracht hat. Was wir tun können, ist, eine gemeinsame Vision für eine andere Gesellschaft zu entwickeln und zu erproben, die in unseren Vorstellungen bereits angelegt ist; und mit der wir an die Erfahrungen, Bedürfnissen und Interessen vieler anderer Menschen anknüpfen können.
Einladung zum anarchistischen Treffen
Lasst uns deswegen zusammen kommen, um uns am ersten Mai wahrzunehmen und auszutauschen. Wir wollen Prozesse der Organisation und Ermächtigung in unserer Szene stärken, um perspektivisch wieder mehr zu werden, zielgerichtetere Aktionen hervorzubringen und neue Strukturen aufzubauen. Leipzig hat definitiv ein Potenzial, das noch lange nicht ausgeschöpft ist. Ebenso wollen wir aber die Situationen in unserer Gegend, den Kleinstädten im Umland, den Landkreisen und anderen Städten nicht vergessen.
Wir laden euch ein, gemeinsam zu picknicken. Wir werden eure Gespräche mit Inputfragen anregen und ein Open Mic haben. Bringt gerne auch selbst Vorschläge für unsere Versammlung ein. Wir öffnen einen Raum, wollen aber kein konsumierbares Angebot schaffen, sondern vermitteln: Ihr alle seid die anarchistische Szene oder niemand. Dann werden wir uns der Demo der FAU anschließen. Kommt gerne mit Fahrrädern, damit wir gemeinsam dorthin fahren können! Wenn ihr möchtet findet gerne einen eigenen Ausdruck, damit wir wahrnehmbar sind. Auf Nationalfahnen und Symbole von Organisationen bitten wir zu verzichten.
– jardinières de l’espoir
Picknick: ab 11 Uhr
Input, Gespräche, Open Mic: 12 Uhr
Aufbruch: ca. 13:30 Uhr
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BECOME UNGOVERNABLE – BUILD NETWORKS
anarchist – autonomous – anti-authoritarian
Assembly on 01.05. (11-14 o’clock) / @ Elsapark
picnic * contents * exchange * feeder
We will meet on the first of May. Our scene is scattered and on the defensive. This makes it all the more important to come together as anarchists, to become aware of each other and to exchange ideas.
Difficult current conditions and frightening future prospects
It is now so obvious that the existing form of society is collapsing. It suffers from its own contradictions and can only communicate them superficially. We know that the intensification of class relations, global warming, patriarchy, racism and militarization are intertwined and mutually supportive. We know that fascism is advancing with great strides.
Authoritarianism is expanding at all levels. This can be seen in government action, in the right-wing populist rhetoric of the political parties and in the repression of emancipatory efforts. The new federal government remains a poor compromise of the so-called bourgeois center, on which the AfD has a real influence. The Left Party may have renewed itself, but you will search in vain for a vision of a different form of society.
Many things are also becoming more difficult in Leipzig: the space for self-organized structures is being taken away and patriarchal violence is just as prevalent here. State repression continues to cause us problems. We ourselves are not free from the consumer mentality, competitive thinking, prejudices and scaremongering that create this society.
And yet we are moving…
The question is not whether things are changing rapidly around us and what directions are being taken in detail. The decisive factor for us is whether we are prepared to influence them. We need to speak out about our powerlessness, despondency and disorientation – instead of concealing them with aimless actionism, which often remains merely symbolic and superficial or slips into cynicism or reformism.
We know and see that people around us and we ourselves are moving. We want to value this. None of the diverse commitment to the right cause in our environment is taken for granted and much of it happens on a small and everyday scale so that it remains invisible. Starting from our own life situations, in the environments in which we find ourselves, we need to take action.
We want to fight for a good life for all, get involved, resist, become social revolutionaries. We cannot offer total solutions to the misery that the ruling class has brought us into. What we can do is develop and test a common vision for a different society that is already laid out in our ideas; and with which we can connect to the experiences, needs and interests of many other people.
Invitation to the anarchist meeting
Let’s come together to meet and exchange ideas on the first of May. We want to strengthen processes of organization and empowerment in our scene in order to grow again in perspective, produce more targeted actions and build new structures. Leipzig definitely has potential that is far from exhausted. But we also don’t want to forget the situation in our region, the small towns in the surrounding area, the districts and other cities.
We invite you to have a picnic together. We will stimulate your conversations with input questions and have an open mic. Feel free to bring your own suggestions for our gathering. We are opening up a space, but we don’t want to create a consumable offer, we want to communicate: You are all the anarchist scene or nobody is. Then we will join the FAU demo. Please come with bicycles so that we can ride there together! If you like, find your own expression so that we are recognizable. Please refrain from using national flags and symbols of organizations.
– jardinières de l’espoir
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UNREGIERBAR WERDEN – NETZWERKE KNÜPFEN
anarchistisch – autonom – antiautoritär
Versammlung am 01.05. (11-14 Uhr) / @ Elsapark
Picknick * Inhalte * Austausch * Zubringer
Wir werden uns am ersten Mai treffen. Unsere Szene ist verstreut und in der Defensive. Umso wichtiger ist es, als Anarchist*innen zusammenzukommen, uns wahrzunehmen und auszutauschen.
Schwierige Ist-Zustände und erschreckende Zukunftsaussichten
Mittlerweile ist es so offensichtlich, dass die bestehende Gesellschaftsform zusammenbricht. Sie krankt an ihren eigenen Widersprüchen und kann diese nur oberflächlich vermitteln. Wir wissen, dass die Zuspitzung der Klassenverhältnisse, Klimaerwärmung, Patriarchat, Rassismus und Militarisierung miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig befördern. Wir wissen, dass der Faschismus mit großen Schritten auf dem Vormarsch ist.
Der Autoritarismus wird auf allen Ebenen ausgeweitet. Dies ist im Regierungshandeln nachvollziehbar, in der rechtspopulistischen Rhetorik der politischen Parteien und hinsichtlich der Repression gegen emanzipatorische Bestrebungen. Die neue Bundesregierung bleibt ein schlechter Kompromiss der sogenannten bürgerlichen Mitte, auf welchen die AfD realen Einfluss nimmt. Die Linkspartei mag sich erneuert haben – eine Vision für eine andere Gesellschaftsform sucht man bei ihr jedoch vergeblich.
Auch in Leipzig wird vieles schwieriger: Selbstorganisierten Strukturen wird der Raum genommen und patriarchale Gewalt gibt es hier ebenso. Weiterhin macht uns die staatliche Repression zu schaffen. Wir selbst sind dabei nicht frei von Konsummentalität, Konkurrenzdenken, Vorurteilen und Panikmache, welche diese Gesellschaft erzeugen.
Und wir bewegen uns doch…
Die Frage ist nicht, ob sich die Dinge um uns rasant verändern und welche Richtungen dabei im Detail eingeschlagen werden. Entscheidend ist für uns, ob wir uns bereit machen, darauf Einfluss zu nehmen. Es gilt, unsere Ohnmacht, Niedergeschlagenheit und Orientierungslosigkeit auszusprechen – statt sie mit ziellosem Aktionismus zu kaschieren, der oft nur symbolisch und oberflächlich bleibt oder in Zynismus oder Reformismus abzugleiten.
Wir wissen und sehen, dass Leute um uns herum und wir selbst uns bewegen. Dies wollen wir wertschätzen. Nichts vom dem vielfältigen Engagement für die richtige Sache in unserer Umgebung ist selbstverständlich und vieles davon geschieht im Kleinen und alltäglich, sodass es unsichtbar bleibt. Ausgehend von unseren eigenen Lebenssituationen, in den Umgebungen, in welchen wir uns befinden, gilt es ins Handeln zu kommen.
Wir wollen für das gute Leben für Alle kämpfen, uns einmischen, widerständig sein, sozial-revolutionär werden. Wir können keine Gesamtlösungen für das Elend anbieten, in welches uns die herrschende Klasse gebracht hat. Was wir tun können, ist, eine gemeinsame Vision für eine andere Gesellschaft zu entwickeln und zu erproben, die in unseren Vorstellungen bereits angelegt ist; und mit der wir an die Erfahrungen, Bedürfnissen und Interessen vieler anderer Menschen anknüpfen können.
Einladung zum anarchistischen Treffne
Lasst uns deswegen zusammen kommen, um uns am ersten Mai wahrzunehmen und auszutauschen. Wir wollen Prozesse der Organisation und Ermächtigung in unserer Szene stärken, um perspektivisch wieder mehr zu werden, zielgerichtetere Aktionen hervorzubringen und neue Strukturen aufzubauen. Wenn wir uns in Leipzig treffen, vergessen wir ebenso nicht die Situationen in unserer Gegend.
Wir laden euch ein, gemeinsam zu picknicken. Wir werden eure Gespräche mit Inputfragen anregen und ein Open Mic haben. Bringt gerne auch selbst Vorschläge für unser Treffen ein. Wir öffnen einen Raum, denn ihr alle seid die anarchistische Szene oder niemand. Dann werden wir uns der Demo der FAU anschließen. Kommt gerne mit Fahrrädern, damit wir gemeinsam dorthin fahren können! Wenn ihr möchtet findet einen eigenen Ausdruck, damit wir wahrnehmbar sind. Auf Nationalfahnen und Symbole von Organisationen bitten wir zu verzichten.
– jardinières de l’espoir
Picknick: ab 11 Uhr
Input, Gespräche, Open Mic: 12 Uhr
Aufbruch: ca. 13:30 Uhr