Leipzig: Alter Bahnhof in Connewitz wird zwangsversteigert

Seit Jahrzehnten steht der ehemalige Connewitzer Bahnhof leer. Nun soll das verwahrloste Gelände an den Meistbietenden verkauft werden. Es ist nicht der erste Anlauf.

Wie geht es weiter mit dem ehemaligen Bahnhof in Connewitz? Diese Frage stellt sich Anwohnern in der Umgebung des baufälligen Gebäudes an der Bornaischen Straße seit Langem – am Donnerstag dieser Woche könnte sich darauf endlich eine Antwort finden.

Dann kommt das Grundstück unter den Hammer: Das Leipziger Amtsgericht lässt das Areal zwangsversteigern. Mit knapp 1,1 Millionen Euro beziffert ein Sachverständiger den Grundstückswert.

Es ist bereits der zweite Versuch, das Gelände an den Höchstbietenden zu veräußern. Schon 2021 hatte man – unter Regie der CR Investment Management – eine Versteigerung in die Wege geleitet. Die Anlage, hieß es damals, erfülle dabei alle Voraussetzungen für eine Umnutzung etwa als Wohnhaus mit kleinen Wohneinheiten. Offenkundig war das Verfahren nicht von Erfolg gekrönt, Gebäude und Flurstück verfallen und verwildern weiterhin.

Bahnhof Connewitz um 1888 erbaut

Dabei blickt der denkmalgeschützte Bahnhof auf eine lange Geschichte zurück: Um 1888 herum erbaut und 1906 um einen Anbau erweitert, diente er über Jahrzehnte als Empfangsgebäude für Bahnreisende im Leipziger Süden. Nach der Wende wurde 1990 zwar mit einer Sanierung begonnen, geht aus dem aktuellen Sachverständigengutachten hervor. Diese sei allerdings noch in einem frühen Stadium wieder abgebrochen worden.

2008 wurde das Gelände dann im Zuge der Modernisierung der Verkehrsstation Leipzig-Connewitz für den Betrieb des City-Tunnels veräußert. Die German Property Group (GPG) kaufte es der Bahn ab. Im Anschluss warb die Unternehmensgruppe um Privatinvestoren aus dem Ausland, lockte mit vermeintlichen Steuererleichterungen und überdurchschnittlichen Renditen.

Ermittlungen gegen ehemaligen Besitzer

Medienberichte enthüllten jedoch, dass das Geld nicht oder nur zum Teil tatsächlich in die insgesamt 22 Liegenschaften der GPG investiert wurde, der Großteil der Objekte verfiel weiter. 2020 leitete die Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungen unter anderem wegen möglichen Anlagebetrugs und Untreue ein, im Sommer desselben Jahres meldete die GPG Insolvenz an.

Die jahrelange Vernachlässigung ist dem Bahnhof nun laut Sachverständigem anzumerken. Sämtliche Ausbaugewerke sowie Teile der Rohbaugewerke wie etwa Fußbodenaufbauten wurden entfernt oder sind schadhaft. Auch ein frei stehendes, ehemaliges Toilettenhäuschen muss vor der Nutzung umfassend saniert werden. Hinzu kommt dichter Wildwuchs auf weiten Teilen des Areals.

Viel Arbeit also für einen potenziellen Käufer. Die Versteigerung beginnt um 10 Uhr im Amtsgericht.