Leipziger Bäckerei mit Kot beschmiert, weil Bäckerin für die AfD im Stadtrat sitzt: „Kein Bock auf Nazi-Brötchen!
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10.02.2025 – 16:16 Uhr
Alexandra Hachmeister ist Konditormeisterin in Leipzig. Mit ihrem Zwillingsbruder Sascha zusammen führt sie in vierter Generation zwei Bäckereien. Die Bewertungen ihrer Backwaren sind überdurchschnittlich hoch – meist vier von fünf Pluspunkten.
Jetzt hat sich das Leben der 49-Jährigen radikal verändert. Handzettel werden in der Stadt verteilt, an zahllose Hauswände geklebt. Darauf ist Alexandra Hachmeisters Porträt abgebildet, die Bäckerei ist zu sehen. Auf dem Flyer steht: „Kein Bock auf Nazi-Brötchen!“ Auf das Schaufenster der Bäckerei Hachmeister wurde in Riesenlettern das Wort „Nazi-Schweine“ geschmiert. Einmal wurde ihre Bäckerei sogar mit Kot beschmiert.
Was war geschehen?
Alexandra Hachmeister: „Ich wurde bei der Kommunalwahl am 9. Juni in den Leipziger Stadtrat und in den Ortschaftsrat Engelsdorf für die AfD gewählt. Meinen politischen Schwerpunkt sehe ich vor allem im Bereich Wirtschaft. Der Fachkräftemangel ist ein entscheidender Faktor für die Schieflage unserer Wirtschaft. Ich kann jeden verstehen, der die Selbstständigkeit aufgibt. Die Abgabenlast (Gewerbesteuer, erhöhte Grundsteuer, Energiekosten) ist eine immer größere Belastung für kleinere Handwerksbetriebe – das wollen wir ändern. Ich werde mein Bestes für die Leipziger Bürger geben.“
Die Leute, die Alexandra Hachmeister und ihren Bruder Sascha als „Nazi-Schweine“ beschimpfen, bleiben anonym. Alexandra Hachmeister zu NIUS: „Ich habe keine Ahnung, wer das ist. Wir lassen uns von Beschimpfungen dieser Art nicht beeindrucken und machen Schmierereien sofort wieder weg.“ Die Kunden, so sagt sie zu NIUS, halten zu ihr. „Ich habe keine Stammkunden verloren. Im Gegenteil: Ich sehe neue Gesichter, die bei uns kaufen. Da bin ich den Leipzigern sehr dankbar.“
„Wir finden keinen Nachfolger“
Alexandra Hachmeister weiß, wovon sie spricht, wenn sie den Mangel an Handwerkern anprangert. „Irgendwann gibt es keinen mehr, der auch nur eine Glühbirne wechseln kann. Um das Sterben von immer mehr Handwerksbetrieben zu stoppen, setzen wir uns im Leipziger Stadtrat für eine Senkung des Gewerbe- und Grundsteuerhebesatzes ein.“
Sie und ihr Bruder sehen für ihre eigene Bäckerei keine gute Zukunft. Das hat aber nichts mit den Schmierereien und Beleidigungen zu tun, sondern mit dem Nachwuchs. Alexandra Hachmeister: „Wir finden keinen Nachfolger. Jede Nacht ab zwei Uhr früh in der Backstube stehen – wer macht das heute noch? Da muss man das Bäckerhandwerk schon sehr lieben. Mein Bruder und ich werden uns in der vierten Generation von der eigenen Bäckerei verabschieden müssen – sehr traurig.“
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