Nie wieder Stura! Nie wieder Judenhass! Gegen die Kollaboration mit islamistischem Terror!
**Flugschrift gegen den Entzug des AG-Status von PiWo und gegen die geplante Veranstaltung mit dem BDS-Unterstützer Dr. Christopher Parker am 16.12.2024**
Eine Veranstaltung in der Uni mit Vertreter:innen von Sisters e.V. mit dem Titel „Bordell Deutschland – Filmvorführung und Diskussion“ wurde durch eine Störaktion verhindert und gipfelte in einem Polizeieinsatz. Absurderweise wurde vom Stura, der diese Veranstaltung vorher selbst abgesegnet hatte, daraufhin die Entziehung des AG Status (und damit jeglicher zukünftiger finanzieller Unterstützung) der Progressiven Initiativwochen PiWo gefordert, welche diese Veranstaltung, neben 35 anderen Veranstaltungen initiierte. Neben antifaschistischen, kapitalismuskritischen und (z.T. queer-) feministischen Veranstaltungen, luden sie auch u.a. zum Singen von Arbeiterliedern, Stadtteilrundgängen oder Kneipenabenden ein.[^1] Das Besondere: PiWo übte Kritik am schwelgenden Antisemitismus in der postmodernen Linken und dem Aufschwung autoritärkommunistischer Gruppen insbesondere in den sogenannten “kritischen Einführungswochen”.[^2]
Um der beantragten Entziehung des AG-Status zu widersprechen, begaben wir uns zur Sturasitzung am 12.11.24. Geplant war, hier Kritik zu üben, da das einzige Argument dafür, der Vorwurf der Transfeindlichkeit des Sisters e.V. und damit einhergehende Kontaktschuld von PiWo in unseren Augen ganz und gar nicht eines universitären Wissenschaftsbetriebs würdig ist oder einer an Aufklärung und Universalismus geschulten kritischen Diskussionskultur im Sinne akademischer Neutralität entspricht. Daher stellen wir uns voll und ganz hinter das von PiWo abgegebene Statement.[^3]
In der gleichen Sitzung wurde jedoch auch insbesondere von den Fachschaftsräten der Politik- und Erziehungswissenschaften für die Finanzierung einer Veranstaltung mit Dr. Christopher Parker (Uni Gent) zum Thema der „Academic Neutrality“ in Hinblick auf den Nahostkonflikt geworben. Zusammen mit 1500 anderen Leuten aus der “Flämischen Universitäts-Community” unterzeichnete er ein Statement, in dem nicht nur der “Educide” durch Israel (wohlgemerkt nicht der, der Hamas, der Hezbollah oder der iranischen Revolutionsgarden) angekreidet wird, sondern Israel die alleinige Schuld für die Lage im Nahen Osten zugeschrieben wird. Dass das einiges an Weltgeschichte schlicht und ergreifend ausblendet sollte klar sein, ebenso ist es allerwenigstens mit Vorsicht zu genießen, wenn antisemitische, sexistische, frauen-, queer- und transfeindliche, insbesondere auch klerikalfaschistische Regime nicht als solche bezeichnet werden.[^4]
Auch konnte der Referent nicht warten, bis das Blut der mehrheitlich jüdischen Opfer des Terroranschlags der Hamas vom 7.10.23 getrocknet war, um die Schuldigen in dem Jude unter den Staaten bereits am 10.10.23 zu identifizieren:
> The Israeli regime is responsible for the unfolding of violence. The ongoing Israeli assaults are the most recent evidence of the enduring occupation, which stands as the longest in contemporary times, long before Hamas came to exist. Israeli settler colonialism and apartheid is a Zionist system founded and maintained on ethnic cleansing, land dispossession, illegal annexation, and the denial of the inalienable rights of the Palestinian people and sovereignty. Statements that now condemn Hamas‘ violence exhibit the same selective blindness to the violence perpetrated by Israel and the system that produced Hamas. Framing the Palestinian struggle for liberation as ‚terrorist‘ or ‚complex‘ is an idle attempt at describing a reality of violent colonial oppression – that historically has (and inevitably will) always lead to colonized peoples‘ resistance.[^5]
Israel, die einzige parlamentarische Demokratie im nahen Osten, ist also das “Regime”, auf welches man als erstes seinen Fokus legen sollte. Komplett verschwiegen wird hier allerdings die Entstehungsgeschichte der Hamas als Ableger der Muslimbruderschaft in Gaza.[^6]
Apartheid inflationär einem Land zuzuschreiben, das sogar Parteien und Demonstrationen zulässt,[^7] die dessen Existenzrecht in Frage stellen, weicht den Begriff in Bezug zur Situation im damaligen Südafrika auf,[^8] ist schlicht und ergreifend falsch und macht den Begriff zu einer Floskel, der jede inhaltliche Kraft fehlt. Ausgeblendet wird zudem, dass sogar eben jene Akteure die Entwaffnung der Hamas fordern.[^9]
Gaza ist besetzt: vom menschenverachtenden Regime der Hamas und somit indirekt vom Iran, welches sich gegen die eigene Bevölkerung richtet,[^10] wie bereits vor dem 7.Oktober klar war und deren Propagandapparat hervorragend bei Studierenden in Europa und den USA funktioniert.[^11] So auch der Referent der besagten Veranstaltung über „akademische Neutralität“, der auch schon 2021 ganz offen zur Unterstützung von BDS aufforderte.[^12]
Aufschreie, Solidaritätsbekundungen oder eine Beschäftigung mit Protesten der Bevölkerung gegen die Hamas[^13] oder im Iran,[^14] gibt es natürlich nicht. Man müsste dafür seine eingeübte Sicherheit aufgeben, dass die Israelis an allem Schuld sind. Warum die Proteste in Gaza nicht größer sind? „Jedes mal reagiert die Hamas auf dieselbe Art und Weise: Sie schießen.“[^15]
Ebenso genügen postkoloniale Erklärungsmuster nicht, um die Geschichte von Jüdinnen und Juden und deren Diaspora zu analysieren, geschweige denn die Shoah. Verschwiegen wird an dieser Stelle die durchaus kolonialistische Geschichte des Islam, insbesondere der Muslimbruderschaft und die Aussagen vom Iran und der Charta der Hamas – deren größte Hoffnung es ist, was Hitler und die Deutschen begonnen haben, zu Ende zu führen.[^16]
Gab es in der Geschichte Israels Inititativen in Richtung einer Befriedung des Konflikts, wurde traditionell mit Gewalt geantwortet[^17] – gibt es die Möglichkeit dass Israelis und Palästinenser miteinander arbeiten, boykottiert man das lieber und nimmt den Verlust der Lebensgrundlage von Palästinensern in Kauf.[^18]
Gleichzeitig steckt ein subtiler Rassismus in dem eben genannten Zitat mit der zugrundeliegenden Annahme, nach der die von klerikalfaschistischen Gruppen unterdrückte Bevölkerungen in Gaza, Iran und anderswo, gar nicht in der Lage wären nach grundsätzlichen Menschenrechten und Demokratie zu streben und sich gegen ihre wahren Unterdrücker zu richten. Vielmehr sollen sie qua Herkunft oder Religion dazu gezwungen sein sich gegen den einzigen jüdischen Staat zu richten.
Die palästinensische Bevölkerung hat ein Recht auf Leben abseits von Krieg und klerikalfaschistischer Unterdrückung – jedoch geht dies nur unter der Bedingung, dass die Unterdrücker, die Hamas, ihre Existenz verlieren. Aber wie uns der oben zitierte Abschnitt lehrt, ist die gesamte Geschichte nicht „komplex“ – es ist in den Augen des Referenten ganz einfach: die Jüdinnen und Juden müssen verschwinden – womit er in seinem Duktus der Hamas in nichts nachsteht.
Diesem Referenten ein Podium zu bieten ist an Verantwortungslosigkeit gegenüber jüdischen Studierenden nicht zu überbieten und zeigt ziemlich gut, dass es dem Stura nicht um das Wohle aller (auch jüdischer und von islamistischer Gewalt bedrohten) Studierenden, sondern nur um das Aufrechterhalten der eigenen Wohlfühlblase geht.
In dieser sei ein Gegenprotest inhaltlich legitim sobald ein Awarenessteam zur Verfügung stehe. So geschehen beim Gegenprotest zur Veranstaltung von PiWo – dass Überlebende des Systems Prostitution vom Gegenprotest dabei angeschrien und am Verlassen des Vorlesungssaals gehindert wurden, hat das Awarenessteam nicht interessiert. Auch, dass auf “Unwohlsein” jüdischer Studierender bei der Veranstaltung mit Christopher Parker – welcher, wie dargestellt, wenig vom einzigen Staat, hält in dem Jüdinnen und Juden einfach Mensch sein können – mit einem von den veranstaltenden Fachschaftsräten, welche, wenn es um postmodernen Antisemitismus geht offensichtlich blind sind, organisierten “Awarenessteam” reagiert wird, wirkt in diesem Zusammenhang besonders höhnisch.
Während der Sturasitzung wurde immer wieder betont, wie angegriffen und verletzt man von Argumentationen ist, die Akteur:innen von Sisters e.V. geäußert haben sollen – welche nachweislich nicht vor Ort waren, was nachweislich nicht das Thema der Veranstaltung war und deren Argumentationen nicht identisch mit denen der PiWo sind. Man hätte darüber diskutieren können – inhaltliche Diskussion gehört aber, wie man sieht, nicht zur Praxis des Sturas und der Störenden, deren Schnittmengen ein Thema für sich sind. Auch dass man als Sündenbock schnell PiWo identifiziert hat zeigt, dass man den Projektionsleistungen von Parker in nichts nachsteht – dass schließlich der Stura selbst die Entscheidung zur Veranstaltungsreihe der PiWo gefällt hat, wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht weiter behandelt werden. Ernstzunehmende Selbstkritik würde schließlich bedeuten, dass man sein Wohlfühlgadget zur Seite legt und das Wohlfühlbläßchen zum platzen bringt. Man müsste sich auch von seinem deterministischen Weltbild verabschieden, in dem Palästinenser:innen nur Lemminge der Geschichte sind.
All das sind Symptome für Phantomschmerz sowie für eine Erklärung der Geschichte und der aktuellen Situation, die vereinfachend und falsch ist. Wenn man hofft, dass sich die gesellschaftliche Situation durch Diskussion und Bildung verbessert, wird man von Seiten des Sturas enttäuscht. Die vorherrschende Ideologie im Stura ist die Hypokrisie: vorgeblich trans-/queerfreundlich, antifaschistisch und so tun als ob man gegen Antisemitismus wäre. Dabei aber die Queer- und Transcommunities ausblenden, die tatsächlich um ihr Leben fürchten müssen. Es ist einfach zu komfortabel, das BDS-Gedöns nachzuplappern und zu denken, dass die Person im Spiegel am meisten leidet und daher der_die Protagonist:in der Geschichte sein muss. Dass Jüdinnen und Juden sich eben nicht auf die Solidarität von selbsternannten linken bzw. progressiven Gruppen verlassen können, macht den israelischen Staat und die Zerschlagung der Hamas nur noch nötiger.
Es wird nicht mal mehr versucht den Anschein zu erwecken, als ob man ein offenes Forum für Diskussion über die Belange aller Studierenden wäre – die Wahlbeteiligung von 13% zur Sturawahl spricht hier Bände.[^19]
Daher können die Forderungen nur sein:
**KEINE INSTRUMENTALISIERUNG DES KAMPFES GEGEN QUEER- UND TRANSFEINDLICHKEIT!**
**KEINE FINANZIERUNG ANTISEMITISCHER VERANSTALTUNGEN!**
**STÖRT UND VERHINDERT DIESE! (INSBESONDERE DIE AM 16.12.)**
**ANTISEMIT:INNEN RAUS AUS DEM STURA UND DER UNIVERSITÄT!**
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_StudierendenKollektiv_ **_MASARYK_**
_kontakt_ skmasaryk(at)proton.me
_pgp_ auf keyserver von proton
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[^1]: Programm von Piwo – [^2]: siehe Teilnahme antizionistischer Gruppen an der KEW – [^3]: Statement von Piwo – [^4]:Queer/LGBTQ/Trans in Gaza: [^5]: Statement Ghent 10.10.23 – [^6]: Künzel, Mathias: **Djihad und Judenhass**, 2006, S. 103ff. [^7]:
arabische Parteien Israel –
Beiträge zu regierungkritischen Demos in Israel – [^8]: Apartheid in Südafrika – [^9]: Arabische Parteien Israel fordern Entwaffnung – [^10]:
Flucht und Exekution: [^11]: Studierende USA, Gewalt ggü. Israel [^12]:
BDS-Statement UGhent: [^13]:
Proteste gegen Hamas in Gaza: [^14]: Iranische Protestierende – [^15]: “Sie Schießen!” – [^16]: Künzel, S. 117. [^17]: Camp David (PDF-Download) [^18]:
BDS-Boycott SodaStream: [^19]: Wahlergebnis Stura –