Asylbewerberheim in Markranstädt wird geschlossen
Die Tage der Flüchtlingsunterkunft in Markranstädt sind gezählt. Landrat Henry Graichen (CDU) hat jetzt die Schließung der Einrichtung verkündet. Es gibt erste Statements.
Der Landkreis Leipzig wird die Flüchtlingsunterkunft in Markranstädt schließen. Darüber informierte Landrat Henry Graichen (CDU) am Dienstag gegenüber LVZ.
„Die Einrichtung wird in der Form nicht mehr benötigt“, so der Kreischef. Die Schließung werde zum 1. Juli 2025 vollzogen. Die Entscheidung sei zu Wochenbeginn gefallen.
Standort war in Markranstädt heftig umstritten
Um das Flüchtlingsheim hatte es seit seiner Eröffnung hitzige Debatten gegeben. Der Standort der Unterkunft mitten in einem Wohngebiet und auch die Unterbringungssituation im Objekt selbst hatten immer wieder für Kritik gesorgt. Auch seitens der Stadtverwaltung gab es mehrfach Bestrebungen, eine vorzeitige Kündigung des Vertrages zu erwirken.
Das ehemalige Hotel „Gutenberg“ in Markranstädt war 2016 als Quartier für Flüchtlinge und Asylbewerber angemietet worden. Der Mietvertrag wurde damals für acht Jahre geschlossen. Deshalb war man in Markranstädt davon ausgegangen, dass sich nach Ablauf dieser Zeit die Türen des Objektes schließen.
Im September 2023 allerdings sah sich Bürgermeisterin Nadine Stitterich (parteilos) und der gesamte Stadtrat mit der Botschaft des Kreises konfrontiert, dass das Heim doch noch weiter benötigt werde.
Nach achtjähriger Laufzeit war der Kontrakt mit der Firma ITB GmbH in einen unbefristeten Vertrag übergegangen, der mit einer Frist von sechs Monaten zum Quartalsende gekündigt werden konnte.
Heimbetreiber wurde bereits über Kündigung informiert
Genau von dieser Konstellation macht der Landkreis Leipzig jetzt Gebrauch. Die Kündigung des Vertrages sei dem Betreiber bereits mündlich angekündigt worden. „Die Kündigung wird zum Ende des Jahres erfolgen, sodass das Objekt zum 30. Juni 2025 geschlossen wird“, so Graichen.
Aktuell zählt das ehemalige „Hotel Gutenberg“ 86 Insassen. „Innerhalb der nächsten Wochen und Monate werden wir die Bewohner in andere Objekte umlenken.“ Dies erfolge entweder in andere Heime oder in Wohnungen.
Dass sich der Kreis von der Gemeinschaftsunterkunft trennen kann, hänge mit den rückläufigen Asylbewerberzahlen zusammen, verdeutlicht Graichen. „Seit Jahresbeginn verzeichnen wir monatlich noch 60 Zuweisungen.“ Das stelle einen deutlichen Rückgang gegenüber den Vorjahren dar.
„Ich danke dem Landrat, dass er die besondere Situation in Markranstädt im Blick behalten hat und aufgrund der derzeitigen Entwicklung dieser Schritt ermöglicht wird“, erklärte Bürgermeisterin Nadine Stitterich.
Auch der CDU-Stadtverband reagierte in einem ersten Statement: „Das Thema hat unsere Bürgerschaft sehr bewegt. Fraktions- und parteiübergreifend, sei es im Stadtrat oder Kreistag, wurde immer auf die schwierige Situation hingewiesen“, erklärte CDU-Mitglied Birgit Riedel. Die Markranstädter CDU bedankte sich ebenfalls beim Landrat, dass die Schließung nun möglich werde.
Mit dem Auslaufen der Einrichtung in Markranstädt reduziert sich die Zahl der Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis Leipzig auf zehn. Vom umstrittenen Kauf eines ehemaligen Arbeiterwohnhotels in Deutzen (Gemeinde Neukieritzsch), das ebenfalls als Flüchtlingsdomizil gedacht war, hatte der Kreis bereits im Mai endgültig Abstand genommen.