Roter Stern Leipzig: Spieler und Fans beim Spiel in Großenhain „bedroht und beleidigt“

Fangruppe stört Sachsenklasse-Spiel: Die Partie von Roter Stern beim Großenhainer FV fand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Es kam zu verbalen Scharmützeln, die von den Vereinen unterschiedlich wahrgenommen wurden.

Mit Premieren ist das immer so eine Sache. Man weiß vorher nie, wie sie sich entwickeln. Roter Stern Leipzig erlebt in dieser Saison einige Premieren. Nachdem die Staffeln in der Fußball-Sachsenklasse gestrafft wurden, geht es für das „antifaschistische Sportprojekt“ aus Connewitz erstmals im Ligabetrieb in die Dresdner Region. Um möglichen Übergriffen vorzubeugen, erfahren die Partien dort erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Das Gastspiel am vergangenen Samstag beim Großenhainer FV könnte zur Blaupause werden. Das Konzept griff zumindest teilweise. Zu körperlichen Auseinandersetzungen kam es nicht, wohl aber zu verbalen Entgleisungen. Jedenfalls nach Ansicht der Gäste.

„Eigentlich war alles tiefenentspannt“, erzählt Conrad Lippert, Pressesprecher der Sterne. „Wenn da nicht eine zehnköpfige Gruppe eine grob unsportliche, aggressive Atmosphäre verbreitet hätte.“ Am Ende landete folgende Formulierung der Leipziger im Spielprotokoll. „Es hat individuelle und kollektive Bedrohungen und Beleidigungen gegen unsere Spieler und Fans gegeben.“ Da aber keine konkreten Vorfälle beschrieben sind, auch der Schiedsrichter keine Anmerkungen machte, wird das Sportgericht nicht ermitteln. Es sei denn, die Leipziger reichen schriftlich noch etwas nach. Die Großenhainer können mit der Wahrnehmung des Roten Stern jedenfalls nicht sonderlich viel anfangen.

Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen bereits im Vorfeld

„Ja, es gab da einige dümmliche Sprüche. Aber wir sind doch alle nicht aus Zuckerwatte. Da kommt man aus dem Grübeln gar nicht mehr raus, wenn man alles auf die Goldwaage legt“, sagt Hartmut Probst, Präsident des Großenhainer FV. Trotzdem reagierte der Verein noch während des Spiels nach entsprechenden Hinweisen der Leipziger. Es gab in der Halbzeitpause eine Stadiondurchsage, gleichzeitig bewegten sich einige Ordner in die Nähe der pöbelnden Gruppe. Insgesamt funktionierte die Zusammenarbeit der beiden Vereine.

„Wir haben uns da grundsätzlich wohlgefühlt, die Kommunikation verlief auf Augenhöhe – auch schon vor dem Spiel“, berichtet Lippert. Und Probst ergänzt: „Unser Konzept hat funktioniert und ist von allen Seiten angenommen worden.“ Die Hausherren hatten für eine Siebtliga-Partie einen nicht unerheblichen Aufwand betrieben: getrennte Eingänge für Hausherren und Gäste, getrennte Fanblöcke, getrennte Versorgung, zusätzliche Sicherheitsleute. All das sorgte für eine problemlose An- und Abreise. Ohnehin war der Sterne-Fanblock sehr übersichtlich besetzt.

Großenhain lässt Vorsicht walten – für 205 Zuschauer

Nur 25 Gästefans reisten an. „Das ist enttäuschend, da hat unsere Mobilisierung nicht gut funktioniert“, bekannte Lippert. Insgesamt kamen 205 Zuschauerinnen und Zuschauer. „Uns ging es bei den Sicherheitsmaßnahmen nicht um die Leipziger Fans. Man weiß bei solchen Spielen nicht, wer da um die Ecke kommt. Da lassen wir lieber Vorsicht als Nachsicht walten“, sagt Probst über der Vorbereitungen.

Das Spiel endete übrigens 1:0 für Großenhain. Roter Stern bleibt damit Schlusslicht der Nordstaffel – und droht schon früh in der Saison den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen zu verlieren. Die nächste brisante Partie folgt bereits am 20. November (Buß- und Bettag), wenn es zu Frisch Auf Wurzen geht. Vorher steht aber am Sonntag das Duell mit der Reserve von Chemie Leipzig auf dem Spielplan. Noch so eine Premiere in der Sachsenklasse. In diesem Fall aber das Treffen zweier befreundeter Vereine.